Anzeige
Anzeige
Nachgefragt bei ZVA-Präsident Thomas Truckenbrod

ZVA: Zwei Drittel der Betriebe wollen keine angeordneten Betriebsschließungen

Die derzeitige Corona-Krise hat die Wirtschaft fest im Griff. Zur aktuellen Situation bei den Augenoptik-Betrieben fragte eyebizz nach bei ZVA-Präsident Thomas Truckenbrod.

ZVA - Übersicht Umfrage Augenoptik-Betriebe FH
ZVA – Umfrage bei Augenoptik-Betrieben

Welche Auswirkungen hat die Corona-Situation bisher auf die ZVA-Mitglieder, wie reagiert der Verband?

Wir haben am 26. März eine Umfrage unter allen Innungsbetrieben gestartet und sie gefragt, wie sie betrieblich mit der Corona-Krise umgehen, welche Nöte es gibt etc. In den ersten drei Tagen hatten bereits über 1.500 Betriebsinhaber geantwortet. Zum Zeitpunkt der Befragung hatten 95 Prozent der Betriebe geöffnet. Rund 12 Prozent davon hatten ihre Öffnungszeiten nicht eingeschränkt, rund 42 Prozent diese verkürzt und ca. 30 Prozent nahmen nur noch (Notfall-)Versorgungen nach terminlicher Vereinbarung vor.

Als Grund für eingeschränkte Öffnungszeiten nannten rund 83 Prozent der Befragten eine zu geringe Kundenfrequenz; etwas mehr als drei Viertel der Betriebe gaben an, aus eben diesem Grund Kurzarbeit einzuführen.

ZVA - Augenoptik und Personalkosten

Für mich entscheidend: Exakt zwei Drittel der Unternehmen wollen keine behördlich angeordneten Betriebsschließungen. Das verbliebene Drittel teilt sich je zur Hälfte in Befürworter von Zwangsschließungen und Unentschlossene. Für uns als „politischen Arm“ der Augenoptiker und Optometristen ist dieses deutliche Votum gegen behördliche Schließungen ein klares Mandat, auch gegenüber der Politik nicht auf eine solche Maßnahme zu drängen.

Gleichwohl haben wir uns ans Bundesgesundheitsministerium gewandt und dieses dringend gebeten, auch die Augenoptik-Betriebe mit Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel auszustatten und bei der logistischen Planung zu berücksichtigen.

Mit welchen weiteren Entwicklungen ist zu rechnen? (Marktbereinigung, verstärkte Onlineverkäufe, ….)

Natürlich sind stationäre Geschäfte von der Corona-Krise unmittelbarer und dadurch stärker getroffen als Online-Händler. Und zwangsläufig werden sich in den nächsten Monaten Umsatzanteile verschieben, branchenübergreifend. Dennoch glaube ich nicht, dass sich Konsumgewohnheiten beim stationären Augenoptiker nachhaltig verändern. Die Menschen werden meiner Einschätzung nach froh sein, wenn sie nach der Krise wieder einkaufen gehen und die Produkte anfassen und erleben können statt sie nur virtuell im Warenkorb abzulegen und das Beste zu hoffen.

ZVA - Umfrage Augenoptik und Liquidität

 

ZVA: Thomas Truckenbrod - Pressekonferenz zur opti 2018
Thomas Truckenbrod (© ZVA/Magner)

Hinzu kommt, dass speziell in der Augenoptik der Online-Handel bekanntlich einige systemimmanente Nachteile aufweist, an denen auch die Corona-Krise nichts ändern wird. Nicht umsonst lag der Anteil der vollständig über das Internet gekauften Brillen am Gesamtvolumen im vergangenen Jahr bei 1,9 Prozent. Die Brille als Produkt war schon immer relativ konjunkturrobust, d.h. die Nachfrage, die aktuell nicht bedient werden kann, verlagert sich in die Zukunft. Entscheidend ist daher, dass die Betriebe die Krise wirtschaftlich überstehen und hierfür mit der erforderlichen Liquidität ausgestattet sind bzw. werden, zum Beispiel durch Soforthilfen.

Gibt es Ratschläge? Ist mehr Solidarität das Gebot der Stunde? Haben Sie dafür schon jetzt Beispiele?

Solidarität ist jetzt natürlich sehr wichtig. Als Verband haben wir uns deshalb bewusst entschieden, mit gutem Beispiel voranzugehen und allen Betrieben den Zugang zu allgemeinen Informationen zu COVID-19 auf unserer Website www.zva.de zu ermöglichen, unabhängig von einer Innungszugehörigkeit. Ähnlich handhaben es die Landesinnungen und Landesinnungsverbände.

ZVA - Umfrage Augenoptik und Schutzausrüstung

Dieses Vorgehen ist durchaus keine Selbstverständlichkeit, andere Gewerke gehen teilweise anders vor und liefern Informationen jedweder Art nur exklusiv an ihre Mitglieder. Mein Apell wäre daher, sich nach der Krise an diese Solidarität zu erinnern und auch jetzt schon bewusst zu machen, dass hier Leistungen in Anspruch genommen werden, die von den Beiträgen der Innungsbetriebe finanziert werden – und von nichts sonst. Die Gemeinschaft der Innungsbetriebe ist also, was den Solidargedanken angeht, in Vorleistung getreten.

Dazu passend sei vielleicht noch angemerkt, dass auffallend häufig ausgerechnet jene Betriebsinhaber lautstark etwas vom Verband fordern, die nicht mal Innungsmitglied sind. Vielleicht führt die Krise daher bei dem einen oder anderen zumindest zu einer gewissen Erkenntnis: Wer Solidarität sucht, findet diese institutionalisiert in der Innung. Wer hier Mitglied ist, kann jederzeit auf Unterstützung zählen, dies im Übrigen auch über die Krise hinaus. Zudem nehmen die Innungsbetriebe Einfluss auf die politische Arbeit des ZVA, zum Beispiel durch Umfragen, wie wir sie aktuell zur Corona-Krise durchgeführt haben, aber auch zu ganz anderen Themen regelmäßig vornehmen.

//CH

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.