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Haus des Sehens zwei Jahre nach Gründung

Uwe Hannig: Was nachhaltig ist, macht die Natur vor

Was Uwe Hannig für seine Augenoptik im „Haus des Sehens“ in Bonn von Beginn an vor allem anstrebt, ist Nachhaltigkeit. Wir wollten von dem 47-jährigen Augenoptikermeister wissen, wie sich sein Blick auf das Thema zwei Jahre nach Geschäftsgründung verändert hat.

Uwe Hannig - Haus des Sehens Bonn Logo
Das Haus des Sehens in Bonn gründete Uwe Hannig vor zwei Jahren

eyebizz: Herr Hannig, wo stoßen Sie an Grenzen bei der Umsetzung eines nachhaltigen Geschäftsmodells?

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Uwe Hannig: Bei Kontaktlinsen stehen Augengesundheit und Hygiene an erster Stelle. Die Materialien für Blister und Pflegemittel müssen diese garantieren. Das ist im Sinne der Gesundheit nachhaltig. Zudem gibt es ein Spannungsverhältnis zwischen Nachhaltigkeit und Tragekomfort: Natürlich wäre es nachhaltiger, individuell angefertigte Kontaktlinsen zu bevorzugen, die länger getragen werden können anstatt Tageslinsen, die jeden Tag entsorgt werden. Solange aber der Tragekomfort von Tageslinsen als wesentlich besser wahrgenommen wird, spielt Nachhaltigkeit es der Perspektive des Kunden eine nachgeordnete Rolle.

Wie ist aus Ihrem Anspruch geworden, verbindliche Informationen von Herstellern über die Nachhaltigkeit ihrer Produkte zu bekommen?

Es bleibt aufwändig. Ich muss immer wieder schauen, ob sich bei den Herstellern etwas verändert. Umwelt-, soziale und ethische Bedingungen können sich ändern. Die Informationen, die ich bekomme, sind selten vollständig. Und es gibt keine 100-prozentige Sicherheit. Auch wenn das Material der Fassung nachhaltig hergestellt wird, können die Schrauben aus Ländern stammen, die auf Nachhaltigkeit pfeifen. Doch ich frage mich: Warum nutzen Unternehmen die Möglichkeit für mehr Transparenz nicht als Chance? Offenbar denken viele, bevor sie das Fass ganz öffnen, machen sie lieber gar nichts.

3D-gedruckte Fassungen gelten als nachhaltig. Bieten Sie mittlerweile welche an?

Bislang nicht. Ich mag Holz, Bioacetat, Materialien, die sich sehr gut anfassen lassen. 3D-gedruckte Fassungen überzeugen mich noch nicht in der haptischen Qualität, auch wenn sie aus naturbasierten Kunststoffen bestehen. Bei einer Acetatbrille kann ich die Form durch Erwärmung verändern, z.B. etwas ovaler machen. Diese spielerische Freiheit fehlt mir bei 3D-gedruckten Fassungen, die von Anfang an gut berechnet sein müssen.

Haus der Brille Bonn: Uwe Hannig Nachhaltigkeit
Uwe Hannig im eyebizz-Interview

Wie kommunizieren Sie Nachhaltigkeit beim Kunden?

Ich fange nicht gleich mit dem Nachhaltigkeits-Thema an. Wenn ich einem Kunden verschiedene schöne Modelle gezeigt habe und er sich entschieden hat, erzähle ich die Geschichte dahinter: wie die Brille entstanden ist, wo sie herkommt, z.B. aus welchem hochwertigen, regionalen Holz sie besteht. So bin ich beim Thema Nachhaltigkeit, ohne es explizit nennen zu müssen.

Ist der Begriff Nachhaltigkeit mittlerweile problematisch geworden?

Ja, weil er politisch besetzt ist und nicht immer die besten Emotionen auslöst. Es gibt Leute, die für den Begriff fast schon missionarisch brennen, und solche, die ihn nicht mehr hören können.

Haben Sie eine Idee für ein besseres Wort?

Das Wort sollte der Natur angelehnt sein. Nachhaltigkeit heruntergebrochen heißt für mich: Du musst nur die Natur beobachten und die natürlichen Abläufe erkennen. Die Evolution zeigt uns, was funktioniert und was nicht. Die Natur ist der Ideengeber für Nachhaltigkeit. Denn in ihr ist alles darauf ausgerichtet, Energie effizient einzusetzen. Alles wird gebraucht, auch das Blatt, das zu Boden fällt. Es gibt keinen Abfall in der Natur, nur einen schlüssigen Kreislauf.

Wäre Kreislauf ein besserer Begriff?

Vielleicht. Denn das ist die effizienteste Form der Nachhaltigkeit, alles wird verwertet. Der Kreislauf erhält sich selbst.

/// Die Fragen stellte Jürgen Bräunlein.

 

Artikel aus der eyebizz 5.2023 (August/September)

 

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