Was haben ein sexy Rock aus Lederschnallen und eine Sonnenbrille für Kinder gemeinsam? Seit April gibt es auch die Brille entworfen von Marina Hoermanseder. Die international erfolgreiche Modedesignerin aus Österreich macht mit ihren Entwürfen seit mehr als zehn Jahren von sich reden.
Hoermanseder feierte mit ihren ersten Designs 2014 Premiere auf der Fashion Week in Berlin und der Fashion Scout in London. Hier wurde auch ihr persönliches Meisterwerk, der „Strap Skirt“ (Rock aus Lederstreifen), enthüllt, wodurch sowohl sie als auch die Marke in der deutschen Modewelt und international Aufmerksamkeit erlangten.
Ihren Eltern zuliebe machte Marina zunächst einmal ihren Master in „Internationaler Betriebs-Wirtschaftslehre“, bevor sie sich ihrer wahren Leidenschaft, der Mode, widmete und an der Berliner ESMOD Fashion School sowie am Londoner Central St. Martins College ihre Design-Fähigkeiten schulte. Eine gute Idee, wie sich herausstellte. „Ich fand es im Nachhinein gar nicht so schlecht, BWL zu studieren, weil für mein eigenes Label ist es jetzt gut, dass ich über Management- und Design-Fähigkeiten verfüge.“
„Straps“ und Schnallen
Bei ihrer Mode „für ausgeprägten, femininen Individualismus“ kombiniert Hoermanseder eine progressive Schnittführung mit Fetisch-Elementen. Sie spielt mit dem Unkonventionellen und experimentiert mit starken Gegensätzen wie morbide und süß.
Mit schmalen Silhouetten und raffinierten Details wie Lederriemen, Schnallen, Raffungen und Nieten schafft sie mit ihren experimentellen Entwürfen ein Zusammenspiel aus Avantgarde und Ready-to-Wear mit einer ganz eigenen extravaganten Ästhetik.
Ein Praktikum bei Alexander McQueen mit seinen figurbetonten Korsetts inspirierte die heute 38-Jährige zum Lederschnallen-Look. Dafür entdeckte sie das Leder-Nassformen für sich und integrierte es in ihre Entwürfe – diese besondere Technik stammt ursprünglich aus der Orthopädie. Die Herstellung der Einzelstücke erfolgt aufwendig von Hand, wobei jedes Detail mit Liebe und Leidenschaft bearbeitet wird, um die Handwerkskunst kontinuierlich zu optimieren. Dabei kooperiert Hoermanseder eng mit lokalen Orthopädie-Technikern, um sicherzustellen, dass das traditionelle Handwerk bewahrt bleibt.
Preise und Promis
Ihr besonderer Look (O-Ton Hoermanseder: „Einzigartig, facettenreich und aufwendig.“) sammelte von Beginn an unzählige Auszeichnungen und Preise, darunter den „Premium Young Designers Award“ (2014), den Modepreis der Stadt Wien von den „Austrian Fashion Awards“ (2015) oder „Designer of the Year“ der Vienna Awards (2018), um nur einige zu nennen.
Ihrer Expertise wiederum unterzog sich der Model-Nachwuchs bei Austrias’s Next Topmodel (2017 als Jury-Mitglied) und Germany’s Next Topmodel (2021 und in der aktuellen Staffel als Gastjurorin).
Die Kunden des Labels kommen hauptsächlich aus der DACH-Region, vor allem natürlich aus der Heimat der Designerin. Aber auch internationale Stars konnte die Wienerin für sich gewinnen. Zum Beispiel Lady Gaga, Kylie Jenner, Jennifer Lopez oder Naomi Campbell haben sich bereits mit Outfits von Marina Hoermanseder geschmückt. Sogar die Politikerin Dorothee Bär (deutsche Staatsministerin für Digitalisierung) nutzte 2019 die Marke für den Glamour-Faktor bei einer Gala und schaffte es damit in die Schlagzeilen.
Design-Kooperationen pushten Hoermanseder zusätzlich in ihrer Karriere, ob neue Uniformen für die österreichische Post und Austrian Airlines oder mit Marken aus dem Mode- und Accessoire-Bereich, wie Nike, About You, Buffalo Boots, Rado, Palmers oder Colgate. Hoher Wiedererkennungswert: Bei allen Designs immer dabei sind die Lederstreifen (Straps) und Schnallen (Buckle).
Design für Kinderaugen
Zusammen mit SooNice Sunnies hat die zweifache Mutter nun farbenfrohe Brillen für die Kleinsten gestaltet. Die „Special Edition“ umfasst jeweils zwei Babymodelle (ca. 6 bis 24 Monate) und Fassungen für Kinder von etwa drei bis neun Jahren. Darüber hinaus enthält sie ein Children-Modell im ikonischen „Buckle Print“-Design von Hoermanseder. Mit witzigen Add-Ons können die kleinen Sonnenbrillen-Träger ihre Brillen nach Lust und Laune schmücken.
Die Modedesignerin hatte Spaß offensichtlich an der Zusammenarbeit: „Die Idee, mit SooNice Sunnies zusammenzuarbeiten, hat mich sofort angesprochen. Als Designerin und Mama spiegelt die Kombination aus hochwertigen Materialien, kinderfreundlichem Design und Nachhaltigkeit meine eigenen Werte wider. Es war eine Freude, diese Kollektion zu entwerfen und SooNice Sunnies bei ihrer Mission zu unterstützen.“
Die Macherinnen von SooNice Sunnies
Hinter den „SooNice Sunnies“ stecken die beiden Gründerinnen und Schwägerinnen Christina (33) und Doris Reifeltshammer (35). Die Idee zu den Kinderbrillen entstand bei einem gemeinsamen Familienessen, als die Frage aufkam, ob Kinder eigentlich unbedingt eine Sonnenbrille benötigen.
Es folgten Gespräche mit entsprechenden Augenspezialisten und die Erkenntnis, dass Kinderaugen sogar besonders empfindlich gegenüber UV-Strahlung sind. Nach einer Produktrecherche waren die beiden der Meinung, dass es kaum Produkte auf dem Markt gebe, die den Anforderungen empfindlicher Kinderaugen entsprechen.
Von Beginn an war es den Gründerinnen wichtig, die Kinder-Sonnenbrillen möglichst ressourcenschonend zu produzieren. Dabei fiel die Material-Wahl auf „Econyl“, einem recycelten Nylon. Die beiden konnten einen renommierten Produzenten in Italien für ihre Idee gewinnen, der auch das nötige Know-How in der Verarbeitung dieses Materials mitbrachte. Durch die nahe am Hauptabsatzmarkt ansässige Produktion und einhergehend kurzen Transportwege, werden unnötige CO2-Emissionen vermieden.
Die Sonnenbrillen verfügen über 100 Prozent UV-A- und UV-B-Schutz, kratzfeste Gläser und speziell designte Seitenklappen gegen Streulicht. Das Children-Modell hat darüber hinaus abnehmbare Bügel, die einfach wieder eingesetzt werden können, sollten sich diese beim Spielen oder Aufsetzen einmal lösen.
In 17 Ländern erhältlich
Mittlerweile sind SooNice Sunnies neben dem eigenen Webshop bei stationären Optik- und Handelspartnern in 17 Ländern erhältlich. Weitere Märkte sollen in den nächsten Jahren mit Unterstützung von Agenten und Distributoren erschlossen werden. Seit der Markt-Einführung im Herbst 2021 konnte das Label einiges erreichen, wie die flächendeckende Listung beim größten optischen Fachhändler in Österreich „sehen!wutscher“, eine Limited Edition mit der österreichischen Kinderfahrradmarke woom sowie die Realisierung eines Minibuchs für Kinder: „Soophia und die Superduperkräfte” (über die Gefahren von UV-Licht). Es folgten in dieser Zeit außerdem die Produkt-Erweiterungen „SooNice Baby“ (für Babys im Alter von 6 bis 24 Monaten) und „SooNice Cuties“ (Brillenaufstecker).
Das bislang letzte Highlight ist die Design-Kollaboration mit der Designerin Marina Hoermanseder. Ein weiterer Schritt für das junge Label in Richtung innovativer und modischer Kindersonnenbrillen: „Marina Hoermanseder ist eine talentierte Designerin mit einem einzigartigen Stil, der perfekt zu unserer Marke passt. Ihre Kreativität und Liebe zum Detail haben zu einer entzückenden Kollektion geführt, die nicht nur die kleinen Träger, sondern auch deren Eltern begeistern wird“, sind sich die Schwägerinnen sicher.
Und was kommt als Nächstes?
Weitere Kooperationen stünden derzeit nicht auf dem Plan: „Aktuell konzentrieren wir uns darauf, unser Sortiment zu erweitern, stellen Überlegungen an, wie wir noch nachhaltiger werden und unsere Produkte noch besser machen können. Hier sind wir sehr dankbar für das regelmäßige Feedback, das wir von unseren Partnern im optischen Fachhandel, aber auch von unseren Endkunden erhalten. Dies gilt es nun zu analysieren und die nächsten Schritte für unser Unternehmen zu setzen.“
Ihre Modelle als Korrektionsfassungen zu vertreiben, sehen die beiden Gründerinnen derzeit noch nicht: „Allerdings haben wir aus Gesprächen mit einigen unserer Optikpartner gelernt, dass sich unsere Sunnies bis zu einer gewissen Stärke auch verglasen lassen und es im optischen Bereich wohl keine Brillenfassungen für Kinder mit seitlichen Klappen gibt. Neben UV-Strahlung gibt es auch noch andere Umwelteinflüsse, die schädlich für die Augen unserer Kinder sind, wie Blaulicht. Vielleicht ist das eine Richtung, in der wir unser Produkt-Sortiment im Laufe der nächsten Jahre ausbauen. Hierfür möchten wir uns aber, so wie zu Beginn mit unseren Sunnies, die nötige Zeit geben, um darüber ausführlich mit Experten zu sprechen.“
Orthopädie als Inspiration:
Marina Hoermanseder im Interview
eyebizz: Frau Hoermanseder, Sie nutzen für Ihre Leder-Kreationen die Technik des Leder-Nassformens. Wie kamen Sie darauf und was wird bei dieser Handwerkskunst genau gemacht?
Marina Hoermanseder:Ich habe mich lange Zeit mit der Orthopädie auseinandergesetzt und habe einen Kurs für Schnürcorsagen gesucht. Bei meiner Recherche habe ich ein orthopädisches Korsett aus dem 18. Jahrhundert gefunden, das aus Holz, Metall und Leder gemacht wurde, und so wollte ich dann einfach orthopädische Korsetts aus Leder nachbauen.
Für meine Designs muss das Leder sehr biegsam und dehnbar sein und dafür muss man es walken. Das Leder liegt mehrere Tage im Wasser, und jeden Tag muss man es mehrmals knicken und falten und darauf rumlaufen, damit die Struktur aufgebrochen wird. Das ist ein längerer Prozess, aber am Ende kann ich damit Vasen oder meine Strap Skirts designen.
Sie kleiden mit Ihren Modellen auch Promis ein. Welches Outfit war besonders bemerkenswert?
Das schwierigste war für Nicki Minaj. Sie hat ein Outfit für einen Videodreh drei Tage vor dem Dreh angefragt. Wir hatten keine Zeit, etwas Neues zu formen und haben bei einem bestehendem Kleid die ganze Farbe runtergezogen und es neu gemacht.
Welche andere Leidenschaft haben Sie neben Modedesign?
Ich gärtnere und pflanze gerne. Ich backe auch sehr gern und ich liebe Deko!
Wie kamen Sie auf die Idee, Brillen für SooNice Sunnies zu gestalten?
Da ich selbst Mama bin und meine beiden Kleinen noch keine passenden Sonnenbrillen hatten, war ich so happy über die Zusammenarbeit. Die einzigartigen und verspielten Designs von SooNice passen perfekt zu meiner Vision einer farbenfrohen Sonnenbrillen-Kollektion für Kinder und Babys. Mich haben auch das Qualitäts-Versprechen und die nachhaltige und ethische Produktion überzeugt.
War das Ihr erstes Brillendesign? Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Ja, das war mein erstes Design. Ich habe geschaut, was mir wichtig ist bei Sonnenbrillen speziell für Kinder, also Material, Passform und UV-Schutz. Und dann ging es an das Design. Mir war wichtig, dass die Sonnenbrillen süß sind und den Spaß und die Freude der Kinder widerspiegeln. Während des Designprozesses kamen wir noch auf die Idee, „Cuties“ (Deko-Aufstecker) zu entwickeln, um den Brillen zusätzlich spielerische Elemente zu verleihen.
Wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit?
Mir liegt die Nachhaltigkeit sehr am Herzen. Auch für meine eigenen Designs achte ich darauf und arbeite zum Beispiel mit veganem Leder. Mir ist klar, dass alle Materialien ihre Vor- und Nachteile haben, und es ist schwer, komplett nachhaltig zu sein. Wir arbeiten aber jeden Tag mehr daran und versuchen, unser Bestes zu geben. Daher legen wir auch bei unseren Kooperationen Wert darauf, mit den richtigen Partnern zusammenzuarbeiten und gemeinsam nachhaltige Produkte zu entwickeln.
Sind Sie nun auf den Geschmack gekommen und bringen eine eigene Brillenkollektion heraus?
Die Überlegung ist da, aber mehr möchte ich noch nicht verraten.
Was planen Sie als Nächstes?
Wir wollen zukünftig unseren Fokus mehr auf Menswear und große Größen legen. Wir haben festgestellt, dass die Nachfrage danach bei unseren Kreationen immer mehr steigt, und es wäre ja schön, wenn jeder etwas bei uns findet. Und sonst schauen wir mal, was die Zeit noch so bringt.