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Geschäftsbereich Vision Care

Zeiss: Weiter neue Ideen trotz reduzierter Produktion

Die Nachricht aus Aalen vom letzten Herbst verbreitet bis heute wenig Zuversicht für die Zukunft, auch wenn die Mitarbeitenden von Zeiss am Standort in Aalen noch warten müssen, wer direkt von den Maßnahmen rund um die angekündigte Reduzierung des Fertigungsvolumens betroffen sein wird. Warum Zeiss aber trotzdem – auch für die Augenoptik und die Augenoptiker an sich – optimistisch in die Zukunft blickt, erschließt sich vielleicht erst auf den zweiten Blick.

Zeiss - Konzernzentrale Oberkochen
Konzernzentrale in Oberkochen (© Zeiss)

Der Geschäftsbereich Vision Care werde „am Standort Aalen die Fertigungsmengen für Rezeptgläser und photochrome Gläser an sinkende Bestellvolumen anpassen. Mit dem geringeren Fertigungsvolumen wird in der Produktion der Umfang der Beschäftigung sinken. Das Unternehmen wird zu Maßnahmen zur Volumenreduktion in den kommenden Monaten Gespräche mit dem Betriebsrat führen. Die Umsetzung soll sozial fair und verträglich erfolgen“, teilte Zeiss Ende Oktober 2024 mit. Das ist nun einige Wochen her, doch die Gespräche laufen noch. „Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein haben hier deutlich Vorrang vor Geschwindigkeit“, erklärt dazu Joachim Kuss, Leiter Kommunikation Zeiss Consumer Markets auf eyebizz-Nachfrage.

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Kuss begleitet die Geschicke von Zeiss Vision Care schon etliche Jahre und es ist ihm anzumerken, dass er schon schönere Themen behandeln durfte, als erklären zu müssen, warum die Anpassung nötig ist, Kosten reduziert werden müssen und wie die Gespräche mit der IG Metall und dem Betriebsrat laufen. Bei Letzterem kann es sich der Kommunikationsprofi einfach machen, denn die Verhandlungen laufen vertraulich ab. Und bei den anderen Punkten versucht er, Mut und Zuversicht zu vermitteln. Wenn auch nicht unbedingt in erster Linie für die Betroffenen am Standort Aalen, denn längst nicht alle werden ihre Arbeitsplätze behalten können.

Wachstum in Augenoptik ungebrochen

Aber, die Anpassungen und die Reduzierung der Produktion seien notwendig, das wiederholt Kuss unabhängig von dem knappen Text in der Presseinformation vor rund einem Vierteljahr. Weltweit sei zwar der Trend zu innovativen und höherwertigen Brillengläsern und damit das Wachstum in der Augenoptik ungebrochen, aber das Konsumentenverhalten verändere sich, das Verkaufsvolumen sinkt.

 

„Wir sehen bei Zeiss nicht pessimistisch in die Zukunft, aber wir sehen Anpassungsbedarf.“
Joachim Kuss, Leiter Kommunikation Zeiss Consumer Markets

 

Daran müsse sich Zeiss anpassen, auch wenn steigende Stückpreise das zumindest für die komplette Augenoptik nicht direkt so im Branchenumsatz widerspiegeln. „Preis- und Wettbewerbsdruck sind für uns nicht neu. Wir sehen nicht pessimistisch in die Zukunft, aber wir sehen Anpassungsbedarf“, sagt Kuss. Um strukturelle Kostennachteile zu reduzieren und weiterhin „Möglichkeiten für Innovationen und Investitionen und damit Wachstum des strategischen Geschäftsbereichs Vision Care zu sichern.“

Brillenglas Carl Zeiss Joe Kuss
Joachim Kuss (© Zeiss)

In Deutschland und anderen einzelnen regionalen Märkten machen sinkende Bestellvolumen unpopuläre Entscheidungen offensichtlich hier und da nötig. Ob es dabei eine gute Nachricht ist, dass Zeiss die Produktion nicht aus Deutschland auslagert, darf bezweifelt werden. Schließlich wird sie reduziert – weil die Entscheider bei Zeiss für die Zukunft keine Besserung der Lage erwarten: Zwar würden weiter höherwertige Produkte gekauft, auch und insbesondere Brillengläser, aber seltener. So sei es in den erwähnten Märkten derzeit nicht absehbar, dass mittel- und langfristig die Bestell- und damit Fertigungsvolumen wieder zunehmen. Das gelte auch für den europäischen Markt.

Zukünftige Aufstellung des Produktionsstandorts in Aalen

Natürlich spielt der Standort Deutschland trotzdem eine Rolle, bei Zeiss insofern, dass die zukünftige Aufstellung des Produktionsstandorts Aalen zukunftssicher sein muss. Der sich weiter verschärfende strukturelle Kostennachteil am Standort Deutschland, unablässig steigende Kosten, die beschriebene Kaufzurückhaltung, Inflation und konjunkturelle Aussichten ließen deswegen keinen Anstieg der Bestellvolumen in absehbarer Zukunft erwarten. Man darf gespannt sein auf die Ergebnisse der Verhandlungen zur Anpassung des Fertigungsvolumens, die in den kommenden Wochen kommuniziert werden dürften.

Veränderungen im Konsumentenverhalten

Kuss betont einerseits die Notwendigkeit, auf Veränderungen im Konsumentenverhalten mit entsprechenden Anpassungen am Standort Aalen zu reagieren, bleibt aber andererseits optimistisch angesichts der Innovationen bei Zeiss und in der Augenoptik. Themen wie die progressive Myopie und das gesunde Sehen im digitalen Zeitalter halten die Innovationsgeschwindigkeit in der Branche seiner Ansicht nach hoch: das gelte für Brillengläser, Instrumente und Plattformen unisono.

 

„Wir erleben einen stetig steigenden Beratungsbedarf, der noch mehr Expertise erfordert.“
Joachim Kuss, Leiter Kommunikation Zeiss Consumer Markets

 

„Trotz der Herausforderungen besteht kein Grund für Pessimismus. Die Entwicklung in den Fachgeschäften geht weiter, wir erleben einen stetig steigenden Beratungsbedarf, der noch mehr Expertise erfordert“, sagt Kuss, der sich auf die anstehende opti auch deswegen freut, weil zu den Veränderungen in der Augenoptik eben auch immer wieder neue Produkte gehören, von denen Zeiss ein paar in München vorstellen werde.

„Außerdem verstärken wir noch einmal unser Engagement, Augenoptiker bei der Anpassung an Veränderungen im Seh- und auch Kaufverhalten ihrer Kunden und bei der Geschäftsgestaltung zu unterstützen. Wir werden unsere Serviceleistungen und Schulungen, einschließlich der Themen wie Myopie-Management, Digitalisierung und geschäftsunterstützende Konzepte weiter ausbauen. Und natürlich werden wir auch die Kooperationen mit unseren Kunden zu Nachhaltigkeitsthemen weiter vertiefen“, verspricht Kuss.

Sieht so aus, dass Zeiss Vision Care in Aalen weniger produzieren wird, aber in der gewohnten Schlagzahl neue Ideen präsentieren möchte.

/// IR

 

Artikel aus der eyebizz 1.2025 (Januar/Februar)

 

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