(Berlin) – Am 16. April veröffentlichte der Industrieverband Spectaris seine Mittelstandspositionen mit Forderungen gegenüber der Politik. Sechs Themen zum Hightech-Mittelstand stehen im Fokus. „Auf unsere Mitgliedsunternehmen kommen große Herausforderungen zu“, betont Spectaris-Vorsitzender Josef May und warnt: „Wenn jetzt nicht die richtigen politischen Weichen gestellt werden, wird Deutschland von anderen Industrienationen abgehängt und ist anfälliger für konjunkturelle Krisen“.
Die von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier verfasste „Nationale Industriestrategie 2030“ könne dafür eine Grundlage sein, sofern sie die Potenziale des deutschen Mittelstandes ernst nehme, so der Industrieverband. Dem am 6. Mai im Bundeswirtschaftsministerium startenden Dialog mit der deutschen Industrie komme daher besondere Bedeutung zu.
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Spectaris-Forderung zu Handelsbeziehungen
Mittelständisch, exportstark und innovativ – das zeichne die beim Industrieverband Spectaris vertretenen Branchen Medizintechnik, Photonik, Augenoptik sowie Analysen-, Bio- und Labortechnik aus. Insgesamt erwirtschafteten die Branchen über 60 Prozent ihres jährlichen Gesamtumsatzes von über 70 Milliarden Euro auf globaler Ebene. Dies werde jetzt allerdings zur Gefahr, so Spectaris: Protektionismus und Sanktionen bedrohten den starken Export und belasteten Handelsbeziehungen.
„Unverzichtbar für die zukünftigen wirtschaftlichen Erfolge in den Märkten sind die Beseitigung von Handelshemmnissen, die gegenseitige Anerkennung von Produktstandards und vor allem der politische Wille, für wachsenden Freihandel einzutreten“, betont May.
Sinkendes Bildungsniveau
Auch der Fachkräftemangel verschone den Mittelstand nicht. Mit fatalen Folgen: Aufträge blieben liegen und die Innovationsfähigkeit auf der Strecke. So fordert Spectaris eine engere Verzahnung von beruflicher und akademischer Bildung. „Viele Unternehmen beklagen seit der Umstellung auf das Bachelor-Master-System ein sinkendes Bildungsniveau von Absolventen. Um diese Entwicklung umzukehren, müssen Industrie relevante Studiengänge einen höheren Bezug zur Praxis bekommen“, so May.
Mega-Projekt Digitalisierung
Eine große Gefahr sieht Spectaris bei der schleppenden Digitalisierung in Deutschland. „Ohne den nötigen Schulterschluss zwischen Politik und Industrie werden die Unternehmen ins Hintertreffen geraten und die Chancen der Digitalisierung vertan“, warnt May.
Derzeit sei die Unzufriedenheit mit dem politischen Management des Mega-Projekts Digitalisierung dramatisch hoch: So wünschen sich laut einer Studie des Verbandes 98 Prozent der befragten Unternehmen mehr Unterstützung von der Politik, indem Reformbestrebungen schneller umgesetzt sowie wirksame Initiativen und Gesetze entwickelt werden.
Dazu kommt die Lage in den ländlichen Regionen: „Verbessert die Politik nicht die Rahmenbedingungen für Instandhaltung und Bereitstellung von sowohl verkehrstechnischer als auch digitaler Infrastruktur, droht vor allem der ländliche Raum für den Mittelstand zum Standortnachteil zu werden“, erklärt der Spectaris-Vorsitzende.
Steuerliche Forschungsförderung
Ein weiteres wichtiges Thema des Mittelstandspapiers von Spectaris ist die steuerliche Forschungsförderung. Ein Gesetzesentwurf des Bundesfinanzministeriums liegt vor. Dem Spectaris-Geschäftsführer Jörg Mayer ist dieser Punkt besonders wichtig: „Auf der Zielgeraden darf nicht gepatzt werden. Im weiteren Prozess muss der Gesetzgeber darauf achten, die Förderung für kleine und mittlere Unternehmen attraktiv zu gestalten und so bürokratiefrei wie möglich umzusetzen.“
Und May ergänzt: „Unsere Forderungen sind kein Selbstzweck: Es muss uns allen darum gehen, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft zu unterstützen. Den Mittelstand stärken heißt, dem konjunkturellen Rückgang zu trotzen.“