Optiker Brökelschen: Aus der Perspektive des Kunden
von Patricia Perlitschke,
Augenoptiker*in zu sein ist vielseitig und herausfordernd zugleich. Wer hier mit Herzblut, Mut zum Risiko und frischen Ideen erfolgreich seinen Weg geht, verdient unsere ganze Aufmerksamkeit. In jeder Ausgabe von eyebizz portraitieren wir Unternehmer-Persönlichkeiten, die kennenzulernen sich lohnt. Diesmal ist es: Roland Brökelschen, Der Optiker Brökelschen, Moers. [14278]
„Ein echtes Erlebnis rund um die Brille.“ „Habe noch nie einen so guten Service erlebt!“ Das sind nur zwei von vielen Top-Bewertungen, die „Optiker Brökelschen“ in Moers am Niederrhein immer wieder auf Google einheimst. Und es zeigt Wirkung. Neue Kunden kommen oft auf Empfehlung in das Geschäft „mit Wohlfühl-Potenzial“.
Anzeige
Von Anfang an setzte Inhaber Roland Brökelschen auf hochwertige Augenoptik. Ein Alleinstellungsmerkmal vor Ort ist die große Auswahl namhafter Brillenlabels wie Cartier, Gucci oder Dior. Durch regelmäßige Besuche im europäischen Ausland, in Italien, Frankreich, Spanien oder England, erkannte man früh die Bedeutung internationaler Marken und nutzte deren Ausstrahlungskraft und Verkaufspotenzial als Accessoire. „Besonders im Bereich der Sonnenbrillen haben wir uns am Niederrhein einen Namen gemacht“, erzählt Brökelschen.
Die angebotenen Brillengläser sind hingegen nahezu ausschließlich Made in Germany, „was wir immer kommunizieren und von unseren Kunden auch sehr begrüßt wird. Übrigens waren wir einer der ersten Augenoptiker in Deutschland, der die Paskal-3D-Refraktion eingeführt hat. Erstklassige Brillengläser – das ist unsere Überzeugung – verlangen die modernste und genaueste Messmethode“.
Kein Geschäft von der Stange
Der 62-Jährige kam durch Zufall in die Branche, weil ein Augenoptiker in der Nachbarstadt ein Geschäft neu eröffnet hatte und einen Auszubildenden suchte. Während der Ausbildung war es ein Running Gag, dass sein Nachname so sehr an Brillenglas-Bröckeln erinnert, schmunzelt der Augenoptikermeister. Nach der Meisterschule in Düsseldorf führte er zunächst die Filiale einer Optikerkette, bevor 1992 der Sprung in die Selbstständigkeit folgte.
Seit 1998 betreibt Brökelschen nun das Geschäft mit 180 qm am jetzigen Standort in einem großzügig geschnittenen Altbau in der Klosterstraße, mitten in der 100.000-Einwohner-Stadt Moers. 2006 renoviert, bietet es neben modernster Technik auch eine sehr persönliche Note mit jenem schon erwähnten, spürbaren „Wohlfühl-Potenzial“.
„Wir wollten kein typisches Augenoptikergeschäft ‘von der Stange’ sein, deshalb sind Geschäft und Ladeneinrichtung im ständigen Wandel. Für unsere Kunden gibt es bei jedem Besuch etwas Neues zu entdecken. Auch das wird sehr positiv aufgenommen.“
An den Wänden befindet sich viel Kunst, oftmals aus der Werkstatt seiner Frau Eva van Dieken. Mit viel Fantasie und Humor gestaltet, wird auch ihre monatlich wechselnde Dekoration im Schaufenster zum Hingucker.
Einmal kommt ein Schneemann flott im Cabrio daher, das andere Mal hat der von allen geliebte rosarote Panther seinen Auftritt. Damit zaubert man seinen Kunden ein Schmunzeln ins Gesicht. Sich selber nicht so wichtig zu nehmen, gehört zur Firmenphilosophie.
Wann fühlen sich Kunden wohl?
Viel wichtiger sind da die Brille Suchenden, die das Geschäft betreten, und ihre Sicht der Dinge. Die Beschäftigung auch mit anderen Branchen hilft dem Ehepaar, immer wieder und noch genauer, die Perspektive ihrer Kunden einzunehmen. Zur künstlerischen Ader von Eva van Dieken, im früheren Leben Vorstandssekretärin eines großen Energiekonzerns, gehört der gestaltende, man darf sagen, feminine Touch im ganzen Unternehmen, kein Wunder, bei ihrer Leidenschaft für Innenarchitektur.
Wie eine gute Gastgeberin macht sie sich gemeinsam mit ihrem Mann immer wieder aufs Neue Gedanken, wie Kunden sich noch mehr wohlfühlen. Und nicht nur die, sondern auch der Anhang wie Kinder oder begleitende Ehemänner. Denn: „Frauen stellen den größten Teil unserer Kunden, und sie bringen gern ihre Ehemänner oder Lebenspartner mit.“
So gibt es neben der Kinder-Ecke mit Spielzeug die „Männer-Warteecke“, die den Herren auf der schwarzen Ledercouch mit Auto- und Sportzeitschriften, Kaffee und Erfrischungen die Zeit vertreiben hilft. Der Empfangsbereich ist so einladend gestaltet, dass er auch losgelöst von der Brillen-Beratung Wirkung zeigt und Hemmschwellen abbaut. Zudem wird der Raum – sonst vielleicht eine tote Ecke – auch noch optimal genutzt.
Eine offene Präsentation der Ware unterstreicht die praktizierte Ungezwungenheit im Hause Brökelschen: „What you see is what you get”. Hier werden keine Brillen in Schubladen versteckt. Zur besseren Entscheidungsfindung kommt beim Optiker Brökelschen die Foto-Ecke zum Einsatz. Dort können sich Kunden mit den Brillen ihrer Wahl unkompliziert und schnell ablichten lassen. Helle Freude herrsche oft bei ihnen, so van Dieken, wenn sie anschließend in Ruhe die scharf gestochenen Aufnahmen betrachten. Wer dann immer noch unentschlossen ist und drüber schlafen oder den Familienrat befragen möchte, dem werden die Bilder auf Wunsch nach Hause gemailt.
Optiker Brökelschen: Next Generation
Apropos Bilder: Neben neuen Brillenkollektionen oder Firmennews zeigt der begeisterte Videofilmer Brökelschen auf Facebook gerne auch ein bisschen verrückte Fotos und Videos mit Verkleidungen à la Karl Lagerfeld oder Blues Brothers mit coolen Sonnenbrillen. Das jecke Rheinland lässt grüßen. „Angeregt durch unseren jungen, engagierten Augenoptikermeister Benedikt Thommessen setzen wir verstärkt auf Social Media. Unsere nicht ganz ernst zu nehmenden Videos auf Facebook haben Kultstatus.”
Der 30-jährige Thommessen kam vor acht Jahren als Geselle ins Team, zu dem noch eine Gesellin und eine Aushilfe gehören, machte mit Förderung seines Chefs die Meisterausbildung und ist mittlerweile eine feste Größe bei den Kunden. Als Geschäftsführer steht er voll und ganz in der betrieblichen Verantwortung und kann ebenso mit Zugewandtheit punkten. Eine spätere komplette Übernahme des Augenoptikergeschäfts: sehr wahrscheinlich. Roland Brökelschen: „Das ist ein wichtiges Thema mit der Nachfolge. Man muss den jungen Leuten eine Perspektive bieten, deshalb war es für uns auch keine Frage, Benedikts Meisterausbildung zu finanzieren.“
Kreativ durch die Krise
Über den Tellerrand zu schauen und immer neue Ideen zu entwickeln, bleibt die Devise in Moers. Vor einigen Monaten konstruierte man ein spezielles Brillenvisier für den Einsatz in Corona-Zeiten, weil bereits existierende Produkte die eigenen Anforderungen nicht erfüllten (siehe Interview weiter unten). Vermutlich ein Grund, warum Roland Brökelschen und sein Team trotz steigender Zahl an Optikerketten in Moers, die sich einen aggressiven Preiskampf liefern, guter Dinge sind.
„Wir haben in der jetzigen Corona-Zeit ganz normal geöffnet und wollen unseren Kunden damit ein Stück Normalität bieten. Selbstverständlich unter Einhaltung der gebotenen AHA-Regeln. Dabei ist die Größe unseres Geschäfts von Vorteil, da sich alle Kunden mit komfortablem Abstand sicher fühlen können und auch in dieser Zeit gerne zu uns kommen. Aber die leeren Städte sind natürlich deprimierend. Trotzdem sehen wir optimistisch in die Zukunft und werden alle Arbeitsplätze erhalten.“
Die Fan-Gemeinde des pfiffigen Augenoptikers in und um Moers wird es bestimmt freuen, und sie werden das ihre dazu beitragen. Selten bleibt es dort beim Kauf von nur einer Brille, auch das kommt in den lobenden Kommentaren auf Google immer wieder zum Ausdruck. „Beratung und Freundlichkeit einmalig. Eine große Auswahl an Brillen. Für jeden Typ ist was dabei. Die Entscheidung wird durch Empfehlung vereinfacht. Das ganze Team harmoniert. Hier ist der Kunde König!“ Noch Fragen?
// PE
Klare Sicht in Corona-Zeiten
Der Optiker Brökelschen entwickelte ein eigenes Konzept für ein Gesichtsvisier als Ergänzung zur vorgeschriebenen Maske und Hilfe gegen beschlagene Brillengläser. Fragen dazu an Roland Brökelschen.
Sie haben ein eigenes Brillen-Visier entwickelt. Warum?
An den bislang verfügbaren Vollvisieren störte meine Frau, dass man damit nur verzerrt sieht. Besonders mit Gleitsichtgläsern haben diese Visiere einen sehr eingeschränkten Tragekomfort. Vor ein paar Monaten haben wir deshalb ein Gesichtsvisier speziell für Brillenträger entwickelt und als Gebrauchsmuster beim Deutschen Patentamt angemeldet.
Was ist an Ihrem Visier anders?
Unser „Covisier“ genanntes Brillenvisier kann man in Sekundenschnelle auf nahezu jeden Brillenbügel aufstecken, kein lästiger Kopfreif ist nötig. Mund und Nase werden durch das Visier abgedeckt, während die Augen durch die Aussparung im Visier ungehindert durch die eigene Brille sehen können, durch die sie ja auch schon geschützt sind.
Welches Material verwenden Sie?
Das Visier wird aus einem speziellen, lebensmittelechten Kunststoff in Deutschland für uns hergestellt, darauf haben wir besonderen Wert gelegt.
Wie ist die bisherige Resonanz?
Wir sind mit hoher Akzeptanz gestartet, aber da in der aktuellen Corona-Lage inzwischen FFP2-Masken vorgeschrieben sind, wird das Covisier wohl erst wieder Anwendung nach dem Abklingen der Pandemie finden. Dann ist es aber weiterhin ein sehr wichtiger Beitrag zur Hygiene, zum Beispiel im Gastronomie-, Einzelhandels- und Lebensmittelbereich.