Silhouette: Nachhaltigkeit ein Thema für Generationen
von Dr. Jürgen Bräunlein,
Das Thema Nachhaltigkeit begleitet das Familien-Unternehmen Silhouette seit der Gründung 1964, liegt doch die Unternehmens-Zentrale und damit der Hauptproduktions-Standort bis heute in Linz in einem Wasserschutzgebiet. Ein wichtiges Thema, wie im Interview mit eyebizz deutlich wird.
Interview-Partner Dr. Thomas Windischbauer, seit September 2013 COO des Premium-Komplettbrillenproduzenten „Made in Austria“, verfolgt das Thema mit großem Engagement. Zur zweiten Produktionsstätte im nahen Tschechien fährt er in der Regel mit dem E-Mobil.
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eyebizz: Herr Dr. Windischbauer, wo steht Silhouette beim Thema Nachhaltigkeit?
Dr. Thomas Windischbauer: Seit unserer Gründung vor 60 Jahren befinden wir uns in einem Wasserschutzgebiet. Unter uns fließt Trinkwasser. Schon für unsere Gründer war es das Wichtigste, sorgsam mit der Umwelt umzugehen. Das haben wir viele Jahre im Sinne von „Tue Gutes, aber sprich nicht darüber“ praktiziert.
Diese Strategie änderten wir, weil wir gemerkt haben, dass die Konsumenten fordernder werden und mehr Transparenz verlangen. Doch wir wollen beim Thema Nachhaltigkeit ebenso authentisch kommunizieren, wie wir es immer gemacht haben. Wir sagen ehrlich: Wir produzieren CO2-neutral, aber derzeit noch mit Kompensation. Diese Einschränkung ist wichtig, weil es besagt, dass wir auf einem guten Weg sind, aber noch nicht dort, wo wir hinwollen.
„Wasser, Wasser, Wasser! Damit sorgsam umzugehen, ist ein zentrales Anliegen von uns.“
(Silhouette)
Im Rahmen unserer Nachhaltigkeits-Strategie der SDGs (Sustainable Development Goals) haben wir uns einzelne Ziele herausgesucht, die wir mit aller Kraft verfolgen und bei denen wir versuchen, die Balance zwischen ökologischen, sozialen und ökonomischen Zielen zu finden. Denn wir sind ein Wirtschaftsbetrieb und müssen immer auch auf die Zahlen schauen.
Tatsächlich sind es nicht immer die großen Big Points, die für mehr Nachhaltigkeit sorgen, sondern oft auch die vielen kleinen Aktivitäten. Wir haben kürzlich den Linzer Umweltpreis IRIS23 als eines der nachhaltigsten Unternehmen im Großraum bekommen. In der Jurybegründung wurden wir gerade für die Vielzahl scheinbar kleiner, unterschiedlicher Nachhaltigkeits-Aktivitäten gelobt, bei denen wir unsere Mitarbeiter mit einbeziehen.
Wer aufmerksam durch das Firmengelände läuft, sieht einige solcher Maßnahmen: Bienenstöcke, eine Fahrradwerkstatt, Duschen für Mitarbeiter …
Viele der Aktivitäten wurden nicht verordnet, sondern waren Ideen von Mitarbeitern, etwa die Einrichtung von Bienenstöcken, auch als Symbol für eine intakte Natur. Wir haben ein sehr intensives Ideen-Management im Haus, setzen regelmäßig Schwerpunkte. Beim Thema Nachhaltigkeit sind unglaublich viele Ideen von Mitarbeitern gekommen. Ein Vorteil unseres Familienunternehmens ist, dass wir dort dann zügig investieren können. Wir denken nicht nur von Bilanz zu Bilanz, sondern sehr langfristig. Nachhaltigkeit ist ein Thema über viele Generationen.
Nachhaltigkeit in der Produktion: Welche Aspekte würden Sie hier zunächst nennen?
Wasser, Wasser, Wasser! Damit sorgsam umzugehen, ist ein zentrales Anliegen von uns. Bei der Glasproduktion verwenden wir nahezu kein Wasser mehr, weil wir die Produktions-Technologien umgestellt haben. Gläser ohne optische Eigenschaften, etwa für Sonnenbrillen, werden nicht geschliffen, sondern gefräst. Dabei kommt kein Wasser zum Einsatz. Die Fräsrückstände recyceln wir konsequent. Ebenfalls ohne Wasser werden das Randen und Bohren der Gläser durchgeführt. Die Glasspezialisten saugen die Späne ab und recyceln sie.
Im Rahmen des Produktionskreislaufs brauchen wir natürlich Wasser für gewisse Prozesse, etwa beim Scheuern. Doch das Wasser, das wir in den Kanal zurückgeben, durchläuft hochmoderne Reinigungsanlagen und kann danach mehrmals neu verwendet verwenden. Davon können Sie in der Regel trinken.
Ein bisschen stolz bin ich auch, dass wir von der Stadt Linz die Genehmigung bekamen, einen Brunnen bohren zu dürfen. So können wir die Grünflächen auf unseren Campus selbst mit Wasser versorgen.
Energieversorgung ist ein zweites großes Thema für uns. Unsere Dächer sind voll mit hauseigenen Photovoltaikanlagen. Damit können wir rund 13 % unseres jährlich benötigten Stroms selbst erzeugen. Doch eine größere Stellschraube ist der Verbrauch. Uns ist es gelungen, den Bedarf um 15 % zu reduzieren. Gelungen ist das auch, weil wir unsere Mitarbeiter motivieren konnten: Was kann jeder dazu beitragen? Oft sind es einfache Dinge, wie das Licht konsequent auszuschalten, die in der Masse große Wirkung entfalten.
Wie versucht das Unternehmen, bei der Produktion der Fassungen nachhaltig zu sein?
Im Zentrum unserer Entwicklungs-Strategie steht die Minimierung des Materialverbrauchs pro Brillenkategorie. Von kurzfristigen, schnelllebigen Modetrends nehmen wir Abstand, da sie zu einer Verschwendung der Ressourcen führen. Bevor eines unserer Premiumprodukte in die Herstellung geht, wird es von Anfang bis Ende exakt durchdacht. Statt Ressourcen lediglich zu verbrauchen, erhalten wir deren Wert bestmöglich und verwerten diese teils mehrmals. Auch gewähren wir eine Ersatzteilgarantie: Sobald eine Kollektion ausläuft, sind deren Brillen noch für rund drei Jahre im Lager der Zentrale in Linz verfügbar. Die Ersatzteile für die jeweilige Kollektion stehen den Augenoptikern auf Anfrage für weitere sechs Jahre zur Verfügung.
Silhouette besucht in regelmäßigen Abständen die Lieferanten vor Ort und auditiert sie nach Standards für Qualität, Umwelt und Arbeitsschutz. Wie funktioniert das?
90 % unserer strategischen Lieferanten hat den von uns entwickelten Supplier Code of Conduct unterzeichnet, in dem ökologische, ökonomische und soziale Kriterien festgeschrieben sind. Die restlichen Lieferanten verweisen auf eigene CoCs. Die im Verhaltenskodex festgehaltenen Vorschriften prüfen wir in regelmäßigen Abständen unangekündigt vor Ort. Dazu besucht ein intern zusammengestelltes Team aus Experten weltweit Lieferanten, um die Einhaltung der gesetzlichen Richtlinien aber auch der von uns durchaus strengeren Vorgaben unabhängig zu prüfen. Erfüllen Lieferanten unsere Vorgaben nicht, haben sie die Möglichkeit, unverzüglich Änderungen vorzunehmen. Wenn eine zweite Überprüfung erneut Mängel aufzeigt, wird die Zusammenarbeit mit ihnen beendet.
Muss ein nachhaltig hergestelltes Produkt nicht zwangsläufig teurer sein?
Die Tatsache und der Nachweis, dass alle wesentlichen Bearbeitungsschritte in Österreich passieren, erlauben es uns, uneingeschränkt mit dem Qualitätssiegel „Made in Austria“ in die ganze Welt liefern zu dürfen. Dass „Made in Austria“-Brillen in der Herstellung per se teurer sind als „Made in China“, liegt auf der Hand und können Kunden auf Grund der hohen Qualität der Premiumprodukte nachvollziehen. Unsere Exportquote beträgt 95 % in über 100 Länder der Welt. Aus Zoll- und Einfuhrgründen, die laufend von den verschiedensten Ländern an uns gestellt werden, müssen wir die Ursprungszeugnisse unserer Brillen zu 100 % nachweisen können. Die für „Made in Austria“ verbindlichen Kriterien erfüllen wir eindeutig.
Welche Maßnahmen der Nachhaltigkeit würden Sie am liebsten realisieren, können es aber noch nicht?
Unser großes Ziel ist es, 2027 eine CO2-neutrale Produktion zu erreichen. Da unterscheiden wir uns von sehr vielen Unternehmungen, die ich kenne, die sich auf 2030 oder noch später festlegen.
Ist das Thema Nachhaltigkeit bei Augenoptikern schon angekommen?
Wir haben begonnen, für Augenoptiker Webinare zur Nachhaltigkeit anzubieten, zunächst in Österreich, mittlerweile auch in Deutschland. Das Feedback war bislang großartig. Man spürt eine wachsende Sensibilität, das Thema nimmt Fahrt auf. Gleichwohl haben wir auch die Rückmeldung bekommen, dass unabhängige Augenoptiker oft nicht die Kapazität haben, sich viel mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Doch in unseren Webinaren gibt es Inputs, wie Augenoptiker Nachhaltigkeit umsetzen können. Auch hier muss es nicht immer gleich die ganz große Geschichte sein.
Herr Dr. Windischbauer, vielen Dank für das Gespräch!
/// Die Fragen stellte Jürgen Bräulein.
Silhouette International Schmied AG Ellbognerstraße 24, 4020 Linz Gründung: 1964 von Arnold und Anneliese Schmied Eigentümer: zu 100 % Familie Schmied Vorstand: Dr. Thomas Windischbauer (COO), Reinhard Mahr (CEO und CFO), MMag. Michael Schmied (CMO) Mitarbeiter weltweit: 1.300 Produktionsstandorte: Headquarter Linz und Silhouette-Tochter in Trhové Sviny (Tschechien) Marken: Silhouette, evil eye; Neubau