Wenn ein Journalist einen erfolgreichen Augenoptiker interviewt, dabei aber an Golf, Rocklegende Alice Cooper und Filmschönheit Corinna Harfouch nicht vorbeikommt, dann ist das außergewöhnlich, oder? Die Story von Quereinsteiger Philip Reuter beginnt im Netz.
Philips Golf – die Idee zu seinem gleichnamigen Blog kam ihm im Dezember 2013. Für den 39-Jährigen war Golf ursprünglich gar kein Sport. Halt was für Rentner, Pipifax. Aber Philip Reuter wurde von einem Freund provoziert, das Green auszuprobieren. Seitdem ist er auf der grünen Droge hängengeblieben. Sein Urteil heute: „Golf ist ein wahnsinnig anstrengender, schöner Sport.“
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Der gebürtige Stuttgarter Reuter ist mit solchen Statements mittlerweile auf YouTube zuhause. Dort sitzt er mega lässig im Outdoor-Sessel, mit der entsprechenden Golfer-Kleidung, samt Ausstattung auf dem Platz und hat mit Prominenten wie Alice Cooper nicht nur gespielt, sondern auch Interviews gemacht.
Als ehemaliger Filmproduzent sind solche Auftritte für den jungen Vater kein Problem. Schließlich hat er mit „Kein Sex ist auch keine Lösung“ 2007 schon den Deutschen Filmpreis im Team abgeräumt. Neben Armin Rohde und Marleen Lohse spielte unter anderem Corinna Harfouch mit.
Wer ist der Mensch Philip Reuter?
Ich will jeden Tag Menschen zum Lachen bringen. Humor gehört für mich dazu, das Leben nicht immer ganz so ernst zu nehmen.
Wie sind Sie zu dem Interview mit Alice Cooper gekommen?
Initiiert wurde das Gespräch von einem Golfausrüster, der mich als Markenbotschafter auserkoren hatte. Alice Cooper trat in Stuttgart auf und damit ergab sich die Gelegenheit. Er hat als ehemals abhängiger Alkoholiker die Droge Alkohol gegen sein tägliches 18-Loch-Spiel getauscht.
Wie kommt man nun vom Film und den Möglichkeiten, mit so prominenten Menschen in Austausch zu treten, zur Augenoptik nach Freiburg?
Meine Frau Sandra ist Augenoptikerin. Als mir klar wurde, dass es mit ihr ernster ist, musste ich mir einen anderen Arbeitsbereich als den Film suchen. Nach 300 Tagen Abwesenheit im Jahr irgendwann womöglich ihren Freund kennenzulernen, wollte ich unbedingt vermeiden. Was ist der Plan B, habe ich sie gefragt. Bleib mal locker, meinte sie. Machen wir halt zusammen einen Laden auf!
Wenn, dann will ich Augenoptiker lernen, war meine Replik. Am ersten Tag in der Berufsschule habe ich verstanden, was sie meinte, weil sie mich vorgewarnt hatte. Knackig war’s, aber ich habe die Ausbildung als 36-Jähriger neben den Youngsters durchgezogen. Klar, dass ich anfangs beispielsweise Gleichungen gar nicht mehr nach X auflösen konnte. Ich saß da wie der Ochs’ vorm Berg, aber mein Lehrer Doderer machte mir Mut: Quereinsteiger seien am Ende die Besten. Im Nachhinein, kann ich sagen, war der Ausbildungsweg gut gewählt, besser, als in Aalen zu studieren.
Ich komme branchenfremd ins Metier. Und mein Eindruck war oft, dass Augenoptiker mit ihrem Fachjargon und ihrem abgehobenen Tun ihren Kunden eher wieder aus dem Laden werfen, als ihn gut zu beraten. Die Kunden verstehen sie nicht. Wir beraten anders.
Deswegen wollten wir auch kein bereits existierendes Augenoptik-Geschäft kaufen. Auf der opti kamen Außendienstler eines großen Brillenglas-Herstellers mit einem ganzheitlichen Konzept auf uns zu. Ihrem Angebot sind wir nachgekommen. Ein Jahr später war unser Geschäft in Freiburg fertig. Ich bin immer noch Geselle, aber auch Berater und Coach für den Aalener Brillenglas-Hersteller.
… und wollen Sie auch Meister werden?
Den Meister als Abschluss fürs Handwerk finde ich grundsätzlich gut. Die Frage stellt sich aber, ob ich den Titel brauche. Auch so kann ich zum Beispiel Sehbehinderte bestens beraten. Diesen Geschäftsbereich betreue ich mit großem Erfolg und für mich persönlich auch mit Erfüllung.
Inwiefern sind Sie als Coach unterwegs?
… im Mindset: Wie denke ich über Augenoptik? … über Menschen und Kunden? Wie versuche ich, nicht an ihm vorbei zu beraten, sondern ihn richtig zu beraten?
Mir ist wichtig, wie der Mensch sieht. Welches Logo auf der Fassung steht, spielt für mich keine Rolle. Ein Vision Center hat den Auftrag, zu besserem Sehen zu verhelfen. Wir sind keine Edelboutique.