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Women in Optics: Dr. A. Estelle Glancy – Die First Lady der Optik

Dr. Estelle Glancy - Die First Lady der Augenoptik

Dr. A. Estelle Glancy, die First Lady der Optik (1883 – 1975): Ihr Name fällt selbst in der Branche selten. Vergeblich sucht der Internetaffine über Google nach Veröffentlichungen über die Erfinderin des Gleitsichtglases im deutschsprachigen Raum. Dabei waren Mathematik, Astronomie und Grundlagenforschung ihre Passion. Schon im Jahr 1924 meldete Dr. A. Estelle Glancy ihr Patent Nr. 01518405 für progressive Brillengläser an.

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Und mehr: Sie entwickelte das Lensometer, das erste Instrument, um die Leistung eines Brillenglases verlässlich zu messen und schuf die Technologie für die Herstellung von großen Bildschirmen und Schaufenstern. Mit ihrer Forschung ermöglichte die Amerikanerin bahnbrechende Entwicklungen für Brillengläser und Kamera-Optiken.

Dabei war ihr Werdegang alles andere als einfach. Dr. Estelle Glancy schloss ihre Doktorarbeit an der University of California in Berkeley im Jahr 1913 ab. Dann begann sie in Argentinien auf dem von ihr favorisierten Arbeitsgebiet der Astronomie. Doch Hoffnungen auf eine Karriere musste sie schnell aufgeben. Männer wurden damals im Fach Astronomie noch grundsätzlich bevorzugt. Estelle verzweifelte beinahe daran und wollte schon – ohne ihre wissenschaftlichen Talente nutzen zu können – in einem Flugzeugbetrieb arbeiten.

Die ersten Gleitsichtgläser erfand eine Frau schon 1924
Die ersten Gleitsichtgläser erfand eine Frau schon 1924

Erste Patentanmeldung für progressive Brillengläser im Jahre 1924

Doch es kam anders. 1918 bot American Optical, der größte Anbieter von Brillen in den USA, der damals 35-Jährigen eine Chance. Dr. Edgar D. Tillyer, der dortige Direktor für Entwicklung, war davon überzeugt, dass Glancys Fähigkeiten die wichtigsten Forschungsprojekte des Unternehmens vorantreiben könnten. Tatsächlich wissen nur wenige, dass die mathematische Arbeit, die den Durchbruch seines Brillenglases ermöglichte, von Estelle Glancy geleistet wurde. Das neue „Tillyer Brillenglas“ stellte den bedeutendsten Fortschritt in der Sehkorrektur der 1920er Jahre dar. Es korrigierte die axialen Aberrationen der Optik und vergrößerte damit die Abbildungsschärfe des Glases bis in die Ränder.

Glancy war noch an weiteren Innovationen beteiligt. 1924 reichte sie ihr Patent für progressive Brillengläser ein – ein halbes Jahrhundert bevor die Erfindung als überlegene Alternative zu den bifokalen und trifokalen Varianten akzeptiert wurde. Zudem berechnete sie das Design für ein neues abbildungsschärferes Kameraobjektiv – ein Projekt, das 200 Seiten handschriftliche Kalkulationen umfasste und erstmals die Herstellung großer Fernsehbildschirme ermöglichte. Glancys Arbeit trug auch zum Fortschritt bei Teleskopen und militärischer Optik bei.

„Sie war eine brillante Wissenschaftlerin und die erste und lange auch einzige Frau auf ihrem Gebiet“, betont Dick Whitney, der das Leben und die Zeit von Estelle Glancy erforscht hat. „Ihre Geschichte verdient es, erzählt zu werden.“ Und das umso mehr, da das von ihr entwickelte Lensometer auch heute noch zur Standardausrüstung in der Augenoptik gehört. //DS

Tillyer Lenses - die ersten Gläser mit korrigierter axialer Aberation

Quelle u. a. www.opticalheritagemuseum.com

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