(München) Einen guten Schutz der Kinderaugen vor Sportverletzungen können Kindersportbrillen bieten. Zahlreiche Neuheiten hierzu werden auf der kommenden opti zu sehen sein. Worauf kommt es an? Die opti hat Spezialisten aus Deutschland und der Schweiz dazu interviewt.
Alle 13 Minuten verletzt sich ein Kind in den USA beim Sport am Auge. Das sind im Jahr über 200.000 Verletzungen (1). In Deutschland sind es jährlich rund 512.000 Sportunfälle (2), drei Prozent hiervon sind schätzungsweise Augenverletzungen. Zum Schutz der Kinderaugen vor Sportverletzungen bieten sich Kindersportbrillen an.
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Fachsymposium mit Spezialisten für Kindersportbrillen
Bevor das Fachpublikum Ende Januar auf der opti die neuen Modelle in Augenschein nehmen darf, hat die Messe zu einem virtuellen, interdisziplinären Fachsymposium eingeladen. Hieran nahm der Sportwissenschaftler Dr. Gernot Jendrusch von der Ruhr-Universität Bochum teil, der am Lehrstuhl für Sportmedizin den RUB-Schulsportbrillentest durchführt. Die Ergebnisse der neuesten Studie werden anlässlich der opti 2017 veröffentlicht.
Des Weiteren standen die Augenoptiker Jens Byald (spectacles for kids, Düsseldorf), Urs Betschart (Bischof Optik, Wil), Florian Ambros (Sehstern Augenoptik & Optometrie, Nittendorf) sowie Claudia Schicker (Augapfel, Landshut) Rede und Antwort. Sie alle haben sich u.a. auf Sportbrillen für Kinder spezialisiert.
Worauf sollte der Augenoptiker achten, wenn er Kindersportbrillen in sein Sortiment aufnehmen möchte? Gibt es aus Ihrer Sicht eine 5-Punkte-Checkliste?
Dr. Gernot Jendrusch: Meine fünf Empfehlungen lauten: Die Modelle sollten mit der Plakette „schulsporttauglich“ bzw. „schulsporttauglich plus Augenschutz“ (Sportschutzbrille) ausgezeichnet sein. Der Augenoptiker sollte aus diesen beiden Kategorien ein möglichst umfangreiches Sortiment von Modellen bereithalten. Außerdem sind sportbezogene Kenntnisse hilfreich, weil er/sie wissen muss, welche Sportarten sich für eine Brillen- bzw. Kontaktlinsenkorrektion eignen. Der Augenoptiker muss zudem eine fachgerechte „Verglasung“ mit bruchfesten Kunststoff-Korrektionsgläsern gewährleisten können. Als fünfter und letzter Aspekt sollte der Spezialist Kinder und Eltern informieren, dass beispielsweise bestimmte Modelle nur mit befestigtem Kopfband „schulsporttauglich“ sind.
Leider bietet der Markt noch zu wenige Lösungen für Kinder zwischen fünf und zehn Jahren. Auf der opti sind über 25 Kontaktlinsenfirmen vertreten. Wann raten Sie Kindern von einer Sportbrille ab und empfehlen Kontaktlinsen?
Florian Ambros: Voraussetzung für eine erfolgreiche Versorgung ist eine umfangreiche Anamnese bzw. Bedarfsermittlung. Auf Grund dessen wird individuell je nach Kind eine Empfehlung ausgesprochen. Grundsätzlich bieten Kontaktlinsen, vor allem im Sportbereich, eine bessere Abbildungsqualität als Sportbrillen. Bei kurzsichtigen Kindern hat man zusätzlich die Möglichkeit, über eine Anpassung von Multifokallinsen Einfluss auf eine langfristige Verbesserung der Augengesundheit zu nehmen.
Welche großen Unterschiede gibt es beim Thema Sportbrille für Kinder und Erwachsene?
Urs Betschart: Der Aufwand für die Beratung ist wesentlich höher als bei Erwachsenen. Denn bevor es zu einer Entscheidung kommt, müssen die Eltern überzeugt werden, dass Sportbrillen eine sinnvolle und wichtige Investition darstellen. Und dann kommt die nächste Herausforderung: Dem Kind muss die Brille gefallen, so dass diese auch im Sport wirklich gerne getragen wird.
Welche Zutaten braucht eine gute Sportbrille für Kinder?
Jens Byald: Leider gibt es bei Kindersportbrillen ganz schnell Grenzen. So kann ich Sportbrillen bei Kindern mit hoher Dioptrien trotz Umrechnung technisch nicht mit allen Sehstärken versehen.
Claudia Schicker: Besonderes Augenmerk bei Sportbrillen sollte auf das beidäugig räumliche Sehen (Stereopsis) gelegt werden, weil Stereoschwache signifikant schlechtere Koordinationsleistungen erzielen.
Welche Konsequenzen hat es, wenn fehlsichtige Kinder ohne Korrektur am Schulsport teilnehmen?
Dr. Jendrusch: Beim Schulsport erreichen fehlsichtige Schüler und Schülerinnen in Motoriktests signifikant schlechtere Gesamtergebnisse als „Normalsichtige“, die sogenannten Emmetropen. Besonders große Unterschiede bestehen im Bereich der koordinativen Leistungsfähigkeit, also zum Beispiel beim „Balancieren rückwärts“ oder beim „seitlichen Hin- und Herspringen.“