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Augenoptiker-Portrait

Thoma Optik: Ein Stück Arbeit für den Pionier

Die Parallelen sind unverkennbar, auch wenn sich die Zielgruppen beinahe nicht weiter voneinander unterscheiden könnten: Harro Schattschneider setzt in Reinheim mit seinem Betrieb Thoma Optik auf Low Vision und Myopie-Management, auch wenn das beratungsintensiver sei und weniger Umsatz bringe als der „reine“ Verkauf von Brillen.

Thoma Optik Reinheim Darmstadt-Dieburg Team
Das gesamte Team von Thoma Optik um Harro Schattschneider (Vierter von rechts) (Bild: Thoma Optik)

Das schöne Reinheim im Herzen von Darmstadt-Dieburg – eine sagenumwobene Kleinstadt, ein Tor zum nicht minder mystischen Odenwald: Der Legende zufolge soll „Katharina die Reine“ dort einst einen kranken Ritter geheilt haben – und so zur Namensgeberin der Gemeinde geworden sein. Damals, irgendwann im 11. Jahrhundert. Nicht ganz so lange vor Ort, aber dennoch regional fest verwurzelt ist Thoma Optik: 1977 öffnet das Unternehmen seine Pforten – als seinerzeit erster Augenoptiker der Gegend.

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Zweimal zieht der Betrieb samt eigener Meister-Werkstatt um, dann findet sich Anfang der 2000er-Jahre der ideale Standort: eine ehemalige Sparkassen-Filiale, freistehend – direkt an einer Kreuzung. Der Platz wird gekauft, das Gebäude entkernt, schließlich folgt der nächste Umzug. „Es ist größer, heller und geräumiger, man sieht uns von überall, und es gibt um das gesamte Haus herum Parkplätze für die Kunden“, erklärt Geschäftsführer und Low-Vision-Spezialist Harro Schattschneider.

Wenn die Kundschaft mal nicht kommen kann, findet sich in Reinheim auch eine Lösung: „Dann fahren wir hin und machen eine Messung zu Hause – mit Equipment.“ Menschen, die altersbedingt in einen Seniorenstift oder ähnliche Einrichtungen umgezogen seien, würde man ebenfalls „vor Ort weiter versorgen“. Standortpflege und Low Vision – das lohnt sich für Thoma Optik, wenngleich es „ein Stück Arbeit“ war.

Low Vision lohnt sich, aber …

Mindestens einmal pro Jahr ist eine „Low-Vision-Woche“ geplant – mit allem, was dazugehört: Die Aktion wird prominent beworben, und von den Herstellern steht das gesamte Programm zur Ansicht zur Verfügung. Das Thema Vergrößernde Sehhilfen sei zwar „beratungsintensiver“ und bringe nicht den Umsatz, den auch Schattschneider sonst von Brillengläsern oder Fassungen kennt – es komme bei den Kunden aber „immer gut an“. Thoma Optik punktet hier zudem durch eine Kooperation mit Augenärzten in der Region – mitunter schicken die Ophthalmologen die Fehlsichtigen direkt in den Betrieb. Und umgekehrt.

Thoma Optik Reinheim Darmstadt-Dieburg
Besinnlich! Saisonale Dekoration darf in der alten Sparkassen-Filiale natürlich nicht fehlen (Bild: Thoma Optik)

Durch den direkten Draht kann Schattschneider seine Kundschaft im Zweifel direkt an einen Augenarzt verweisen. Der bekommt bei der Low-Vision-Versorgung gleichzeitig einen Bericht, mit dem die jeweilige Versorgung angefragt wird – dadurch lässt sich alles Weitere mit den Kassen regeln. Das „funktioniere gut“, sagt Schattschneider, der für 2024 gleich zwei Aktionen geplant hat – bei denen die Augenärzte im Umkreis mit ins Boot geholt werden. Man schätzt sich gegenseitig, das zeigt auch das Lob, das die Augenärzte stets für die Arbeitsweise des Augenoptikers übrig haben: „Das zeigt, dass wir das eine oder andere richtig machen.“

Spenden-Aktion fürs Altenheim

Reichlich Zuspruch gab es auch für eine ganz besondere Aktion während der Corona-Pandemie. Dabei im Fokus: zwei lokale Altenheime – eins in Reinheim, „nur ein Stück die Straße hoch“, das andere in einem Nachbarort. „Während der Pandemie kamen die Leute ja nicht raus – also haben wir ihnen in Absprache mit der Heimleitung kleine Spendenpakete zusammengestellt“, erläutert Schattschneider.

Darunter beispielsweise moderne Lese-Lupen mit 8-Zoll-Bildschirm. Die Präsente habe man dann auf dem Höhepunkt der Pandemie unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen vorbeigebracht – besser gesagt zur Übergabe vor die Tür gelegt. Die Seniorinnen und Senioren hat‘s gefreut: „Das war eine schöne Sache“, lautet also auch das Fazit des Optikers.

Thoma Optik Reinheim Darmstadt-Dieburg Verkaufsraum
Ein Blick in den Verkaufsraum von Thoma Optik (Bild: Thoma Optik)

Thoma Optik ist aber nicht nur auf Vergrößernde Sehhilfen oder auch Kontaktlinsen spezialisiert. Neben umfassenden Service-Leistungen bietet Schattschneider auch Myopie-Management an. Der Betrieb setzt sich als einer der ersten Augenoptiker im Landkreis für die Myopie-Prävention ein. Rund elf Kinder versorge man derzeit in einem eigens eingerichteten Bereich, viele per Abo-System, weil das für die Eltern entspannter sei. „Die Gläser sind einfach teuer, die Kassen erstatten nur den üblichen Satz“, erläutert Schattschneider, der seit mittlerweile 27 Jahren bei Thoma Optik tätig ist.

Myopie-Management ist dabei noch ein ausbaufähiger Bereich: Viele Kids bräuchten zwar eine Versorgung, mindestens eine „normale“ Korrektur, kämen aber erst spät zum Augenoptiker. Schattschneider: „Wir hatten mal eine Aktion an der Schule hier vor Ort, eine Gesamtschule mit Gymnasium. Die Klassen 5 bis 7 wurden freigestellt, damit wir sie durchchecken konnten.“ Mit allem, was dazugehört: Thoma Optik bekam einen eigenen Klassenraum, das Team brachte die nötigen Gerätschaften zur Refraktions-Bestimmung mit und stellte das Sehvermögen der Schüler und Schülerinnen auf den Prüfstand. Das ernüchternde Ergebnis: Die Hälfte der Kinder war auffällig und hätte eine weitergehende Prüfung und vielleicht sogar eine Brille gebraucht.

Einzelhändler der Stolperstein

Hätte, denn es gab einen Stolperstein: die Vermittlung der Sehtestergebnisse. „Da hat man einen Schulträger und plötzlich kommt ein Einzelhändler, um etwas zu verkaufen“, erklärt Schattschneider, der diesen Eindruck unbedingt vermeiden wollte. Doch wie? „Wir haben niemanden kontaktiert, sondern den Kids lediglich eine Info für die Eltern mitgegeben, dass es empfehlenswert wäre, das Sehen vom Augenarzt kontrollieren zu lassen.“ Sauer aufgestoßen sei einigen Eltern spätestens aber, dass „die Krankenkasse die Aktion für sich ausgeschlachtet und alle Eltern im Anschluss angeschrieben“ habe.

Thoma Optik Reinheim Darmstadt-Dieburg Myopie-Management
Thoma Optik ist auch auf Myopie-Management spezialisiert (Bild: Thoma Optik)

Nichtsdestotrotz – selbst mit gefühlt gebundenen Händen: „Wir würden das gern wieder machen“, betont der Augenoptikermeister. Allerdings nicht an der Schule – dafür sei das Equipment zu teuer, der Hin- und Her-Transport zu aufwändig. Ideal wäre eine solche Aktion direkt im Laden – man habe aber noch keine Idee, wie sich das geschickt lösen lasse. Schließlich könne man nicht alle Pennäler gleichzeitig testen, auch wenn mit acht weiteren Mitarbeitenden genug Man- respektive Frauenpower vorhanden sei. Und das Problem der Eltern mit dem Einzelhändler bei ihren Kindern wird auf diese Art auch nicht kleiner.

Lehrer als „Kundschafter“ für gutes Sehen

Ausgestreckt sind die Fühler aber allemal – und einige Lehrer sind bereits als „Kundschafter“ eingespannt: „Die bekommen dann so ein kleines Myopie-Infoheft vom ‚Kuratorium Gutes Sehen‘ an die Hand – mit der Bitte, es auffälligen Kindern für ihre Eltern mitzugeben.“ Das geschehe „ohne Hintergedanken“ – man wolle lediglich für das Thema sensibilisieren und dafür sorgen, dass „ein kleines bisschen achtgegeben“ werde. Die relevante Frage sei: Wohin geht die Reise, wenn man nichts macht?

Dass sich entsprechendes Achtgeben sowohl für den Augenoptiker als auch die junge Kundschaft unabhängig vom Gedanken an ein Myopie-Management lohnt, zeigt eine Anekdote: Ein neunjähriges Mädchen bekommt ihre erste Brille mit –1,75 und –2 Dioptrien. „Die hatte überhaupt keine Lust auf Brille, war diesbezüglich das einzige Mädchen in ihrer Klasse. Und dann hat sie beim Aufsetzen ganz große Augen gemacht. Sie war sozusagen positiv geschockt.“

Das, so Schattschneider, sei „schon nicht schlecht“. Und auch wenn die Myopie-Prävention beim Nachwuchs aktuell noch nicht die gewünschte Flughöhe erreicht hat, gibt Schattschneider für Thoma Optik einen positiven Ausblick: „Den Erfolg muss man sich erarbeiten, er hat sich bei Low Vision im Laufe der Jahre entwickelt. Und so wird es vielleicht auch mit der Myopie-Prävention bei Kindern kommen.“ ///

 

Thoma Optik
Gründer: Linda Lindenberg-Thoma und Wolfgang Thoma
Inhaber: Lars Habig
1977 eröffnet
Neun Mitarbeitende
Adresse: Westring 91, 64354 Reinheim
E-Mail: info@thoma-optik.de
www.thoma-optik.de

 

Christian Schutsch ist freier Autor für Augenoptik und Technik. Der Freelancer schreibt seit vielen Jahren für Fachzeitschriften und Online-Portale über Themen wie Augengesundheit und technologische Innovationen. Sein Anspruch ist es, den Lesern fundierte Informationen und spannende Einblicke zu bieten – immer auf der Suche nach neuen Trends und Entwicklungen.

 

Artikel aus der eyebizz 1.2024 (Dezember/Januar)

 

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