Optometrie-Studentinnen aus Aalen im finnischen Schnee
von Dr. Jürgen Bräunlein,
Auslandserfahrungen sind Bestandteil des Bachelorstudiengangs Augenoptik/ Optometrie an der Hochschule Aalen. Enge Bande knüpfte die Studienleitung zur Universität im finnischen Oulu. Dozenten von dort lehren in Aalen, Aalener Studenten verbringen Auslandssemester in Oulu. In diesem Jahr waren es z.B. Lara Klaus (22), Sophia Hofmann (24) und Hannah Pohlmann (26).
Das Land der tausend Seen kannten sie vorher nicht. Der Vortrag eines finnischen Dozenten in Aalen animierte sie dazu, sich für ein Auslandssemester in Oulu (200.000 Einwohner) zu bewerben, wo sie von Januar bis Ende Mai dann auch studierten. Unter Corona-Bedingungen. Manche Studienmodule liefen nur online, doch die AHA-Regeln waren lax. „Es gab kaum Maskenpflicht, Cafés und Geschäfte hatten offen, kein Nachteil für uns“, so alle drei.
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„Die finnischen Studenten waren immer im Dauerstress. Wenn ich mit ihnen etwas unternehmen wollte, mussten sie gerade wieder für eine Prüfung lernten“, erinnert sich Hannah. In Aalen finden alle Prüfungen hingegen am Ende des Semesters statt. Überraschend die geringe Männerquote in Oulu: Von den 30 Studierenden in ihrem Semester waren nur drei Männer.
Optometristen in Finnland dürfen mehr
In Finnland läuft die Ausbildung zum Augenoptiker nur über ein Studium. Die Studenten haben Präsenzphasen an der Universität mit Vorlesung und Praktikum, dazu betriebliche Praxisphasen, um das Gelernte bei einem Augenoptiker anwenden zu können.
Anders als in Deutschland können Optometristen in Finnland die Augengesundheit ihrer Patienten sehr weitreichend untersuchen. So dürfen sie eine Refraktion unter zykloplegierten Augen, also unter Pupillenerweiterung und Akkommodationsvermeidung durchführen.
Dozenten und Studenten duzen sich. Nicht zu erwarten war auch das Entgegenkommen mancher Professoren. „Sie nahmen uns nach dem Unterricht im Auto mit, wenn wir in dieselbe Richtung mussten. Oder boten uns Privatunterricht an, wenn wir etwas nicht verstanden.“
Vorliebe für weiche Kontaktlinsen
Zu den Lerninhalten der Studentinnen aus Deutschland gehörten Screening-Kurse (Netzhaut), der wissenschaftliche Umgang mit englischsprachiger Fachliteratur, Kontaktlinsenanpassung. In Finnland werden hauptsächlich weiche Kontaktlinsen angepasst. Die Augenoptikgeschäfte in Oulu wirkten auf sie klinischer als in Deutschland: „Kein Eingangsbereich, da stehen gleich die Verkaufstische. Ein bisschen wie im Wartezimmer.“
Schönheit der Natur
Hannah, Sophia und Lara blicken euphorisch auf die fünf Monate in Oulu zurück. „Wenn wir später im Beruf sind, wird es bestimmt schwieriger, ein halbes Jahr im Ausland zu verbringen“, meint Sophia.
Alle drei schwärmen von der Schönheit der Schneelandschaften Finnlands und dem Erleben der Sonne als Naturspektakel. Und sie lernten, manches Vorurteil abzulegen. „Man hat mir empfohlen“, so Hannah, „immer eine Taschenlampe dabei zu haben, damit ich draußen immer etwas sehe. Doch Finnland ist gar nicht so dunkel, wie man denkt. Die Wege sind gut ausgeleuchtet.“