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Designers Lounge

Henrik Vibskov: Avantgarde-Brillen mit skandinavischer Note

Lückenhafte Gläser treffen auf ultra-dicke Rahmen: Kopenhagens Kultdesigner Henrik Vibskov hat seit kurzem auch Sonnenbrillen für sich entdeckt. Für die Entwicklung der Modelle zur neuen Kollektion „The Daily Chewing Gum Therapy Session“ hat er mit dem südkoreanischen Luxusbrillen-Label Gentle Monster zusammengearbeitet.

Henrik Vibskov c Christian Larsen
„Der Rahmen ist vielleicht skandinavisch, ohne genau zu wissen, was ich da mache“, sagt der dänische Designer Henrik Vibskov (© Christian Larsen)

Wenn es um Avantgarde-Mode aus Skandinavien geht, fällt sein Name im selben Atemzug: Henrik Vibskov; dänischer Designer, der am renommierten Central Saint Martins College in London studiert hat. Seit über zwei Jahrzehnten präsentiert er seine Kollektionen bei der Copenhagen Fashion Week, die mit ihm und mit der er groß und international bekannt geworden ist. Er zeigt regelmäßig in Paris und zuletzt auch in Mailand.

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Vibskovs Entwürfe zeichnen sich durch ihre sachliche Linienführung aus. Dabei treffen grobe Stoffe meist auf Primärfarben. Die Kollektionen sind geprägt von den Einflüssen der belgisch-niederländischen Schule, dem Konzeptualismus von Viktor & Rolf sowie der poppigen Verspieltheit eines Walter Van Beirendoncks.

Designer Henrik Vibskov Gentle Monster Olga 649 Dark Green
„Olga“ ist mit seiner subtilen Lücke zwischen den Gläsern und dem Rahmen oben und unten ein echter Eyecatcher. „Für ein mutigeres, moderneres Gefühl könnte der dunkelgrüne Rahmen mit den hellblauen Gläsern zu einem Muss für alle Liebhaber grüner Smoothies werden“, scherzt Designer Henrik Vibskov (© Henrik Vibskov)

Seine Mode versteht der Däne als Teil eines Gesamtkunstwerks. Die einzelnen Entwürfe stehen immer in komplexen konzeptionellen Zusammenhängen. Für die Herbst/Winter-Kollektion 2008 etwa gründete er sogar ein fiktives „Minz-Institut“, das sich mit der Wirkung und Bedeutung von Minzfarben, Minzmusik und Minzgerüchen beschäftigte. Minzgrün war natürlich dann auch die dominante Farbe der Entwürfe dieser Kollektion.

Japanische Läden lösten eine Art Hype aus“

Der internationale Erfolg kam für den hochgewachsen Designer selbst überraschend: „Ich habe die Marke im Jahr 2001 gegründet, kurz nach meinem Abschluss am Central Saint Martins. Plötzlich lösten ein paar japanische Läden eine Art Hype aus und immer mehr privilegierte Kunden tauchten in meiner Wohnung auf und wollten Sachen kaufen. Ich hatte keine Ahnung, was das alles kosten sollte, wie hoch die Preise sein sollten“, beschrieb Vibskov 2021 seine Anfänge gegenüber der „Vogue“.

In vergangenen Sommer hat Henrik Vibskov parallel zu seiner Modekollektion „The Daily Chewing Gum Therapy Session“ zum zweiten Mal Brillen entworfen. Der Startschuss in Sachen Eyewear fiel bereits im vergangenen Jahr mit der Kollektion „Bird in Face“. Die neuen Modelle für Frühjahr/Sommer 2025 wurden im August auf der Kopenhagener Modemesse CIFF vorgestellt.

Wischmobs, Hundeskulpturen: jetzt Sonnenbrillen

Vibskov ist bekannt für seine Umtriebigkeit: Er ist nicht nur Modedesigner, sondern auch bildender Künstler, Musiker, Kurator, Bühnen- und Kostümbildner und mittlerweile auch Dozent. Das New Yorker MoMa zeigte einige seiner Readymades, eine Reihe von Wischmobs; im Pariser Palais de Tokyo stellte er gigantische Hundeskulpturen aus. Und nun also Sonnenbrillen?

Henrik Vibskov Lookbook 2024
Aus dem Lookbook 2024 (© Henrik Vibskov)

Seine Erklärung klingt fast wie ein Zitat aus dem Klischee-Atlas eines kreativen Geistes: „Wir haben mit Brillen angefangen, weil wir die Möglichkeit einer interessanten Zusammenarbeit hatten. Daraus haben sich wiederum neue Kollaborationen entwickelt. Wir machen einfach gerne Kollaborationen und haben jetzt beispielsweise mit Gentle Monster an einigen Brillenstücken gearbeitet. Das hat uns sehr gut gefallen“, erklärt Vibskov gegenüber eyebizz. Das Design wird entsprechend in-house, in Vibskovs Atelier im Kopenhagener Szeneviertel Vesterbro entwickelt. Die Produktion läuft über Partner in der Schweiz oder in China.

Für 2025 sind eine Hand voll außergewöhnlicher Brillen entstanden: Das Modell Olga ist mit seiner subtilen Lücke zwischen den Gläsern und dem Rahmen oben und unten ein echter Eyecatcher. Das spezielle Designelement erzeugt einen schwebenden Effekt, wodurch die Brille leichter wirkt. „Die Lücken vermitteln den Eindruck von Offenheit, während sie eine Grenze behalten“, erklärt Vibskov.

Designer Henrik Vibskov Gentle Monster Marla 261 Transparent Yellow Pink
Für alle, die eine klare Grenze zwischen sich und ihrer Umgebung suchen. „Es ist ein Schild, den man tragen kann und der sowohl Schutz als auch ein Gefühl der Ruhe bietet“, so Vibskov – hier Modell Marla (© Henrik Vibskov)

Das Modell ist in drei Farbvarianten erhältlich. Die komplett schwarze Version verstärkt den schlanken, minimalistischen Look, während der Schildpatt-Rahmen mit warmen braunen Gläsern eine klassischere, zurückhaltendere Haltung vermitteln soll. „Für ein mutigeres, moderneres Gefühl könnte der dunkelgrüne Rahmen mit den hellblauen Gläsern zu einem Muss für alle Liebhaber grüner Smoothies werden“, scherzt Vibskov.

Vibskov: Schutz und Gefühl der Ruhe

Das Modell Marla hingegen besticht durch eine quadratische Form mit großen, dicken Acetat-Rahmen, die an einen modernen Bildschirm erinnern. Die geraden Linien und übergroßen Gläser erzeugen einen starken, strukturierten Look, perfekt für diejenigen, die laut des Designers eine klare Grenze zwischen sich und ihrer Umgebung suchen. „Es ist ein Schild, den man tragen kann und der sowohl Schutz als auch ein Gefühl der Ruhe bietet“, so Vibskov.

Das Modell Tyler hat eine rundere Form, ist immer noch dick und kräftig, hat aber weichere, geschwungene Kanten. Dieses Design ist von runden Schirmen inspiriert und bietet dasselbe Gefühl von Schutz, aber mit einem entspannteren und unbeschwerten Tragegefühl.

Designer Henrik Vibskov Gentle Monster Tyler 524 Tortoise Brown
Dick und kräftig mit weichen geschwungenen Kanten. Das Design des Modells Tyler ist von runden Schirmen inspiriert und soll dasselbe Gefühl von Schutz bieten, aber mit einem entspannteren und unbeschwerten Tragegefühl (© Henrik Vibskov)

Preislich rangieren die Modelle zwischen 270 und 360 Euro. In Deutschland läuft der Vertrieb zunächst über Zalando. Ausgewählte Premium-Läden mit kuratierten Sortimenten wie der Voo Store, aber auch klassische Augenoptiker-Geschäfte sollen folgen. International haben Top-Adressen wie der der kanadische Multibrand-Retailer SSENSE, Farfetch und Dover Street Market USA die Sonnenbrillen im Sortiment.

Bleibt abschließend nur noch die Frage zu klären, was denn überhaupt so skandinavisch an seinem Label ist. „Diese Frage habe ich mir selbst schon ein paar Mal gestellt“, hat Vibskov schon öfter gegenüber der Presse zugegeben. „Ich denke, dass es definitiv einige skandinavische Linien gibt, die sich durch das Label ziehen“, sagt der Designer. „Der Rahmen ist vielleicht skandinavisch, ohne genau zu wissen, was ich da mache“, sagt Vibskov abschließend.

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henrikvibskovboutique.com

 

Artikel aus der eyebizz 6.2024 (November/Dezember)

 

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