Sternstunden der opti: Herzblut. Enthusiasmus. Erfolg.
von Redaktion, Artikel aus dem Archiv vom
Am 8. Januar hätte die opti 2021 ihre Messehallen geöffnet, zum ersten Mal in Stuttgart, wenn nicht Corona dazwischen gekommen wäre. Der zweite Teil der kleinen eyebizz-Serie erzählt von persönlichen Sternstunden der opti-Aussteller – und welche Highlights sie diesmal gezeigt hätten. [14191]
28.000 Besucher, 605 Aussteller – so die Bilanz, als die opti 2020 ihre Pforten schloss. Etwas weniger als im Jahr davor, immer noch beeindruckend, doch über das, was auf der Messe wirklich stattfindet und begeistert, sagen die Zahlen nichts, mag mancher auch Kritisches zu bemerken haben.
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Es ist jedes Jahr eine Passion, mit der Aussteller dem Januar entgegenfiebern, ein Aufatmen, wenn ein Messestand zündet, ein Triumph, wenn einem Label der Durchbruch glückt. Es sind Begegnungen mit Kunden, die zum Fest werden, Begegnungen, die sogar ein Leben ändern können. eyebizz fragte Aussteller der opti nach persönlichen Sternstunden. Entstanden ist ein buntes Kaleidoskop subjektiver Stimmen, die den Herzschlag der Messe einfangen.
Rolf Spectacles: Durchbruch trotz Pannen
Die opti 2009 hat in der Historie von Rolf Spectacles aus Tirol einen Ehrenplatz. Bernhard Wolf, gemeinsam mit seinem Bruder Roland Geschäftsführer, erinnert sich: „Nach Jahren des zermürbenden Tüftelns im Keller wollten wir endlich an die Öffentlichkeit. Für uns kam nur die Messe in München in Frage, weil unser erstes Ziel die Bekanntheit in der DACH-Region war.“
Rückblickend war die Premiere in den opti-Boxen die beste Idee, Kaltakquise wäre der mühsamere Weg gewesen. Doch der Start holperte, schließlich war es die erste Messe. „Wir waren schockiert, und ich als Architekt im Besonderen, dass die anderen Aussteller einfach einen Messestand aus Rigipswänden hochzogen“, so Bernhard Wolf. „Wir waren überzeugt, dass wir für ein hochwertiges Produkt auch einen hochwertigen Stand bauen mussten.“
In der Mitte ihres opti-Standes thronte ein Tresen aus übereinander geschichteten Holzplatten. Besucher dachten, hier würden Möbel verkauft. Nicht das einzige Malheur. „Uns wurde ein falscher Teppich geliefert, und die letzten Brillen waren erst einen Tag vor Eröffnung fertig lackiert, sodass wir am ersten Messevormittag keine Produkte präsentieren konnten.“
Am Ende hatten die Tiroler keinen Umsatz gemacht, doch für Furore gesorgt. „Es bildete sich ständig eine Menschentraube um unsere opti-Box, die Kunde verbreitete sich unter Augenoptikern wie ein Lauffeuer.“ Wenige Monate später gewann die Brillenmanufaktur den Silmo d´Or. „Der Preis war die Initialzündung für den weiteren Erfolg.“
Neben dem damals noch ungewohnten Material Holz stieß Rolf Spectacles eine weitere Tür im Markt auf. „Wir eröffneten für Augenoptiker ein neues Preissegment. Zur Überraschung vieler waren die Kunden bereit, nun auch in ein unvergleichliches Design und ein Qualitätsprodukt zu investieren“, so Bernhard Wolf stolz.
Zwar glaubt er, dass der Erfolg auch unabhängig von Messen gekommen wäre, aber sie waren ein Motor: „Wir brauchen Messen, um viele Menschen von unseren Ideen überzeugen zu können. Wir wünschen uns aber nachhaltigere Stände, die öfter als nur ein Mal verwendet werden, um Müll zu sparen.“
Marwitz: Havanna-Feeling zum Víerzigsten
Alte, braune Ledersofas, gelbliche Tapete und eine kubanische Band, die dem Stand einheizte. Auf der opti 2010 feierte das Team von Marwitz Berlin den 40. Geburtstag des Unternehmens.
Die After-Messe-Party mit Cocktails und Gewinnspiel war für Hans-Joachim Marwitz und Sohn Till das vielleicht größte Highlight der Firmengeschichte.
Funk: Sag ja zur Coolness!
Gäbe es den Titel „Botschafter der opti“, Dieter Funk wäre die erste Wahl. In seiner Funk-Erlebniswelt im bayerischen Kinsau blickt er auf die spannenden Anfänge 2008 zurück.
Die Premiere der opti 2008 lief nicht reibungslos. Welche Hindernisse gab es?
Viele hatten zunächst kein Vertrauen in die neuen Veranstalter. So gab es parallel zur Premiere der neuen Messe in den Münchener Goldberg-Studios eine Offmesse namens Ibaz. Neben vielen jungen Brands nahm auch ich teil, mit dem Unterschied: Ich war auch Aussteller auf der ersten Veranstaltung auf dem Münchener Messegelände. Ich wollte den neuen Machern eine Chance geben. Andere Marken waren nicht so hoffnungsvoll und mieteten Lounges von Fußballstadien, um ihre Kollektionen zu zeigen.
Welche Erinnerungen hast Du an die doppelte Messe?
Unweit des Eingangs zu den Goldberg-Studios gab es einen DVD-Laden. Im Schaufenster präsentierte ich meine Brillen und brachte ein großes Schild an, dass ich im hintersten Eck der Studios meinen Stand habe. Das Guerilla-Marketing stieß auf wenig Gegenliebe. Mir wurde ein Ultimatum gesetzt: entweder die „opti“ oder die Ibaz. Gott sei Dank habe ich mich nicht für das One-Hit-Wonder entschieden!
Du hast das Aussehen der YES-Halle maßgeblich mitgeprägt und dich enorm für die Messe in München eingesetzt. Warum?
Der Messeveranstalter versuchte, Ideen umzusetzen und hatte ein offenes Ohr, etwa bei der Umsetzung eines Round Tables mit Designmanufakturen. Hier konnte ich mich einbringen. Letztlich flossen meine Anregungen aus jahrelangen Auftritten auf Modemessen in die YES-Halle ein. Bis dahin war es undenkbar, dass in einer Lounge fetzige Musik lief. Alles war eher nüchtern, steril, prüde. Lifestyle und coole Atmosphäre sahen anders aus. Mein Ziel war es, viele Mitstreiter zu gewinnen. Ich wollte, dass viele Brands die Halle als ihr Ding verstehen. Wir haben sie eingeladen, aktiv am Erscheinungsbild mitzuwirken. Und nicht zuletzt: Wir mobilisierten alle unsere ausländischen Kunden, nach München zu kommen und transportierten so das Messe-Feeling in die Welt.
YES-Area auf der opti
Seit 2009 bietet die opti jungen Kreativen mit internationaler Fangemeinde in der „YES! Young Eye Styles“-Halle eine eigene Heimat. Für die „opti-Box“ können sich Newcomer bewerben, die bis zu zwei Jahre auf dem Markt sind.
Imago: Design plus Dolce vita
Auch die Kunden von Imago Eyewear müssen auf die opti 2021 verzichten, aber nicht darben. Geschäftsführer Marco Finster lässt ihnen als Trostpflaster eine Kleinigkeit von La Vialla zukommen. Die Brillenschmiede arbeitet mit der toskanischen Fattoria zusammen, die Gemüse, Olivenöl, Wein, Pasta, Käse und manches mehr nach streng ökologischen Vorgaben produziert.
Als La Vialla 2014 das Catering auf dem Messestand übernahm, war das der Kracher, wie sich Finster erinnert: „Unsere Bar war von morgens bis abends von Trauben von Menschen umringt, teils kamen wir selbst nicht mehr aus unserem Messestand heraus oder hinein. Wir hatten eine unglaubliche Besucherfrequenz. Noch heute freuen sich unsere Kunden, wenn sie zu speziellen Anlässen wie etwa Jubiläen einen La-Vialla-Geschenkkorb von uns erhalten.“
Gloryfy: Nur nicht aufgeben!
Der Weg zum Erfolg ist dornig, doch aus manchem Scheitern wächst Großes. Die opti 2008 sollte der Durchbruch für die Marke Glorify Unbreakable werden. Firmengründer Christoph Egger und sein Team ackerten wie verrückt, um fristgerecht unzerbrechliche Sonnenbrillen zu präsentieren, eine Innovation und ein potenzieller Game Changer auf dem Markt.
Doch die 24-Stunden-Tage im Labor verliefen mies, auf der opti hatte man nicht mehr als eine Idee und ein Versprechen parat. „Die Prototypen waren lausig, es war nicht daran zu denken, sie für den Verkauf anzubieten“, erinnert sich Christoph Egger. Trotzdem wurde der Gloryfy-Stand vom Publikum überrannt, sodass er kurzfristig sogar gesperrt werden musste. Erkenntnis: Einen Markt für die „Unbreakables“ schien es zu geben.
Drei Jahre später, auf der opti 2011, dann der Durchbruch, die unzerbrechlichen Brillengläser werden vorgestellt, die Serienproduktion ist bereits angelaufen. „Die Marke Gloryfy ist unausweichlich mit der opti verbunden“, sagt Christoph Egger und zeigt Optimismus: „Nach jedem Regen folgt Sonnenschein, wir gehen davon aus, dass das Virus bald beherrschbar wird und die opti in alter Stärke zurückkommt. Wir werden dabei sein.“
Charmant: Kickstart ins neue Jahr
„Die opti ist nach den Weihnachtsferien immer ein Kickstart ins neue Jahr und ermöglicht uns, von Anfang an auf einem hohen Leistungsniveau durchzustarten. Im Laufe der Jahre gab es viele besondere Momente – von erstaunlichen Produkteinführungen bis hin zu unseren legendären Standpartys – da ist es schwierig, Einzelnes hervorzuheben“, so Satoshi Otsuki, COO und Präsident Charmant Europe.
„Die opti ist für uns mehr als nur ein Verkaufsevent, sie gibt uns eine Plattform für Markteinführungen, Möglichkeiten zum Networking mit Kund*innen, Kolleg*innen und Wettbewerbern. All das bereichert die Branche ungemein.“
Sandra Winter-Trenkner: Wendepunkt im Leben
„Ich bin 2003 aus der Pelz- und Schuhbranche in die Augenoptik gewechselt, hatte schon viele Messen besucht, aber als ich 2004 meine erste opti erlebte, konnte ich kaum glauben, dass man so viele Brillen verkaufen kann. Es war das Jahr der Gesundheitsreform in der Augenoptik. Neu war für mich, dass man Kunden mit einem so extremen Aufwand hofiert. Es war Faszination pur und der Wendepunkt in meinem Leben. Ich lernte Gunter Fink kennen, der damals bei Alpina war, ich bei Agenta.
„Wenn Du einmal bei Flair landest, dann hast Du es geschafft“, sagte ich noch zu einer Kollegin. Vier Jahre später war ich tatsächlich dort, da fing meine Arbeit für die Augenoptik erst richtig an. Es war spannend, die ständigen Höhen und Tiefen zu durchlaufen. Die opti in München war dabei im Januar immer das Weihnachten der Branche. Alle kamen zusammen, freuten sich, feierten und beschenkten sich mit neuen Modellen. Ein Familientreffen! Zum Abschluss einer erfolgreichen Messe gehörte das Hofbräuhaus dazu. Gegenwärtig natürlich undenkbar.“
Einstoffen: Wir packen’s!
Philippe Rieder, PhD, Member of Management bei Einstoffen, Schweiz: „Die opti 2015 war für uns die Initialzündung im deutschen Augenoptikmarkt. Wir haben gemerkt, dass wir das als Label packen können. Das hat uns sehr ermutigt.“
„2021 hätten wir mit „Hinterland“ unsere bislang größte Kollektion auf der opti präsentiert und das gerne ausgiebig gefeiert. Deshalb ist die Absage eine herbe Enttäuschung für uns. Wir kompensieren das einerseits mit kleineren Messen wie „Brille & Co“, wenn sie denn stattfindet, und mit Vertreterbesuchen. Andererseits haben wir unser Online-Bestellsystem für Optiker revolutioniert, bieten Auswahlsendungen an und verschicken Lookbooks zu unseren Kollektionen. Doch der persönliche Kontakt und das Messe-Feeling sind durch nichts zu ersetzen.“
Blogger Spectacles auf der opti
Beim Blogger Spectacle küren Blogger aus der Augenoptik ihren Favoriten der opi-Boxen, der Newcomer der Messe.
Oculus: Doppelstöckig zum Erfolg
Rita Kirchhübel, Oculus Marketing: „2007 – das war das Jahr für Wagemutige! Als einziger Aussteller bauten wir in unserer Halle doppelstöckig. Bei unserem Geräteportfolio war es eine Kunst, alle Geräte ins rechte Licht zu rücken. Der Platz war knapp, also entschieden wir uns für ein Obergeschoss. Schon während des Aufbaus wurden die Augen der Konkurrenz um unseren Messestand herum immer größer. Sie waren schier fassungslos. Von der oberen Plattform aus konnte man praktisch in das Nähkästchen der anderen Aussteller blicken. Wir lockten viele Kunden an, hatten aber noch mehr aufzubieten. Ein Charlie-Chaplin-Imitator brachte zum Schmunzeln und TV-Star Bernhard Hoëcker ließ sich bei uns seine Augen vermessen.“
„Es war eine der erfolgreichsten Messen, die wir im Marketing mit Herzblut (das tun wir jedes Jahr) gestalteten. Die damaligen Vorschriften ließen es noch zu, zweistöckig zu bauen. Ein Jahr später hat der große Nachbar auch zweistöckig gebaut. Doch Konkurrenz ist Ansporn. Es ist ein bisschen Wehmut da, wenn ich diese Worte schreibe, denn unser Team legt sich gerne für die opti ins Zeug. Wir hoffen sehr, dass wir das 2022 wieder mit aller Kraft tun können.“
Promis auf der opti
Über die Jahre besuchten auch zahlreiche Prominente die opti, als Gäste einzelner Austeller, und sorgten regelmäßig für viel Gedrängel.
Markus T: Ein Messestand fliegt auf die Seychellen
Als Label „Made in Germany“, das international agiert, ist für Markus T – und seinen Gründer Markus Temming – die opti seit jeher wichtig. Nicht nur die Brillenkollektion, auch der Messestand zur opti wird von Markus T in Gütersloh entwickelt und gefertigt – und das ebenso individuell. Etwa alle drei Jahre überdenkt das Label Konzept und Look des Standes, nichts ist von der Stange, alles self-made.
Der Messestand von 2011 – cool-futuristisch und puristisch-originell – sorgte für besonders viel Aufsehen. Auch Hermann Holst, langjähriger, auf die Seychellen ausgewanderter Freund und Geschäftspartner, zeigte sich beim Besuch des opti-Standes beeindruckt: „Sag mal, Markus, hast du nicht auch eine Idee für mein Geschäft?“ Die Antwort: „Du stehst schon drin!“.
Was zunächst nur eine spontane Eingebung war, wurde kurze Zeit später auch umgesetzt. Markus Temming flog mit seinem Aufbau-Team gen Mahé und verlieh dem dortigen Augenoptikfachgeschäft seines Freundes das Interieur-Design des Messestands. Erfindergeist und Spontanität gepaart mit Bodenständigkeit und Hands-on-Mentalität zeichnen das Label bis heute aus.
opti Forum
Auf dem opti Forum zeigt auch eyebizz seit einigen Jahren Präsenz, hier mit einer Podiumsdiskussion auf der opti 2019 über Digitalisierung in der Augenoptik mit dem Titel: „Alexa, übernehmen Sie!“
// Patrik Hof, JUEB, PE
Beitrag aus der eyebizz 1.2021 (Dezember/Januar)
Und was die Aussteller 2021 auf der opti an Highlights vorgestellt hätten, finden Sie im eyebizz 2021-01 special