Kollektion von Claudia Hollergschwandtner und Jürgen Beier
Herzblut Eyewear: Der Name ist Programm
von Christine Höckmann,
Seit über 20 Jahre ist Claudia Hollergschwandtner in der augenoptischen Branche unterwegs. Nach verschiedenen Stationen bei namhaften Fassungs-Herstellern hat sie zusammen mit Jürgen Beier im Januar ihr eigenes Brillen-Label gegründet: Herzblut. Und der Name ist Programm.
Sie plant nicht aus dem Bauch heraus. Auch wenn sie mit Herzblut an die Sache herangeht, ein Begriff, der mit Leidenschaft und Emotionen verbunden ist. Vielleicht ist das strategische Denken Relikt aus ihrer Basketball-Karriere. Doch das Spiel rund um den Korb gehört heute zur Vergangenheit und war eher ein Hobby.
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Seit über 20 Jahre treibt sie sich beruflich durch die augenoptische Branche: „Damals hat mir Nigura den Weg zum Produktmanagement freigemacht.“ Noch heute ist die gelernte Augenoptikerin ihrem damaligen Arbeitgeber dafür dankbar. Das traditionsreiche Fassungsunternehmen aus Düsseldorf gehört längst der Geschichte an, hat der Unternehmensgründerin aber namhafte berufliche Stationen wie Fossil und De Rigo ermöglicht. Bis zu ihrem eigenen Label: „Herzblut“. Der Name ist für Claudia Hollergschwandtner Programm.
Offensiv
Voll auf Angriff! So könnte man die derzeitige Strategie ihrer Herzblut-Mannschaft benennen. Im Führungsteam: Claudia Hollergschwandtner (44) und Unternehmensberater und Logistiker Jürgen Beier (55) als die zwei Gründer und jede Menge Freunde aus der Branche. Dazu gehören der versierte Designer genauso wie zwei Freunde aus Hongkong, die für die „super Qualität“ (O-Ton Hollergschwandtner) der Fassungen stehen. Jeder ihrer Jobwechsel hat zu ihrem effektiven, weitgespannten Netzwerk beigetragen.
So bewegt sie sich auf der internationalen Trendplattform WGSN (World Global Style Network). Zu deren Services gehören beispielsweise eine Trendvorschau zwei Jahre im Voraus, 22 Millionen gespeicherter Bilder, monatlich 250 neue Fashion-Reports. Studien über die Konsumenten von heute und morgen fließen ebenso in die Voraussagen ein wie Trends aus den Bereichen Verkauf, Marketing, Verbrauchermärkte. „Herzblut“ weiß, was kommt. Dahinter steckt System.
Durchdacht
Entsprechend durchdacht präsentieren die zwei gebürtigen Leverkusener das Konzept der neuen Marke, ausgerichtet auf die Generation Y (1981–1995). Geprägt durch den Jahrtausendwechsel trennen diese jungen Leute gar nicht so sehr zwischen Arbeit und Freizeit. Sie erwarten, dass der Job Spaß macht. Ganz wichtig: „Sie sind 24 Stunden am Tag online.“ Die Y-Gruppe ist sehr online-affine. „Wir werden natürlich auf Instagram aktiv werden“, resümiert die Geschäftsführerin.
Wenn es um die gesellschaftliche Einordnung ihrer Zielgruppe geht, zitiert die Wahl-Bayerin sogenannte Sinus-Milieus, die dem einen oder anderen bekannt sein mögen. Diese Sinus-Milieus sind eine vom gleichnamigen Markt- und Sozialforschungsunternehmen Sinus-Institut entwickelte Gesellschafts- und Zielgruppen-Typologie. Gruppiert werden Menschen, die sich in ihrer Lebensauffassung und Lebensweise ähneln.
Die Milieu-Einteilung erfolgt entlang zweier Dimensionen: „Soziale Lage“ (Unter-, Mittel- oder Oberschicht) und „Grundorientierung“ („Tradition“, „Modernisierung/Individualisierung“ und „Neuorientierung“). Grundlegende Wertorientierungen werden dabei ebenso berücksichtigt wie Alltagseinstellungen (zu Arbeit, Familie, Freizeit, Konsum, Medien etc.). Soziodemografische Variable (Alter, Geschlecht, Bildung, Einkommen etc.) dienen der näheren Beschreibung.
Die Milieu-Modelle werden kontinuierlich an die soziokulturellen und sozialstrukturellen Veränderungen der Gesellschaft angepasst. Das aktuelle Sinus-Milieu-Modell für Deutschland besteht aus diesen zehn Gruppen (Stand: 2019).
„Herzblut“ ist demnach für die obere Mittelschicht entworfen, um es verkürzt zu sagen. Hollergschwandtner: „Die Zielgruppen oder Milieus überlappen sich aber heute.“ Jürgen Beier konkretisiert: „Unsere Kundin ist ganz Frau, 25 bis 45 Jahre alt, mit Abweichungen nach oben oder unten. Sie ist transnationale Trendsettering – mental, kulturell und geografisch mobil, hat eine mittlere bis hohe Schulbildung, Exklusivitäts- und Führungsansprüche, eine kritische Weltsicht, eine liberale Grundhaltung. Ihr Wunsch nach Selbstbestimmung ist groß. Nach ihrem Selbstbild gehört sie zur Konsum- und Stil-Avantgarde. Sie ist nicht konformistisch, auf der Suche nach neuen Grenzen und Lösungen, hat ein ausgeprägtes ökologisches und soziales Gewissen.“
Der anvisierten Protagonistin wichtigstes Kaufkriterium ist Individualität, nicht etwa kommerzielle Marken. Die Kundinnen achten auf Perfektion und Ästhetik, Qualität ist ihnen sehr wichtig, nimmt aber keine übergeordnete Rolle ein. Achtung: „Die Shopping-Queen neigt zu spontanen und impulsiven Käufen!“ Das dürfte Augenoptiker freuen.
Was die Partner von Herzblut erwartet
Hollergschwandtner verspricht für das Herzblut-Design: „Extravagante und hochaktuelle Scheibenformen werden tragbar interpretiert, um damit einer größeren Gruppe unserer Endkonsumenten den Zugang zu Designbrillen zu ermöglichen.“ Die Größe der Fassungen werde von aktuellen Trends bestimmt. „Wenn die Scheiben extrem flach werden sollten, wird ein Teil der Herzblut-Fassungen nicht Gleitsicht fähig sein.“
Up to date zu sein, steht im Vordergrund. Egal, ob Vollrand, Nylor oder randlose Fassungen: „Wir folgen den Trends und setzen diese in unserer eigenen Designsprache um.“ Die Kollektion besteht zurzeit aus Edelstahl- und Kunststofffassungen oder einer Kombination von beidem. Der Markenname wird nach außen übrigens nicht sichtbar. Es gibt aber das für die Wiedererkennung zuständige Logo; ganz dem Thema Herzblut entsprechend ist es eine Reihe von drei stilisierten Tropfen, der „String of Pearls“, am linken, herzseitigen, äußeren Bügelende. Beier: „Die String Of Pearls steht für die Bausteine Design, Qualität, Funktionalität.“
Übersichtlicher Kollektions-Aufbau
Die Startkollektion von Herzblut hat insgesamt 24 Modelle, die bis Juli auf 30 Modelle erweitert wird, Korrektions- und Sonnenbrillen. Jedes Modell wird in drei Farben aufgelegt. Topseller laufen in bis zu fünf Farben. Aufmerksamkeitsstark klingen die Namen: „Augenweide“, „Sinnesrausch“, „Zeitgeist“ für Korrektion, derweil die Sonnenbrillen Alliterationen beschreiben wie „Hin & Weg“, „Feuer & Flamme“, „Klipp & Klar“.
Noch nicht klar ist, auf welcher Messe ihre Herzblut-Kollektionen demnächst zu sehen sind. Vielleicht kleinere Independent-Messen, vielleicht bevorzugt das Team auch das Playoff der Mannschaft beim individuellen Auftritt.
Ihr Traum? Eine eigene Produktion in Deutschland und die Herrenkollektion. Das passt ins Bild: mit Herzblut.
Guten Abend, seit gestern stolze Besitzerin einer Herzblut Sonnenbrille, aber, oh Gott, ich bin schon 60Jahre alt, passe also so gar nicht in die Zielgruppe, bin trotzdem glücklich mit ihr.
Liebe Grüße Martina
Guten Abend, seit gestern stolze Besitzerin einer Herzblut Sonnenbrille, aber, oh Gott, ich bin schon 60Jahre alt, passe also so gar nicht in die Zielgruppe, bin trotzdem glücklich mit ihr.
Liebe Grüße Martina