Die Macher von W-eye Eyewear kann man getrost als Holz-Liebhaber bezeichnen. Die professionelle Bearbeitung des nachhaltigen Materials ist seit Generationen die Spezialität der Familie. Für seine Brillen kombiniert Firmengründer Doriano Mattellone das Holz nun mit Aluminium.
Doriano Mattellone entdeckt seine Liebe zum Holz schon als Kind in den 60er Jahren im italienischen Friaul, als der Vater beschließt, eine Drechslerei zu eröffnen. Der Großvater nimmt ihn mit zu Spaziergängen am Gebirgsfluss Torre, bringt ihm bei, Baumarten und ihre Hölzer zu unterscheiden. Kein Wunder, dass Doriano nach dem Studium zum Industriefachwirt 1978 dem Handwerk treu bleibt und sein Wissen über das Naturprodukt weiter vertieft.
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W-eye: Die Initialzündung
Als 2005 eine Krise die Holzbranche im Nordosten beutelt, müssen viele Betriebe schließen, doch „Tischler“ Doriano, inzwischen 46, sieht „sein“ Material jetzt völlig neu und entdeckt die kongeniale Verbindung von Holz und Aluminium: stabil, leicht, stark, dennoch flexibel. 2007 fertigt er den ersten Brillen-Prototyp, aber erst, als er 2008 den damals 36-jährigen Matteo Ragni kennenlernt, einen preisgekrönten Architekten und Designer, beginnt das Projekt W-eye. Im Designstudio seiner Heimat Mailand entwirft Ragni Produkte und Kreativstrategien. Die Männerfreundschaft gegenseitiger Wertschätzung wird zur Initialzündung für besondere Brillen.
Schichten wie Jahresringe
Es entstehen geschwungene Fassungen mit abgerundeten Backen, manche scharnierlos, mit deutlich sichtbaren Schichten des Materials, ähnlich wie die Jahresringe eines Baumes. Die Modelle bestehen aus sieben 0,5-mm-dünnen Holz- und zwei ebenso dünnen Aluminiumplatten. Zu Beginn werden die einzelnen Lagen sorgfältig ausgewählt, bevor sie in einem Formgebungsverfahren mit traditionellen energiesparenden Techniken unter Verwendung von hautfreundlichen Klebstoffen verbunden werden. Die abschließende Lackierung schützt das Holz gegen vorzeitiges Altern.
Für die Fassungen steht eine große Auswahl an Hölzern zur Verfügung, angefangen beim edlen Ebenholz, Zebrano und Wenge bis hin zu multilaminierten sogenannten Alpi-Furnier-Hölzern, Ikonen der ökologischen Nachhaltigkeit. Dazu kommen Innovationen mit farbigen Texturen und fantasievollen Geometrien, z.B. im auffälligen Streifenlook.
Lösung für Kreislaufwirtschaft
Darüber hinaus nutzen die Holzfreunde weitere Materialien natürlichen Ursprungs: hochwertiges Perlmutt, Kupfer. Zudem haben sie eine Lösung für Kreislaufwirtschaft. Getränkedosen werden in einem energiearmen Recyclingprozess auf die Fassungen aufgebracht, alle verwendeten Materialien sind nicht-allergen und nickelfrei.
Bei den Brillen bleibt die korrekte Passform wichtig. Die Größe von Brücke, Mittelteilbreite und Bügellänge können Augenoptiker*innen entsprechend der physiognomischen Merkmale ihrer Kunden frei wählen. Zum Schluss markiert ein Laser jede Fassung für die Rückverfolgung und – falls gewünscht – für eine Personalisierung der Unikate.
Silmo d’Or beim dritten Anlauf
2010 feierte W-eye sein Debüt bei der 100-Jahr-Feier des Mailänder Optikers „Aspesi 1910“. Dem internationalen Durchbruch folgten Designpreise: 2011 heimsten die Italiener eine Nominierung für den Silmo d’Or ein, ebenso 2013, bis es 2015 endlich mit einer Auszeichnung für das Modell Aifir in der Kategorie Sonnenbrillen klappte. 2017 bekam man dafür zudem den German Design Award Special „aufgrund der innovativen technischen Verarbeitung“ prämiert.
W-eye ist immer noch ein echtes Familienprojekt. Neben dem heute 62-jährigen Senior Doriano Mattellone arbeiten in der Firma seine Geschwister Daniele und Annalisa und seine Söhne Lorenzo (34, Kundendienst, Produktionslogistik) und Valentino (31, kaufmännischer Leiter, Entwickler des Fassungsdesigns). Die nächste Generation steht also schon bereit, eben ein typisches Unternehmen im Friaul: große Familie, geschätzte Traditionen und geduldige Hingabe ans alte Handwerk.
Dorianos Begegnung mit Matteo Ragni vollendete also eine Erfolgsgeschichte, die am Flussufer der Torre mit seinem Großvater begann. Auch die beiden Projektleiter gehen dort heute gern und oft gemeinsam spazieren. Wer weiß, welchen Holzweg W-eye noch nehmen wird.
/// PE
2,6 Mio. Tonnen
Leichtverpackungen
machten 2019 den größten Anteil am eingesammelten Verpackungsmüll privater Haushalte in Deutschland aus. Das waren 32 kg pro Person. Leichtverpackungen sind Kunststoffe, Leichtmetalle (Aluminium, Weißblech) und Verbundmaterialien. Es folgten Glas mit 23 kg pro Person (1,9 Mio. Tonnen) und Papier, Pappe, Karton mit 17 kg pro Kopf (1,4 Mio.Tonnen). (Quelle: destatis.de)
W-eye: „Mein Lieblingsholz ist Esche“
Doriano Mattellone von W-eye im Interview
Wie lernten Sie Matteo kennen?
2008 auf einer Konferenz, er war einer der Redner. Damals war ich auf der Suche nach einem Designer, der meiner Brillenvision eine stilistische Richtung gibt. Mir gefiel, wie er redete, und so erzählte ich ihm von dem Projekt in der Schublade. Wie es der Zufall wollte, kannte er meinen Ruf als Formenbauer, da er schon mit Firmen zusammengearbeitet hatte, die von mir hergestellte Formen verwendeten.
Aluminium kennt man aus dem Fahrzeugbau. Wie kamen Sie auf die Kombi mit Holz?
Brillen aus Holz allein sind nicht stabil genug und können nicht gut angepasst werden. Die zwei Alubleche machen die Brille optimal stabil und dennoch flexibel für einen bequemen Sitz. Und es ist hypoallergen.
Aluminium hat umwelttechnisch nicht den besten Ruf.
Stimmt. Obwohl Aluminium nach Sauerstoff und Silizium das am dritthäufigsten vorkommende Element in der Erdkruste ist, benötigt es viel Energie zur Herstellung. 15-mal mehr als Stahl. Aber es ist eine Legierung, die unbegrenzt recycelt werden kann, ohne dass wir neues Material hinzufügen müssen. Die Energie, die beim Recyclingprozess verbraucht wird, beträgt zudem nur 5% der Energie, die für die Herstellung benötigt wird. Das macht Aluminium zu einem nachhaltigen Metall.
Haben Sie ein Lieblingsholz?
Esche! Wegen ihrer ausgeprägten Adern, ihrer Biegefestigkeit und weil sie einfach schön ist.