Die Steuerpraktiken von Kering beschäftigen die italienischen Finanzbehörden nicht mehr nur zur Marke Gucci, sondern inzwischen auch zu anderen Marken wie Saint Laurent. Medienberichten zufolge soll der französische Luxuskonzern, der auch Brillen zu seinen Modemarken anbietet, seit 2002 über eine Mittelsfirma rund 2,5 Mrd. Euro Steuern in Frankreich und Italien am Fiskus vorbeigeschleust haben.
Nachrichtenmagazine wie der Spiegel hätten herausgefunden, dass diese „Steuerersparnis“ über die Firma LGI im Tessin ermöglicht wurde, ein „strategischer Hub für den zentralen Vertrieb und die Logistik der Kering-Brands“, der aber bereits lange vor der Aufnahme von Gucci eingerichtet worden sei, wie die Kering Gruppe in einer Stellungnahme ihr Vorgehen verteidigte.
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Das Unternehmen beschäftige in der Schweiz 600 Mitarbeiter und zahle dort Steuern, und von diesem Konstrukt wüssten auch die Steuerbehörden u.a. in Frankreich. Den Presse-Berichten zufolge könnten einige Gucci-Angestellte nur zum Schein im Tessin beschäftigt sein und tatsächlich in Mailand arbeiten.
Gucci-Chef von Finanzbehörden überprüft
Ausgelöst wurde die Steueraffäre laut Spiegel-Magazin im vergangenen November, als die Finanzen von Gucci-Chef Marco Bizzari geprüft und darüber hinaus auch tagelang Büros und Ateliers der italienischen Nobelmarke von der Finanzpolizei gefilzt wurden. Angeblich sind von Gucci Steuern in Höhe von 1,3 Mrd. Euro hinterzogen worden.
Bizzari soll sich für sein eigenes „Steuermodell“ sogar mit der Konzernspitze von Kering abgesprochen haben – und Tipps dazu von Miteigentümer François-Henri Pinault erhalten haben. Mittels eines zweiten Arbeitsvertrages über eine Briefkastenfirma in Luxemburg und einen Wohnsitz in der Schweiz habe Bizzari so ordentlich Steuern „eingespart“.