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Augenoptiker-Porträt: Michael Ledermann, Berlin

Jeden Morgen hungrig aufstehen, jagen müssen

Den Beruf des Augenoptikers kann man bekanntlich auf unterschiedlichste Weise ausüben. Viele machen vieles gleich oder ähnlich, aber manche gehen neue und andere Wege, mit Mut zum Risiko und dem Willen, ausgetretene Pfade zu verlassen. Solche Unternehmerpersönlichkeiten porträtiert eyebizz in jeder Ausgabe. Dieses Mal ist es Michael Ledermann aus Berlin und sein Fachgeschäft „Brille 54“.

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Seit 2009 erlebt Charlottenburg eine überraschende Renaissance. Vor allem der Kurfürstendamm, für viele Berliner schon abgeschrieben, hat sich als Einkaufsmeile für internationale Brands erneut etabliert. Die wichtigen Edelmarken müssen wieder hier sein. Hermès hat seinen Flagship 2011 wiedereröffnet, Prada ist nach achtjähriger Abstinenz zurückgekehrt. Beide liegen in direkter Nachbarschaft zur „Brille 54“. Wer sich in der Hauptstadt für Designerbrillen interessiert, kennt das prominente Fachgeschäft.

„Fashion und Design stehen bei uns im Mittelpunkt“, sagt Michael Ledermann, einer der zwei Geschäftsführer der Brille 54 GmbH mit insgesamt drei Filialen in der Hauptstadt. Hier im Stammgeschäft am Kurfürstendamm sind die Räumlichkeiten hell, die Spiegel an den Wänden sorgen für Weitläufigkeit und Eleganz. Die Brillenfassungen werden präsentiert wie kostbare Schmuckstücke, die sie hier auch sind. Schicke Sitzgruppen ermöglichen Beratung in entspannter Atmosphäre.

Kosmopolit mit bewegter Biografie

eyebizz-ledermann-Portrait02Der 51-jährige Ledermann ist ein höflicher Gesprächspartner, nimmt sich Zeit für den Besucher, hält intensiven Augenkontakt. Kein Handysummen stört, eine Mitarbeiterin im Hintergrund bringt Wasser und Espresso und erweist sich später als besonders aufmerksam, wenn sie dem mitschreibenden Journalisten einen weiteren Bogen Papier bringt. Ein anderer ihrer Kollegen sortiert unterdessen konzentriert die offen präsentierten Brillenfassungen von Celine, Rolf, Dita, Tom Ford und anderen High-Fashion-Kalibern. Dieselbe Aufmerksamkeit, so denkt man sofort, wird gewiss auch den Kunden, die das Geschäft betreten, entgegengebracht.

Michael Ledermann ist Kosmopolit, sowohl des Russischen, Englischen als auch des Hebräischen mächtig, und hat eine Biografie, die sich kaum in zehn Minuten abhandeln lässt. 1965 wurde er in der Ukraine geboren, Ende der 70er-Jahre emigrierte die jüdische Familie nach Israel, dort erlebte er den 6-Tage-Krieg, in den 80er-Jahren zog er nach Berlin, wo er seitdem lebt. In der Schule war er mittelmäßig, weil er sprachlich hinterherhinkte. Vage Berufsvorstellungen gingen zunächst in Richtung Profisport („Basketball“) oder Handwerk, weil er darin Geschick zeigte. So wurde er Augenoptiker.

New Yorker Nachtclub als Inspiration

Die Anfänge der „Brille 54“ haben etwas von einem Märchen. Es waren einmal, so erzählt er, zwei Geschäftsfreunde, die gemeinsam in Berlin ein erfolgreiches Brillengeschäft aufbauten. Dann nahm sich der eine von ihnen eine Auszeit, flog nach Amerika und tauchte in die legendäre Discoszene New Yorks ein, war Dauergast im „Studio 54“, dem damals berühmtesten Nachtclub der Welt. Nach Monaten kehrte er voller Inspirationen zurück und suchte den Neustart.

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Ausgerechnet am Kurfürstendamm 54 wurden geeignete Räumlichkeiten frei, weil da gerade ein Reisebüro auszog. Ein gutes Omen für den zurückgekehrten Amerika-Reisenden. Längst wusste er, wie sein Optikerladen heißen muss: „Brille 54“ – eine Hommage ans „Studio 54“. Einrichtung und Ambiente wurden dann auch so gewählt, dass sie ein ähnliches Lebensgefühl vermitteln – Unbeschwertheit, Freiheit und very stylish: Alles in creme gehalten, großflächige Spiegel und eine bewusst minimalistische Präsentation der Brillen. In Deutschland, Mitte der 80er-Jahre, kannte man das nicht. Auch Michael Ledermann, gerade frisch ausgebildeter Augenoptiker, war begeistert. So wurde er Augenoptiker bei „Brille 54“, 1994 dann einer der Geschäftsführer und Inhaber neben Michelle Eichhorst.

Brille 54 expandiert in den Osten

2002 eröffneten die beiden gemeinsam einen zweiten Laden in Berlin-Mitte. Das Konzept war anders. Jede Brillenmarke hat einen eigenen Schrank. Architektur und Mobiliar fallen auch hier aus dem Rahmen: In der Mitte des Raums steht eine lange Polsterbank ohne Lehnen, an einer Seite ist ein freischwebender Tresen, von einer mächtigen Säule gehalten, zu bestaunen. „Das erste Geschäft fiel uns gewissermaßen in den Schoß“, erklärt Ledermann, „Wir wollten in einem zweiten Schritt auch etwas Eigenes aufbauen, da bot sich der Osten an.“

Mittlerweile gibt es von „Brille 54“ noch eine dritte Dependance am Hackeschen Markt. Hier werden die Brillen über den Tresen verkauft. 2012 zog man mit dem Stammgeschäft am Kurfürstendamm um – aus der Hausnummer 54 wurde die 50. Kontaktlinsen hat man vollständig aus dem Programm genommen, Tageslinsen bestimmen das Sortiment –„mehr Fokus auf Brillen“. Doch Kunden, die sich dafür interessieren, bekommen einen Kontaktlinsen-Spezialisten genannt, Kontaktlinsen-Studio Bronk.

„Hungrig aufstehen, jagen müssen“

Seit 2011 betreibt „B54“ – so das Unternehmenskürzel – am Kurfürstendamm 40 und damit nur einige Häuser weiter vom Stammgeschäft entfernt in Eigenverantwortung ein Zeiss Vision Center. Das Konzept bietet Beratungsqualität, Sehanalyse und Kundenservice weit über die reine Bereitstellung von Produkten hinaus. Eingesetzt werden die neuesten optometrischen Technologien. Weltweit gibt es bereits 100 Einrichtungen davon, Zeiss prüft sehr genau, mit welchen Augenoptikern man zusammenarbeitet, heißt es. Die Einrichtung ist hochwertig und innovativ, die Atmosphäre behaglich und futuristisch zugleich. „Zeiss ist eine Marke mit starker Botschaft“, sagt Ledermann, „Innerhalb von fünf Jahren haben wir den Umsatz stetig gesteigert.“

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„Jeden Morgen hungrig aufstehen, jagen müssen.“ So beschreibt Ledermann das Gefühl, Unternehmer zu sein. Doch es klingt nicht angestrengt, sondern ganz entspannt, wenn er seine Haltung beschreibt: „Nicht mit dem zufrieden sein, was gestern war, sondern immer aufs Heute und Morgen gerichtet sein.“

Man kann sich gut vorstellen, dass er das seinen rund 20 Mitarbeitern nicht nur vorlebt, sondern ebenso abverlangt. Gute Qualifikationen als Augenoptiker setzt er voraus, doch die erste Frage bei der Neueinstellung ist eine andere: „Können Sie Englisch?“ Das ist der internationalen Klientel geschuldet, und da sollte das Verkaufsgespräch nicht allzu holperig ausfallen. Kunden mit exklusiven Ansprüchen zufriedenzustellen und ihnen vom Betreten des Ladens bis zur Verabschiedung ein gutes Gefühl zu vermitteln, ist nicht so einfach, wie es aussieht.

„Homeland“-Stars

Mitarbeiter bekommen regelmäßig Schulungen zu den Themen Horn, Holz und Gold, selbstverständlich auch zu Brillengläsern. „Brille 54“ muss mit den benachbarten Edelboutiquen mithalten können. Für die Kunden, die bereit sind, hochpreisige Designerbrillen zu kaufen, vielleicht nur kurzfristig in Berlin sind oder noch andere Verpflichtungen haben, übernimmt man auch die Abrechnung mit der Krankenkasse oder macht Termine beim Augenarzt.

Als für die preisgekrönte US-amerikanische Fernsehserie „Homeland“ in Berlin gedreht wurde, trugen die Schauspieler (Sonnen)Brillen von „B54“. Dem Ausstattungsteam stand man während der Drehtage rund um die Uhr zu Verfügung. In der Film- und Theaterbranche wird oft und gern auf Ledermann und sein Team zurückgegriffen. Doch wird das medial nicht an die große Glocke gehängt, auch in den Social Media und auf der eleganten, minimalistischen Website liest man nichts darüber. Lauten Trommelwirbel braucht man nicht, mag man auch nicht.

Riskantes Spiel der Lizenzgeber

„Wir denken und arbeiten offline“, sagt Michael Ledermann, „wir sind lokal orientiert.“ Das Stammgeschäft am Kurfürstendamm hat zum Beispiel viel russische Kundschaft. Ledermann kann nicht nur ihre Sprache, er hat auch Zugang zu ihren geschmacklichen Vorlieben. Das lässt sich nicht durchs Internet ersetzen. Der Onlinehandel zeitigt ohnehin einige Erscheinungsformen, die Ledermann missfallen. Da wird er ganz deutlich: „Wenn hochwertige Marken zu billig im Internet zu bekommen sind, ruiniert das die Marke, ihr Image, ihre Strahlkraft.“ Das sei ein riskantes Spiel der Lizenzgeber.

Augenoptikern rät Michael Ledermann, in Jahreszyklen von fünf oder besser vielleicht zwei Jahren zu denken und zu planen. Eine Plus-Minus-Liste anlegen und dabei wirklich selbstkritisch mit sich ins Gericht zu gehen: „Was bringt Erfolg? Was ist vielversprechend und kann ausgebaut werden? Was sollte zurückgeschraubt werden? Optimierung und Spezialisierung!“

Doch wer glaubt, der Unternehmer Ledermann hat nichts anderes als Umsatzzahlen im Kopf, der irrt. Bei der Verabschiedung gibt er dem Besucher noch eine Empfehlung mit auf den Weg, ein Buch des israelisch-amerikanischen Autors Tuvia Tenenbom und eines von Yuval Noah Harari: „Eine kurze Geschichte der Menschheit“. Und dann zitiert der Geschäftsmann einen Satz, der sein Lebensmotto sein könnte: „ . . . wir sind alle nur ein kleines Rädchen . . . wir sollten uns drehen . . . sonst bleiben wir stehen.“

(jueb)

 

 
Michael Ledermann
B 54 Brille 54 GmbH
Kurfürstendamm 50
10707 Berlin
Tel. (0 30) 882 66 96
E-Mail: info@Brille54.de
www.brille54.de

 

Kennen Sie . . .

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich kann jeden Satz von Dir nur, unterstreichen ! Wir kennnen uns… alles erdenklich Liebe und Gute an Michelle und Dich—Caroline

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