Die Zukunft ist digital: Mit „Optic 4.0 – Digital Solutions“ vertiefte die opti das Thema Digitalisierung in der Augenoptik und präsentierte smarte Innovationen und Lösungen für digitalisierte Geschäftsprozesse. Marketingleiter Maik Hartung und Pressesprecher Joachim Kuss von Zeiss Vision Care (Aalen) diskutierten mit eyebizz-Chefredakteurin Christine Höckmann über das Thema, das sämtliche Bereiche von der Produktion bis zum Point of Sale betrifft. Interessanterweise beginnt die Diskussion beim Außendienst.
eyebizz: Welche neuen Informations- und Kommunikationstechnologien werden von Zeiss bereits jetzt oder in Zukunft eingesetzt?
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Maik Hartung: In der Kommunikation mit unseren augenoptischen Partnern steht zunächst ganz klassisch der Außendienst an erster Stelle. Parallel dazu läuft der tägliche Kontakt zum Customer Competence Center, wo nicht nur Bestellungen abgehandelt werden, sondern auch individuelle Fälle besprochen werden.
Unseren regelmäßigen Newsletter gibt es jetzt seit vielen Jahren. Die Zeiss Website kann von unseren Kunden auch im geschlossenen Partnernetz genutzt werden, wo sie ein Marketingportal vorfinden, das auch als Shop für Marketingunterstützung dient. Hier ergibt sich eine schöne Überleitung zum Endverbraucher, denn das Marketingportal bietet individuelle Unterstützung für den Augenoptiker, um den Konsumenten gezielt anzusprechen. Flyer können beispielsweise individualisiert, Großplakate einzeln bestellt werden. Der Kunde kann sein Logo einbuchen, Newsletter ausspielen, lokale Apps schalten und vieles mehr … Wir bieten Advertorials an, Zeitungsanzeigen, Beileger. Kurz gesagt: Alle Kommunikationskanäle, die wir als Zeiss nutzen, bieten wir ebenfalls dem Augenoptiker an. Im Idealfall mit 360 Grad, inklusive Radiospot und Außenwerbung.
Mit welchen Kanälen erreicht Zeiss Vision Care die meisten Endverbraucher?
Hartung: Das Internet ist sicher der stärkste Kanal, weil heute kaum ein Kunde mehr uninformiert in ein augenoptisches Geschäft geht. Radio ist eines der wesentlichen Themen und Advertorials in Zeitschriften, wobei redaktionelle Beiträge durch uns oder durch den Augenoptiker platziert werden.
Joachim Kuss: Richtung Brillenträger ist Mobil schon heute mit über 50 Prozent der wichtigste Kanal. Hier optimiert Zeiss aktuell alles für die mobile Nutzung auf dem Smartphone. Das betrifft nicht nur die technische Komponente: Die Texte müssen emotional packen, schneller auf den Punkt kommen. Wichtig sind dabei die online-Verlinkungen zu den Partnern direkt aus den Inhalten.
„Mein Sehprofil“ funktioniert als unsere Lock-App. Der Brillenträger beschäftigt sich alle zwei, drei Jahre mit dem Thema Sehen. Hier setzt die App an, die über gutes Sehen informiert, mit der sich ein individuelles Sehprofil erstellen lässt, das direkt zur Beratung beim Augenoptiker führt. Die aktivste Gruppe online sind übrigens Frauen 35 plus.
Aber der User ist flüchtig: Einfach, attraktiv und bequem muss die User Experience sein, wie es Neudeutsch heißt. Ich glaube nicht allein an die Kommunikationskette Hersteller–Optiker–Verbraucher. Stärker sehe ich das Kommunikationsdreieck Hersteller–Augenoptiker–Konsument. Wobei sich die einzelnen Plattformen durchaus in der Gewichtung künftig verändern können. Heute ist Facebook stark, das kann in Zukunft ganz anders aussehen. Im Idealfall ist die Kommunikation innerhalb dieses Dreiecks aus einem Guss. Das heißt, nach dem Sehprofil, das der User online erstellt hat, erlebt er anschließend im Idealfall das passgenaue Beratungserlebnis beim Optiker seiner Wahl.
Wie stark läuft bei Ihnen Facebook aktuell in Deutschland?
Kuss: Facebook wächst, hier erreichen wir mehrere Millionen Menschen. International nutzen wir Social Media und Web in 21 Sprachen. Allein Fotos und Videos von unserem Kundenevent im September in Berlin haben zwei Millionen Menschen angesehen. Unser Facebook-Account in Deutschland hat über 500.000 Menschen erreicht und ist gut verlinkt mit @BesserSehen. Diese Informationsangebote laufen Hand in Hand. Ziel insgesamt ist es, dem Endverbraucher klarzumachen, was das Brillenglas leistet, was es wert ist, was auch eine gute Refraktion wert ist: reine Lebensqualität!
Digitale Produktion und Automatisierung
Danke für das Stichwort Refraktion! Wie ist Zeiss bei den Instrumenten zur digitalen Vermessung aufgestellt und was wird sich in Zukunft hier ändern?
Kuss: Der Zeiss-Partner kann mit einer App, Zeiss i.Com mobile mit Zeiss Visuconsult und Visustore seine Arbeitsabläufe abdecken. Er begleitet den gesamten Beratungsprozess bis zur Bestellung digital. Das ist sehr einfach, mit Spaß auf beiden Seiten: beim Kunden und beim beratenden Augenoptiker.
Zudem zeigte Zeiss auf der opti erstmals Visufit 1000 – so heißt die neue digitale Zentrierdatenerfassung, die in Deutschland und Mitteleuropa ab Frühjahr verfügbar sein soll. Mit neun Kameras und 45 Millionen Punkten erstellt das Gerät nicht nur Zentrierdaten in neuer Qualität. Ein dreidimensionaler 180-Grad-Avatar des Gesichts des Kunden kann für die virtuelle Fassungsanprobe genutzt werden und wird in Zukunft neue digitale Services möglich machen.
Digitales Prozessmanagement in der „Massenherstellung einer Maßanfertigung“
Wie lassen sich bei Zeiss innerhalb der Glasproduktion Abläufe durch Digitalisierung weiter professionalisieren und optimieren?
Hartung: Rezeptglasherstellung lässt sich heute als Massenherstellung von Unikaten beschreiben. Ein Thema wäre dabei, das einzelne Brillenglas vom Halbfertig-Fabrikat bis zum Endverbraucher jederzeit identifizieren zu können. Automatisierung spielt innerhalb der Produktion eine große Rolle, aber auch die Vernetzung von der Bestellung bis zur Auslieferung beim Augenoptiker.
Kuss: Wenn wir von den großen Revolutionen sprechen, geht es vielen ja darum, was nach der Freiform-Technologie kommt. Ein Hype ist derzeit der 3D-Druck. Es gibt zahlreiche gute Ideen, aber das ist alles Zukunftsmusik. Für 3D-Druck muss nicht nur ein druckbares Material mit ausreichender optischer Qualität verfügbar sein, dieses muss auch eine vergleichbare Formstabilität bei hohen und niedrigen Temperaturen gewährleisten und mit den bewährten Beschichtungstechnologien kompatibel sein. Und alles auch noch zu wettbewerbsfähigen Preisen.
Wenn Sie in Ihre Glaskugel schauen, wann hat Zeiss die ersten 3D-gedruckten Gläser?
Kuss: Meine Glaskugel zeigt mir noch kein wettbewerbsfähiges 3D-gedrucktes Glas, weder von Zeiss noch von sonst jemand. Die erforderlichen Entwicklungen werden sicher noch viele Jahre dauern.
Digitale Dienstleistungen und Smart Services
Welche digitalen Angebotserweiterungen von Produkten und Dienstleistungen sind für den Augenoptiker sinnvoll?
Kuss: Das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Augenoptik: Begonnen bei den Produkten, die für unser digitales Leben optimiert sind, über die Beratung bis hin zur Kommunikation mit der Zielgruppe. Die gesamte Wertschöpfungskette wird digital durchdekliniert. Noch ist der Online-Brillenhandel nur gering ausgeprägt, und der Trend geht momentan zu Hybridmodellen. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Multi- oder Omnichannel-Angebote durchsetzen. Zeiss steht als Partner für den Augenoptiker zur Verfügung, damit er seine Digitalisierung zielgruppengerecht hinbekommt. Eins bleibt aber: Unsere Kunden sind die Augenoptiker, nicht die Endverbraucher – egal ob off- oder online.
Es bleibt spannend, danke für das Gespräch, Herr Hartung und Herr Kuss!