Moscot hat zum Jahresbeginn ein Geschäft in Kopenhagen eröffnet – der achte europäische Monobrandstore der Amerikaner. Auch in New York ist man im November umgezogen. Viel Neues also von dem geschichtsträchtigen Luxus-Eyewear-Label, das auch hier noch mehr Fuß fassen will. eyebizz traf CEO Dr. Harvey Moscot und Sohn Zack, Chief Design Officer der Marke, zum Gespräch.
Die Geschichte von Moscot beginnt mit Hyman Moscot. 1899 aus Osteuropa ausgewandert, kommt er kurze Zeit später über Ellis Island in New York an. In der Orchard Street auf Manhattans Lower East Side beginnt er mit dem Verkauf von Fertigbrillen aus einem Handwagen. 1915 eröffnet er einen eigenen Laden in der nahe gelegenen Rivington Street 94. Der Erfolg kommt nicht über Nacht – aber er kommt.
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Gut ein Jahrhundert später gilt Hymans Unternehmen in New York City als Institution, das weltweit für seine Kult-Brillen gerühmt wird. Truman Capote und Andy Warhol trugen Moscot schon in den 1960ern, Alicia Keys und Johnny Depp zählen heute zu den Kunden. Soziales Engagement gehört zur Firmenphilosophie: Über eine eigene Stiftung finanziert Moscot kostenfreie Augenarzt-Termine und Sehhilfen für die Bedürftigen New Yorks.
Mit Zack Moscot in fünfter Generation
Rund 175 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, das in vierter bzw. fünfter Generation von CEO Harvey und seinem Sohn Zack Moscot geführt wird. Millenial Zack ist der erste ausgebildete Produktdesigner im Familienunternehmen. Als Chief Design Officer (CDO) verantwortet der 30-Jährige seit 2017 Markenauftritt und Look der Kollektionen. „Mir ist wichtig, das Familienerbe und die DNA der Lower East Side auch weiterhin in unsere Markenkultur, Ästhetik und das Design einfließen zu lassen.“ Rund 130 Arbeitsschritte umfasst die Fertigstellung eines Moscot-Acetat-Rahmens.
„Unsere Produkte stehen bei allem, was wir als Marke tun, im Vordergrund. Uns ist es wichtig, Qualitätsrahmen zu einem fairen und ehrlichen Preis anzubieten. Innerhalb unserer Designstrategie wollen wir unseren Wurzeln treu bleiben und uns trotzdem weiter inspirieren lassen, um unseren ikonischen Stil weiterzuentwickeln“, so Zack. Neue Materialien, Farben und Techniken zur Rahmenfertigung seien da von zentraler Bedeutung. „Mein Vater sagt immer: ‚Das erste, was man im Gesicht sieht, ist die Brille‘. Die Brille erzählt eine Geschichte, wer Sie sind und wer Sie sein wollen.“
Downtown-Ästhetik mit Understatement
Mitarbeiter und Lizenznehmer nennen Zack und sein Vater liebevoll „Moscoteers“. Die Marke verbindet Downtown-Ästhetik mit Understatement. Bei allem Erfolg und internationalem Wachstum will man auch weiterhin als „Optiker in der Nachbarschaft“ wahrgenommen werden.
Jeder der mittlerweile 18 Stores weltweit hat mindestens einen festen Augenoptiker. Der Vertrieb läuft zudem über mehrere hundert POS im Fachhandel. Eigene Läden betreibt Moscot in pulsierenden Metropolen, in denen Kunst, Mode und Design ihre Heimat haben. Die ersten Dependancen in Europa waren London, Rom und Paris, gefolgt von Mailand und zwei weiteren Monobrandstores in London und Amsterdam. 2022 ist ein Standort in Kopenhagen, bekannt für seine Fashion Week und Design Studios, dazu gekommen.
Der Charme Kopenhagens
„Unser Wachstum war in den letzten 100 Jahren langsam, doch stetig. Wir wählen die Standorte sorgfältig aus. Zu uns passen Städte mit internationalem, multikulturellem Flair. Dort gewinnen wir Menschen als Kunden, die unsere authentische Geschichte, optische Kompetenz und unsere Premium-Produkte zu schätzen wissen. Als internationale Gateway-City hat uns Kopenhagens reicher kultureller Charme und die authentische Community geradezu angezogen“, sagt CEO Dr. Harvey Moscot.
Sohn Zack ergänzt: „Mein Designstudium in der dänischen Hauptstadt hat meine Design-Sensibilität stark beeinflusst. Ich habe die dänische Designkultur immer bewundert. Es ist mir eine Ehre, ein Stück unserer Wurzeln in diese großartige Stadt zu bringen.“
Auch in Deutschland wachse die Fangemeinde der Marke, so erfährt man. „Wir sind dankbar für die Treue unserer deutschen Kunden. Deutschland bleibt ein wichtiges Ziel für einen eigenen Shop“, erzählt Harvey Moscot. „Wir glauben, dass unsere Einzelhandelserfahrung von der Expertise bis zum Produkt ein Unterscheidungsmerkmal ist, mit dem wir in der Optikbranche punkten können. Wir haben festgestellt, dass Europäer generell eine große Wertschätzung für Brillen als Mode-Accessoire haben und bereit sind, Fassungen zu tragen, die ihre Individualität ausdrücken.“
Vintage-Möbel, Deko-Objekte und Artefakte der Familie
Der New York-Vibe der Brand Story ist auch in der neuen Kopenhagener Filiale spürbar. Im skandinavischen Flagship-Store zeigt Moscot die gesamte Bandbreite seiner Brillen, die aus den Linien „Originals“ und „Spirit“ besteht.
Deko-Objekte, Vintage-Möbel und Artefakte aus dem Familienarchiv sowie in New York hergestellte Zinndecken, die für die historische Architektur von Lower Manhattan charakteristisch sind, prägen den Laden. Der Store liegt im lebendigen Zentrum Indre By, ist umgeben von Booten, Fischrestaurants und Luxus-Boutiquen und nur wenige Schritte von der Strøget, der zentralen Shopping-Meile der dänischen Hauptstadt, entfernt.
Vorausgegangen war dem Opening in Kopenhagen ein geschichtsträchtiger Umzug in der New Yorker Heimat: Im vergangenen Herbst konnte Moscot endlich wieder eigene Geschäftsräume in der Orchard beziehen, wo Firmengründer Hyman 1899 damit anfing, seine Fertigbrillen zu verkaufen. Im November 2021 wurde der neue Flagshipstore in der Orchard Street 94 eröffnet, nur einen Block von der ersten Geschäftsadresse in der Rivington Street entfernt. Er beherbergt auf 1.800 Quadratmetern neben den Verkaufsräumen auch Labor und Unternehmenszentrale.
„How do you see you?“
„Jede Generation vor mir wollte ein kleines Stück Eigentum in der Orchard Street. Nach fünf Generationen haben wir nun unsere Chance bekommen“, erzählt Harvey Moscot. „Die Lower East Side ist ein fester Bestandteil unserer DNA – die Verbindung zur Nachbarschaft und alles hier sind Inspiration pur. Das macht uns stark für die Zukunft“, so Sohn Zack euphorisch. Auch die Kampagne für Spring/Summer 2022 nimmt ikonische Orte des Viertels auf. In verschiedenen Kameraperspektiven wird die Frage „How do you see you?“ („Wie siehst Du Dich?“) thematisiert. Im Fokus stehen die teils limitierten Modelle Dahven, The Greps, Shonda und Shula.
„Wir sind immer offen für die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Personen und Marken“, sagt Zack Moscot zum Schluss. Jede Kooperation müsse jedoch zu etwas Besonderem und Unvergleichlichem führen. „Für 2022 haben wir noch einiges in der Schublade.“ Mehr verrät er nicht. Wir lassen uns überraschen.