Wer sind die Menschen hinter den Brillenfassungen? Wessen Ideen beeinflussen das, was Hersteller produzieren, Außendienstler in die Geschäfte bringen, Augenoptiker verkaufen und die Menschen auf der Nase tragen? eyebizz stellt die Kreativen der Branche vor. In dieser Ausgabe ist es Modedesigner Philipp Plein.
Bei Philipp Plein ist vieles anders gegenüber konventionellen Modehäusern: zu aller erst und von Beginn an die Strategie – ein Grund für seinen Erfolg. 1998 gründete der Designer im Alter von 20 Jahren die Marke unter seinem Namen und machte sie zu einer unabhängigen Luxusmarke mit einem Jahres-Umsatz von heute über 200 Mio. Euro. Die Philipp Plein Gruppe mit Hauptsitz in Lugano (Schweiz) ist vollständig eigenfinanziert und schuldenfrei, worauf der Gründer einen großen Wert legt.
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Mehr als 700 Mitarbeiter verwalten und entwickeln außerdem die Marken „Billionaire“ und „Plein Sport“, weltweit in großen Kaufhäusern und Boutiquen sowie in über 110 Flagship-Shops erhältlich. Sie zeichnen sich durch einen unkonventionellen, nonkonformistischen Stil und besondere Qualität aus. Plein sieht sich als einen Nischenspezialisten, der „durch das Brechen etablierter Moderegeln ein neues Konzept von Luxus gefördert hat“, bei dem mehr auch wirklich mehr ist: was sich auch bei den spektakulären Events zeigt.
Philipp Plein: Bling-Bling und Totenschädel
Der gebürtige Münchener wuchs in Nürnberg auf und besuchte das Elite-Internat Schloss Salem. Seine ersten Schritte als Unternehmer machte er mit dem Verkauf von Luxus-Hundebetten und anderen Designermöbeln.
Mit einer selbst kreierten Lederweste erkannte er das Potenzial von Luxuskleidung – schon damals mit Swarovski-Kristallen und Totenkopf.
Seine Mode definiert der Vater dreier Kinder als „Haute Couture mit Elementen des glamourösen Gothic“: viel Bling-Bling mit Totenschädeln, Leder und rockige Nieten sowie exklusive Materialien wie zum Beispiel Seide, Python- oder Krokoleder. Und natürlich Gold, Gold, Gold.
Die Marke zur 360°-Lifestyle-Brand machen, das war immer das große Ziel, denn das erschließt immer wieder neue Käuferschichten. Ein Dutzend Lizenzen gibt es schon, darunter Uhren, Schmuck, Möbel, Duft und Home Collection. Als nächstes folgt das erste „Plein Hotel“ im dritten Quartal 2024 in Mailand.
Brillen-Partnerschaft mit De Rigo
2021 begann, nachdem eigene Versuche nicht so gut liefen, die Zusammenarbeit mit dem italienischen Brillen-Hersteller De Rigo und dessen Creative Director Enrico Furlan. Philipp Plein damals: „Das Treffen war Liebe auf den ersten Blick. Dabei konnte ich die außergewöhnliche Produktqualität und Produktions-Kapazität von De Rigo kennenlernen.“
Das weltweite Vertriebsnetz pushte die Marke zusätzlich. In Deutschland beziehen rund 300 Augenoptiker die exklusive Brillenmarke, die 2022 für eine der besonderen Brillenfassungen den Silmo d‘Or erhielt. Im September erweiterten die Partner ihre Zusammenarbeit um „Plein Sport Eyewear“. Damit möchten die Italiener das Herren-Segment in ihrem Portfolio stärken und die Plein Gruppe ein Stück vom profitablen Sportmarkt abbekommen.
In den Werbe-Kampagnen dazu steht der 46-Jährige auch gerne mal selbst vor der Kamera. Kein Wunder: Mit seinen dunklen Haaren, Bart, Tattoos und dem markanten Blick ist er genau der Typ für diesen Look.
/// PE
Interview mit Philipp Plein
„Beständigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg“
eyebizz: Herr Plein, Ihre Marke ist unkonventionell und provokativ. Woher nehmen Sie die Ideen, um Ihre Fans mit jeder Kollektion zu überraschen?
Philipp Plein: Ich bleibe meinem Tonfall und meinen Markenwurzeln treu. Das ist es, was die Loyalität der Endverbraucher erhält. Beständigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Leidenschaft ist ein wichtiger Antrieb für meine Arbeit und ein Meilenstein, wenn es um Werte geht, an die ich glaube. In der Phase der Kollektions-Entwicklung beschäftige ich mich immer mit Architektur, Kunst, Musik und Innenarchitektur, um mich von Formen, Farben und neuen Trends inspirieren zu lassen.
Was unterscheidet „Plein Sport“ von der Hauptkollektion „Philipp Plein“?
Plein Sport ist eine brandneue Marke, und Sportbrillen sind definitiv eine wichtige Möglichkeit, den Lifestyle der Marke zu vervollständigen. Die Designmerkmale, die Preispositionierung und die Kommunikation sind völlig anders als bei „Philipp Plein“.
Die Sportbrillen-Kollektion ehrt die Stilcodes der Marke mit einem aufregenden Mix aus Performance, Technologie und futuristischen Referenzen und ist der authentischste und sportlichste Ausdruck des Luxus-Lifestyles.
Apropos Sport, was sind Ihre Lieblings-Sportarten?
Ich laufe und trainiere jeden Tag, am Wochenende gehe ich wandern. Ich fühle mich aktiv und dadurch viel besser. Wenn ich Sport treibe, kann ich Spannungen abbauen, mich konzentrieren und fokussieren. Das Fitnessstudio ist generell der Ort, an dem ich am meisten Sport treibe, und deshalb hatte ich die Vision, „Plein Sport“ mit dem Fitnessstudio als Umfeld zu verbinden.
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums erschien letztes Jahr eine Biografie über Sie. Was sind die drei wichtigsten Punkte Ihrer Karriere?
• „From Zero to Hero“ ist die Geschichte meines Arbeitslebens, in dem ich mich von einem Modedesigner zu einem Unternehmer entwickelt habe.
• Internationale Expansion und Markenbekanntheit.
• Globaler Fußabdruck durch neue Geschäftsmöglichkeiten und neue Branchen.
Wenn man Sie nach fünf Dingen fragen würde, die Ihnen wichtig sind, was wäre das und warum?
Auto: Autofahren ist meine Leidenschaft. Es ist ein Ort, an dem ich mich konzentrieren und während der Fahrt Musik hören kann, aber vor allem geht es um Entfernungen und Ziele, die man erreichen kann.
Uhr: Es geht nicht um das Objekt, sondern um die Bedeutung der Zeit.
Brille: Um zu beobachten und weiter zu sehen; sie gibt mir die Vision und Projektion von mir selbst in die Zukunft.
Schlüssel: Um neue Türen zu öffnen, es geht um die Expansion.
Diamant: Er ist das Licht in meinem Leben.
Herzlichen Dank!
/// Die Fragen stellte Patricia Perlitschke.
Plein Group Gründungsjahr: 1998 Firmensitz: Lugano (Schweiz) www.pleingroup.com