Randolf Rodenstock stieg nach seinem Physikstudium und einer BWL-Zusatzausbildung (MBA) an der Management-School Insead, Fontainbleu/Frankreich, 1976 in das Unternehmen ein. Zunächst leitete er es gemeinsam mit seinem Vater. 1990 übernahm er die Gesamtverantwortung und richtete Rodenstock auf die Anforderungen zunehmender Globalisierung aus. Randolf repräsentiert damit die vierte Generation seit der Gründung des Münchener Optik-Konzerns.
Vom Geschäftsführer zum Aufsichtsratsmitglied: Randolf Rodenstock (1976-2007)
Wegen des steigenden Kostendrucks verlagerte Randolf Rodenstock große Teile der Produktion nach Tschechien und Thailand und fokussierte das Unternehmen auf das Kerngeschäft „Brille“. 2002 gab Randolf Rodenstock dem Familienunternehmen eine kapitalmarktfähige Struktur und öffnete es auf dem Weg zur Börsenfähigkeit für familienfremde Gesellschafter.
2007 übernahm die europäische Beteiligungsgesellschaft Bridgepoint die zu 95 Prozent von der Permira Fonds gehaltenen Anteile. In 2015 stieg Compass Partners als zusätzlicher Investor bei Rodenstock ein. Randolf Rodenstock wechselte 2003 vom Vorsitz der Geschäftsführung in den Vorsitz des Aufsichtsrats und ist als Aufsichtsratsmitglied bis heute der Gruppe verbunden.
Heute ist Prof. Randolf Rodenstock Geschäftsführender Gesellschafter der Familienholding Optische Werke G. Rodenstock GmbH & Co. KG (OWGR). Darüber hinaus war er in zahlreichen Ehrenämtern aktiv, unter anderem ist er nach 15 Jahren Präsidentschaft beim Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (VBM) und der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. (vbw) nun Ehrenpräsident der vbw.
Er war viele Jahre Vizepräsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände – BDA, Mitglied des Präsidiums des Bundesverbands der Deutschen Industrie BDI und ist Vorsitzender des Roman Herzog Instituts.
Kurz gefragt:
„Gerüstbau“ oder „Karneval im Gesicht“ sind in der Rodenstock-Fassungspolitik nicht zu finden.
Ökonomischer Druck und menschengerechtes Unternehmerverhalten sind keine Gegensätze.
Bildung ist heute für die Jungen unabdingbar für ein gelingendes Berufsleben.
Vor- und Nachteile eines Familienunternehmens sind so vielschichtig, dass ich sie nicht in einem Satz beschreiben kann.
An meinem Vater schätzte ich besonders seine soziale Einstellung und sein gesellschaftspolitisches Engagement.
Leerzeile
Wiederaufbau und Aufstieg der Marke: Rolf Rodenstock (1953-1990)
Der promovierte und habilitierte Diplomkaufmann Rolf Rodenstock übernahm 1953 die Leitung von seinem Vater. Er gestaltete den Wiederaufbau für Rodenstock. Rolf Rodenstock galt als eine der profiliertesten Unternehmerpersönlichkeiten der jungen Bundesrepublik.
Neben Brillengläsern setzte er vor allem auf die Fertigung von Brillenfassungen und begründete damit den Aufstieg der Marke. Unter seiner Leitung wurden moderne industrielle Planungs- und Fertigungsmethoden eingeführt und Tochtergesellschaften in vielen Ländern gegründet.
Zusätzlich übernahm Prof. Rolf Rodenstock auch gesellschaftliche Verantwortung: So leitete er 1978-1984 den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Von 1966 bis 1978 stand er als Präsident dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) vor. 1971–1990 stand er an der Spitze der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern.
Durchhaltevermögen und Beharrlichkeit: Alexander Rodenstock (1905-1953)
1905 trat Alexander Rodenstock mit 22 Jahren in die Firma ein. Auf Drängen des Vaters hatte er sein Studium der Physik und Volkswirtschaftslehre abgebrochen und übernahm 1919 die Leitung des Familienunternehmens. Zum Zeitpunkt seines Eintritts hatte Rodenstock 200 Mitarbeiter, bis zu seinem Tod 1953 hatte sich die Belegschaft mehr als verzehnfacht.
Seine Ära war geprägt von Durchhaltevermögen und Beharrlichkeit. Wachstumsphasen wie vor dem Ersten Weltkrieg und in den 30er Jahren standen katastrophale Entwicklungen wie zwei Weltkriege und eine Weltwirtschaftskrise gegenüber. Trotz allen Wechsels hielt Alexander am privaten Charakter des Familienunternehmens fest. Er widerstand Übernahmeversuchen und der Zwangszusammenlegung mit einem Wettbewerber während der NS-Zeit.
Alexander Rodenstock machte die Münchner Räterevolution auf Seiten der bürgerlichen Gegenrevolutionäre mit und gehörte von 1919 bis 1925 dem Münchner Stadtrat für die Bayerische Volkspartei an. Darüber hinaus bekleidete auch Kommerzienrat Alexander Rodenstock zahlreiche Ehrenämter in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Institutionen.
Ein streitbarer Gründer: Josef Rodenstock (1878-1905)
Am 1. Januar 1878 nahm Josef Rodenstock (32), ein wandernder Verkäufer selbst konstruierter Messinstrumente und Brillengestelle, mit seinem Bruder Michael den Betrieb der 1877 gegründeten Firma „G. Rodenstock” in Würzburg auf.
Bereits 1883 verlegte sie den Firmensitz nach München, wo sich noch heute die Unternehmenszentrale befindet. Der risikobereite Selfmademan vereinte in sich ausgeprägten Erfindergeist, Wagemut und ungewöhnliches geistiges Format. Er galt als gerecht, hilfsbereit und humorvoll, aber „fürchterlich in seinem Zorn über Fehler oder Unfähigkeit”.
Mit Energie und Arbeitswut baute er das Unternehmen aus dem Nichts auf. Obwohl bald sehr vermögend, blieb er in seinen eigenen Ansprüchen bescheiden.
Als Unternehmer ging er keinem Streit aus dem Wege, wenn er überzeugt war, dass es für die Entwicklung seiner Firma wichtig sei. Er legte sich mit „unprofessionellen Brillenhändlern” an, prozessierte gegen die Konkurrenz und kämpfte gegen Augenärzte, die sich über Rodenstocks Aufklärungsschriften beschwerten.
// CH (Quelle: u.a. Rodenstock)