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Von der Wall Street zur Brille:

Die feine Konstruktion von OvvO Optics

Die Gründungs-Geschichte von OvvO Optics ist eine faszinierende Erfolgsstory, die amerikanischen Erfindergeist mit europäischer Handwerkskunst verbindet. Beinahe könnte das bereits die Story sein, die heutige Zeit bringt das so mit sich. Aber, die Geschichte von OvvO hat noch andere Erzählstränge zu bieten.

OvvO Optics Flexibility
© OvvO Optics

Jenen, der zeigt, wie aus einer eher zufälligen Entdeckung ein modernes und einfallsreiches Unternehmen entstehen kann, das die Grenzen des Möglichen in der Brillenfassungs-Herstellung offensichtlich neu definiert. Und auch die Story, die Gründer Artur Pilat zu erzählen hat, gehört niedergeschrieben und wäre gewiss auch dann interessant, wenn Pilat nicht eine der größten familiengeführten Brillenfassungs-Fertigungen in Europa sein Eigen nennen würde.

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OvvO Optics versteht sich nicht als gewöhnlicher Brillenfassungshersteller, sondern vielmehr als ein Technologieunternehmen, das sich mit der Kombination aus technisch fortschrittlichen Brillenfassungen und traditioneller Handwerkskunst zu einer ganz besonderen Marke in der Welt der Augenoptik entwickelt und etabliert hat. Seit 2010 ist das Unternehmen auf heute rund 250 Mitarbeitende gewachsen. Jede Kollektion wird zu einhundert Prozent in Europa hergestellt: In Deutschland werden die Brillenfassungen mithilfe von Laser geschnitten und in Polen mit höchster Präzision zusammengesetzt. „Alle Komponenten werden aus hochwertigsten Materialien und anhand patentierter Technologien im eigenen Haus hergestellt. Dabei werden 85 Arbeitsschritte in akribischer Handarbeit mit größter Präzision und Liebe zum Detail ausgeführt“, heißt es aus der Unternehmenszentrale.

Die „Kernlinie“ ist die Surgical Steel & Titanium Kollektion – mit Fassungen aus einem Verbundwerkstoff aus militärischem Chirurgenstahl und Titan, der zu einem Markenzeichen von OvvO geworden ist. Dieses hypoallergene Material, das ursprünglich für Raumfahrzeuge und Militärprojekte entwickelt wurde, bietet eine bemerkenswerte Haltbarkeit, Leichtigkeit, ein flexibles Gedächtnis und eine unerreichte Hitzebeständigkeit. OvvO-Brillen müssen leicht sein und einen unvergleichlichen Komfort bieten. Übermittelt ist zudem ihre Haltbarkeit: In Tests können die Fassungen, wenn sie flach gestreckt sind, nach Unternehmens-Angaben bis zu 40 Kilogramm „tragen“, ohne Schaden zu nehmen. Die patentierten schraubenlosen Scharniere sind ohnehin nahezu unzerstörbar und sollen mehr als 300.000 Umdrehungen standhalten, was jemand mit einer Nutzungsdauer von 205 Jahren umgerechnet hat.

OvvO Optics Grawer
Seit der Gründung ist das Unternehmen auf 250 Mitarbeitende gewachsen. (© OvvO Optics)

Das Familienunternehmen setzt seit der Gründung im Jahr 2010 bis heute auf lokale Geschäfte und beliefert ausschließlich den stationären augenoptischen Fachhandel. Zudem werden in erster Linie nachhaltig gewonnene Materialien verwendet, und auch die Produktionsprozesse werden umweltfreundlich ausgelegt. Nachhaltigkeit sei dem Unternehmen ebenso wichtig wie die anderen Werte, die man von Polen aus vorleben möchte: Innovation, Qualität und Leistung.

Heimat nie vergessen

Artur Pilat hat seine Heimat Polen nie vergessen, und letztlich sind es seine Wurzeln und seine Familie, die der Gründung von OvvO Optics den Weg ebneten. Nach einer Segelreise und anschließendem längeren Aufenthalt in den USA kehrte Pilat zunächst nach Polen zurück. Zwar hatte er in einer Lotterie eine Green Card gewonnen, doch er beschloss, in Polen zu bleiben. Erst später schlug er eine erfolgreiche Karriere an der Wall Street ein, nachdem er zufällig einen Mitarbeiter von Goldman Sachs getroffen hatte, der vorschlug, Pilat solle sich an der Howard University School of Business bewerben, einer historischen Schule, an der Goldman Sachs häufig rekrutierte. Er wurde in das Programm aufgenommen und erhielt ein Stipendium.

OvvO Optics Laser
In Deutschland werden die Brillenfassungen geschnitten, in Polen zusammengesetzt. (© OvvO Optics)

So ging sein Traum in Erfüllung, an der Wall Street zu arbeiten. Pilat erhielt ein Jobangebot von Goldman Sachs Asset Management, wo er vier Jahre lang arbeitete. Seine Karriere führte ihn dann zur Barclays Capital Investment Bank, wo er seine Kenntnisse in der Finanzbranche weiter ausbaute – und wo er in dieser Zeit begann, eine Brille zu tragen. An dieser Stelle kommen Margareta, die Ehefrau von Pilat, und deren Onkel ins Spiel. Denn Pilat erinnerte sich an die einzigartigen Brillenfassungen, die der Onkel in Polen herstellte. Dies war der Anstoß für die Gründung von OvvO Optics im Jahr 2010.

„Der Onkel meiner Frau besaß eine Produktionsstätte für hochwertige Brillenfassungen in Polen, und wir holten bei unseren Besuchen dort neue Brillen ab. Meinen Freunden gefielen diese Fassungen und sie wollten sie bestellen, weil sie in den USA keine Fassungen mit dieser Art von Flexibilität und Stärke bekommen konnten. Das war die Initialzündung, um daraus ein Vollzeitgeschäft zu machen“, erklärt Pilat. Und darüber wollte eyebizz etwas mehr wissen und verabredete sich mit Artur Pilat zum Gespräch.

/// DS / IR

 


Interview mit Artur Pilat

Titanflex Family Business

Als Artur Pilat eine Brille brauchte, erinnerte er sich an die Manufaktur des Onkels seiner Frau Margareta. Mit den Brillenfassungen und reichlich Mut gründeten Margareta und Artur OvvO Optics.

eyebizz: Neben den Brillenfassungen ist Ihre zweite und längere Leidenschaft das Segeln. Das zeigt sich wohl auch darin, dass Sie über den Atlantik gesegelt sind. Wie hat diese Leidenschaft Ihre Persönlichkeit geprägt?

Artur Pilat: Das Segeln war ein bestimmender Teil meines Lebens und prägte sowohl meine Persönlichkeit als auch meine Geschäftseinstellung. Ich habe mit sieben Jahren begonnen und bin mit 18 quer über den Atlantik gesegelt. Eine Reise, die zur Schule meines reifen Lebens wurde. Es hat mich gelehrt, dass jedes Hindernis eine Chance ist, etwas Größeres und Besseres zu schaffen.

OvvO Optics Kombi Model
© OvvO Optics

Wie meinen Sie das?

Auf einer Segelreise ändert sich der Wind viele Male. Die Anpassung der Segel, um auf Kurs zu bleiben, erfordert Anpassungsfähigkeit und Ausdauer – Fähigkeiten, auf die ich mich jeden Tag beim Brillendesign und in der Produktion und dem Vertrieb verlasse. Fortschritt und technologische Entwicklung sind unerlässlich, um Sicherheit und Komfort auf See zu gewährleisten – ein Prinzip, das für meinen Ansatz in der Brillenindustrie von zentraler Bedeutung wurde und unsere Innovationen sowohl in Design als auch in Funktionalität vorantreibt. Die Lektionen, die ich auf See gelernt habe – Kreativität, Problemlösung und Entschlossenheit – leiten mich weiterhin auf meinem Kurs im Leben und in der Wirtschaft.

Ihre polnischen Wurzeln spielen eine große Rolle in Ihrer Lebensgeschichte. Welche Verbindung haben Sie noch mit der ursprünglichen Manufaktur in Polen?

Margareta, meine Frau und Mitbegründerin von OvvO Optics, und ich sind in Polen geboren und aufgewachsen, dort haben wir auch unsere Universitätsabschlüsse erworben. Unsere Wurzeln bleiben ein wichtiger Teil unserer Geschichte. Unsere Familien leben in Polen und spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung, der technologischen Entwicklung und der Produktion unserer Brillen. Eine der wichtigsten Verbindungen zu unserer Familie und unserem Erbe ist die Fabrik Liw Lewant, die Wacław Szwaczka gehört. Das Genie und Talent des Onkels meiner Frau für die Arbeit mit Metallen sind von unschätzbarem Wert und bringen kontinuierlich innovative Ideen und Lösungen für die Herausforderungen, denen wir in der täglichen Produktion gegenüberstehen. Diese Zusammenarbeit stärkt nicht nur unsere Verbindung zu Polen, sondern sorgt auch für die hohe Qualität unserer Brillen, die in Tradition und zukunftsweisender Handwerkskunst verwurzelt ist.

Warum sind Sie ausgewandert und was hat Ihnen geholfen, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten erfolgreich zu sein?

Unser Abenteuer in Amerika begann mit dem Ziel, unsere Hochschulbildung voranzutreiben. Ich hatte immer davon geträumt, nach meinem Segelabenteuer nach New York zurückzukehren, um an der Wall Street zu arbeiten. Die Verwirklichung dieses Traums war jedoch mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Die Kosten für eine College-Ausbildung, die Suche nach dem richtigen Wohnort, eine gute Schule und die Sicherung unseres Lebensunterhalts waren Hürden. Damit es funktionieren konnte, haben Margareta und ich beide Nachtschichten gearbeitet, tagsüber haben wir gelernt.

OvvO Optics Cleaning
OvvO Optics sieht sich als Technologieunternehmen. Die Fassungskollektionen werden dabei zu einhundert Prozent in Europa hergestellt. (© OvvO Optics)

Die Kombination aus unserem soliden europäischen Hintergrund, harter Arbeit und etwas Glück zahlte sich aus, weil wir uns über ein paar Bildungsstipendien an privaten Institutionen freuen konnten. Meine europäische Erziehung, meine starke akademische Leistung und meine einzigartige Segelgeschichte haben mir dabei geholfen, eine Position in der Vermögensverwaltung bei Goldman Sachs zu bekommen, einer prominenten Investmentbank an der Wall Street. Diese Erfahrungen haben mir Resilienz und Anpassungsfähigkeit beigebracht, Schlüsseleigenschaften, die mich in allen Aspekten des Lebens und des Geschäfts antreiben.

Was waren die entscheidenden Momente Ihrer Karriere an der Wall Street, was haben Sie dort gelernt, das Ihnen bei Ihren unternehmerischen Bemühungen geholfen hat? Und wie kam es dazu, dass Sie ein Unternehmen für Brillenfassungen gründeten?

Ovvo Optics Artur Pilat Demo
Artur Pilat erst Investmentbanker, dann Gründer einer Marke für „praktisch unzerstörbare europäische Brillentechnologie“: OvvO-Fassungen müssen leicht sein und einen unvergleichlichen Komfort bieten –  „Kernlinie“ ist die Surgical Steel & Titanium Kollektion. (© OvvO Optics)

Während meiner Bankkarriere begann sich meine Sicht zu verschlechtern, ich brauchte eine Brille. Da ich über unsere familiären Verbindungen Zugang zu Brillenfassungen hatte, brachte ich oft ein paar Fassungen für meine Arbeitskollegen mit. Es stellte sich heraus, dass jeder auf der Handelsfläche sie so sehr mochte, dass mich immer mehr Menschen baten, ihnen ein oder zwei Modelle mitzubringen. Nach drei Jahren trugen die meisten Händler die Fassungen und verlangten immer wieder mehr.

Im Winter 2010 beschlossen Margareta und ich, ein paar Dutzend Styles auf der Vision Expo East in New York zu präsentieren. Da die Show ausgebucht war, wurde uns ein winziger vier Quadratmeter kleiner Eckplatz angeboten. Trotz des bescheidenen Aufbaus wurde die Show ein großer Erfolg: Augenoptiker kamen an unserem Stand vorbei und kehrten später mit ihren Freunden zurück, um die Qualität und Handwerkskunst unserer Produkte zu analysieren und zu loben. Die meisten der Augenoptiker auf dieser ersten Messe sind bis heute unsere treuen Kunden. Das überwältigend positive Feedback, das wir in diesen drei Tagen erhielten, ließ uns erkennen, dass es selbst auf dem gesättigtsten Brillenmarkt der Welt, in den USA, noch Platz für ein Premium-Qualitätsprodukt wie unseres gab.

Ihre Fassungen sind für ihre leichte, strapazierfähige Metalllegierung bekannt. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dieses Material zu verwenden?

Wie bereits erwähnt, war es das Genie von Wacław Szwaczka, das zur Entdeckung des Materials und zur Entwicklung einer Methode führte, um es für Brillen zu verwenden. Die Technologie zum Verschmelzen von chirurgischem Stahl in Militärqualität mit Titan stammt aus dem Kalten Krieg. Die Geschichte besagt, dass kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion bestimmte militärische Technologien auf zivilen Märkten zum Kauf angeboten wurden. Wacław erfuhr von diesem einzigartigen Material, das ursprünglich für Raumfahrzeuge und die militärische Produktion entwickelt wurde. Er reiste nach Russland und erwarb einige seltene Maschinen, die in der Lage sind, Edelstahl und Titan zu verschmelzen.

Da es sich um militärische Ausrüstung handelte, gab es überhaupt keine Patente oder Blaupausen. Infolgedessen musste Wacław auch spezialisierte Techniker einstellen, die wussten, wie man die Maschinen bedient, die bis heute das Material herstellen und von denselben Technikern gewartet werden.

Was war Ihre ursprüngliche Vision, als Sie das Unternehmen gründeten?

Die ursprüngliche Vision kam während der Zeit als Investmentbanker. Floor-Händler, oft hoch bezahlte Personen mit einer Wertschätzung für Stil, Qualität und Technologie, können sich praktisch jede Brillenmarke leisten. Ironischerweise verliebten sie sich in diese völlig unbekannte Marke aus Mitteleuropa. Sie bewunderten die Herkunft des Materials, die Haltbarkeit und die leichte Natur der Gläser. Am meisten faszinierte sie die Einfachheit des schraubenlosen Scharnierdesigns, und dass sie die Scharnierspannung leicht selbst einstellen und die Bügel von Hand reparieren konnten.

OvvO Optics Metal Model
Artur Pilat versorgte die Händler an der Wall Street mit Fassungen, die er aus Polen mitbrachte. Sie verlangten immer mehr, was mit zu der Gründung des Unternehmens führte. (© OvvO Optics)

Als ich sah, wie sehr meine Kollegen ihre neuen, markenlosen Fassungen liebten und immer wieder nach mehr fragten, dachte ich, dass andere auch an dieser einzigartigen Technologie interessiert sein könnten. Also beschlossen Margareta und ich, ein Risiko einzugehen. Im November 2010 haben wir OvvO Optics offiziell registriert – als Marke für praktisch unzerstörbare europäische Brillentechnologie für Menschen, die eine extrem gut gemachte und bequeme Brille schätzen. Der Rest ist Geschichte.

Ihre Marke legt Wert auf innovative Designs und hochwertige Materialien. Was dürfen wir in der Zukunft erwarten, planen Sie neue Technologien, Märkte oder Kollektionen?

Unsere Vision für die Zukunft ist, Brillen durch modernste Technologie und hochwertige Materialien neu zu definieren. Unsere neue Fabrik wird über ein fortschrittliches Labor verfügen, das sich dem widmet und neue Standards in der Branche setzt. Durch den Einsatz fortschrittlicher Techniken und einer Präzisionsfertigung möchten wir Komfort, Haltbarkeit und Leistung verbessern und gleichzeitig unsere Qualität wahren.

Und wir expandieren auch in neue Marktsegmente mit spezialisierten Unterkollektionen unter dem Dach von OvvO, um sicherzustellen, dass unsere Designs auf unterschiedliche Kundenbedürfnisse eingehen. Unser Plan ist es, die Zukunft der Brillen durch Innovation und technologischen Fortschritt zu gestalten.


/// Das Gespräch führte Dagmar Schwall.

 

Artikel aus der eyebizz 2.2025 (März/April)

 

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