Eyewear-Label aus Belgien fördert Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit
w.r. yuma: Gedruckte Fassungen aus Plastikmüll
von Rüdiger Oberschür,
Überbordender Plastikmüll gehört zu den globalen Krisenthemen unserer Zeit. Das 2017 gegründete belgische Eyewear-Label w.r. yuma hat darauf ein ganzes Start-up-Konzept aufgebaut. Die Idee der Kreislaufwirtschaft wird hier zur nachhaltigen Firmenphilosophie. So wollen Gründer Sebastiaan de Neubourg und seine beiden Mitstreiter Lenja Doms und Roald Duchateau mit ihrem Label zeigen, dass aus Plastikmüll hochwertige Design- und Lifestyle-Produkte entstehen können. Noch gelten sie mit ihrem Ansatz als Pioniere innerhalb der augenoptischen Industrie.
Die Brillen von w.r. yuma sind wirklich extraordinär: Sie werden per 3D-Druck aus alten Armaturenbrettern und Verkleidungen, Kühlschränken oder PET-Flaschen gefertigt. Die ABS- und PET-Kunststoffe werden gereinigt, dann in kleine Stücke zerkleinert und von der Better Future Factory in Rotterdam in 3D-Druckertinte umgewandelt. Das Brüsseler Start-up Tridea beliefert w.r yuma parallel mit 3D-Druckertinte aus recycelten PET-Flaschen.
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Aus alt mach neu
„Der 3D-Druck öffnet die Tür zu einer Kreislaufwirtschaft“, beschreibt Designer und CEO Sebastiaan de Neubourg das Konzept von w.r. yuma. „Es ist ein sehr effizienter Prozess, mit dem wir limitierte Editionen personalisierter Brillenfassungen herstellen können, die nach Gebrauch auch wieder problemlos recycelt werden können“, so der 35-Jährige. Darin liegt auch die bahnbrechende Idee, die das Start-up in die Welt tragen will. Das Antwerpener Trio träumt rund um den Globus von Brillenkunden, die ihre alten Modelle einfach in ihrem Fachgeschäft um die Ecke abgeben, damit daraus ihre neue Fassung von w.r. yuma hergestellt werden kann.
„Unsere Vision ist eine Welt, in der es keinen Abfall mehr gibt“, erklärt Gründer de Neubourg, „Unsere Rahmen bestehen nicht nur aus Kunststoffabfällen, sondern sind dank unserer 3D-Drucktechnologie auch für ein einfaches Recycling zerlegbar.“ Bald schon sollen Kunden ihre Sonnenbrille bei w.r. yuma mit einem Rabatt gegen ein neues Modell austauschen können, während die alten Fassungen in ihrer Mikrofabrik in Antwerpen recycelt werden.
Die Fertigung erfolgt ausschließlich im eigenen Studio in Antwerpen. Für Montage, Verpackung und Versand der Produkte arbeiten w.r. yuma mit dem sozial orientierten Unternehmen Flexpack aus Antwerpen zusammen.
22.000 Euro per Crowdfunding für w.r. yuma
Die Brillengläser mit 100%igem UVA- und UVB-Schutz kommen vom italienischen Hersteller Mazzuchelli und werden lasergeschnitten in Grau, Grün und Braun angeboten. Für die Zukunft erwartet de Neubourg, dass die Gläser ebenfalls per 3D-Durck produziert werden können.
2018 und damit ein Jahr nach der Gründung beendeten w.r. yuma eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne. Rund 22.000 Euro sind für die erste Finanzierungsphase über die Online-Plattform Kickstarter zusammengekommen. 2019 hat man dann intensiv an der internationalen Expansion gearbeitet.
Darunter war auch eine Collabo-Kollektion im Rahmen des Us-by-Night-Festivals in Antwerpen. Entstanden sind coole Nightlife-Brillen, inspiriert von traditionellen Modellen gegen Schneeblindheit aus der Kultur der Inuit. Zusammengearbeitet haben w.r. yuma dafür mit Grafikdesignern wie Shawna X (@shawnax), Toykyo (@esthertoykyo) und Mellon (@mellongwen).
Produktionskonzept mit Potenzial
Unterstützer der ersten Kickstarter-Kampagne von w.r. yuma erhielten bereits bei einem Investment von 74 Euro einen Preisnachlass von immerhin 30 Prozent. Weitere Finanzierungsrunden sind nicht ausgeschlossen. Auch wenn der Rohstoff scheinbar günstig zu bekommen ist – die Aufbereitung ist durchaus kostenintensiv.
Das nachhaltige Produktionskonzept von w.r. yuma soll nicht auf Eyewear beschränkt bleiben. De Neubourg, Doms und Duchateau können sich auch viele andere Lifestyle-Produkte vorstellen, die irgendwann einmal aus ihrer Antwerpener Mikrofabrik kommen können.
Wenn die Corona-Krise einmal halbwegs überstanden sein wird, sind die Aussichten für w.r. yuma hoffentlich nicht nur rosig, sondern sonnig. Das erklärt schon der Ursprung des Label-Namens: Er stammt vom sonnigsten Ort der Erde: Yuma, einer kleinen Metropole im US-amerikanischen Staat Arizona.
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ID [12487]
Rüdiger Oberschür ist Dipl.-Theaterwissenschaftler, seit über 15 Jahren journalistisch tätig, Online-Redakteur und Trend Scout.