Die Zeiss Gruppe hat Zahlen für 2019/2020 veröffentlicht (Bilanzstichtag: 30. September 2020) und schloss demnach das Geschäftsjahr in Summe gut ab: Der Umsatz erreichte 6,297 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,428 Mrd. Euro). Bedingt durch die Covid-19-Pandemie lag er somit bei einem leichten Rückgang von 2% nahezu auf Vorjahresniveau. Davon entfielen rund 90% auf Märkte außerhalb von Deutschland.
Auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erreichte mit 922 Millionen Euro (Vorjahr: 1,063 Mrd. Euro) einen relativ hohen Wert. Die EBIT-Marge lag bei 15%. Der Auftragseingang wuchs auf 6,814 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,575 Mrd. Euro).
Anzeige
„Insgesamt haben wir ein gutes Geschäftsergebnis für die Zeiss Gruppe erzielen können, auch dank unseres breiten Portfolios und der globalen Aufstellung. Wir sehen das als eine hervorragende Leistung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an – in außergewöhnlichen Zeiten“, so Dr. Karl Lamprecht, Vorstandsvorsitzender der Carl Zeiss AG, und ergänzt: „Unser globales Krisenmanagement, unterstützt von den bereits im Vorfeld vorbereiteten Resilienz-Maßnahmen, half uns, die aktuellen Herausforderungen der Covid-19-Pandemie bestmöglich zu bewältigen.“
Entwicklung der Zeiss-Sparten
Die vier Zeiss-Sparten entwickelten sich im vergangenen Geschäftsjahr aufgrund der Pandemie unterschiedlich:
Die Sparte „Semiconductor Manufacturing Technology“ bekam, vor allem aufgrund der EUV-Lithographie, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie kaum zu spüren. „Die Sparte erreichte mit einem Wachstum von 12% einen neuen Rekordumsatz und trug maßgeblich zum guten Ergebnis der Zeiss Gruppe bei.“
Das Geschäft mit industrieller Messtechnik der Sparte „Industrial Quality & Research“ spürte die Auswirkungen der Pandemie dagegen besonders deutlich, da diese den Struktur- und Technologiewandel insbesondere in der Automobilindustrie verstärkte. Der Aerospace-Markt wurde ebenfalls stark getroffen. Das Geschäft mit optischer 3D-Messtechnik konnte, dank der Ausweitung der Kundenbasis, nahezu auf dem Vorjahresniveau gehalten werden. Das Mikroskopie-Geschäft entwickelte sich insgesamt leicht rückläufig. Aus Lebenswissenschaften und Pharmazie kamen verstärkt Nachfrageimpulse. Internationale Forscher nutzen Mikroskope von Zeiss, um das Coronavirus und seine Verbreitungsmechanismen zu erforschen.
In der Zeiss-Sparte „Medical Technology“ konnte die insgesamt stabile Entwicklung bei Verbrauchsmaterialien, Implantaten und Serviceleistungen den Umsatzrückgang begrenzen. Die oberste Priorität hatte die enge Zusammenarbeit mit den Kunden, die ein verstärktes Interesse an Telemedizin- und Remote-Lösungen sowie am Einsatz von digitalen Formaten der Zusammenarbeit zeigten. So sei es gelungen, den kurzfristigen Nachfragerückgang teilweise zu kompensieren.
Die Sparte „Consumer Markets“ war im Frühjahr stark von den Pandemie-Auswirkungen betroffen. Im Geschäft für Augenoptik konnten Kunden durch den weltweiten Lockdown keine Augenoptikgeschäfte aufsuchen. Ab Sommer waren deutliche Erholungseffekte zu verzeichnen.
Kennzahlen von Zeiss
Der Free Cashflow belief sich laut Zeiss auf 518 Millionen Euro (Vorjahr: 806 Mio. Euro). Das Eigenkapital des Konzerns stieg im Vergleich zum Vorjahr um 7% auf 4.287 Millionen Euro (30. September 2019: 3.990 Mio. Euro). Die Investitionen in Sachanlagen beliefen sich im Berichtszeitraum auf 484 Millionen Euro (Vorjahr: 437 Mio. Euro). Dem gegenüber standen Abschreibungen in Höhe von 256 Millionen Euro (Vorjahr: 234 Mio. Euro). Die Nettoliquidität lag zum Stichtag 30. September 2020 bei 1.531 Millionen Euro.
Besonders in den Regionen EMEA und Americas sei ein Umsatzrückgang aufgrund der Covid-19-Pandemie erkennbar gewesen. Die Region APAC hingegen konnte wieder ein leichtes Wachstum generieren. Die globale Aufstellung von Zeiss und insbesondere das Wachstum in asiatischen Ländern, wie in China und Südkorea, hätten zur Stabilität beigetragen.
„Das Geschäftsergebnis zeigt, dass unsere Maßnahmen gegen die Auswirkungen der Pandemie sehr gut gegriffen haben. Unsere langfristige, globale Investitionsstrategie, die Investitionen in Innovationen und Digitalisierung sowie in den Ausbau der Infrastruktur beinhaltet, konnten wir konsequent weiter verfolgen“, so Dr. Christian Müller, Finanzvorstand der Carl Zeiss AG. „Auch in diesem Geschäftsjahr haben wir erneut unsere Aufwendungen für Forschung und Entwicklung erhöht – auf 812 Millionen Euro. Das entspricht rund 13 Prozent unseres Umsatzes.“
Zu den erfolgreich abgeschlossenen Akquisitionen des Geschäftsjahrs zählt die vollständige Akquisition des Softwareunternehmens Saxonia Systems AG. Mit dem Erwerb baue Zeiss seine Softwarekompetenz systematisch weiter aus und sichere sich die Expertise und Ressourcen für die Realisierung strategisch wichtiger Digitalprojekte.
Zeiss ist zudem eine mehrjährige strategische Partnerschaft mit Microsoft eingegangen, um den Ausbau digitaler Dienstleistungen mit Cloud-first-Ansatz zu beschleunigen. Dadurch werde Zeiss in der Lage sein, seinen Kunden ein verbessertes digitales Erlebnis zu bieten, schneller auf sich ändernde Marktanforderungen zu reagieren und die Produktivität des Unternehmens zu steigern.
„Durch strategische Partnerschaften, Akquisitionen und interne Programme verstärken wir weiter gezielt unsere Digitalkompetenz“, so Lamprecht. „Das fließt heute schon in viele Lösungen und Produkte ein und wird weiter verstärkt werden.“
Zum Ende des Geschäftsjahrs (30. September 2020) beschäftigte Zeiss in seinen Unternehmenseinheiten weltweit 32.201 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Anzahl der Mitarbeitenden stieg damit im Vergleich zum 30. September 2019 um 3%.
Ausblick 2021
„Im Geschäftsjahr 2019/20 hatte die Weltwirtschaft, bedingt durch die Covid-19-Pandemie, mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen. Auch im jetzt begonnenen Geschäftsjahr wird Zeiss weiterhin von den Auswirkungen der Pandemie – regional und spartenmäßig in unterschiedlichem Maße – betroffen sein. Dank des bisherigen Maßnahmenprogramms, der globalen Aufstellung und des breiten und auf Megatrends ausgerichteten Portfolios sieht sich Zeiss gut gerüstet, weiterhin erfolgreich durch diese Krise zu manövrieren. Verhalten optimistisch geht Zeiss für das Geschäftsjahr 2020/21 von einem leicht steigenden Umsatz aus.“