Zweifellos ist die Sportoptik ein wichtiger Bereich in der Augenoptik, aber auch einer, der mehr Potenzial zu haben scheint als Handfestes in der Kasse. Wie bei der Kontaktlinse ist auch in puncto Sportbrille noch Luft nach oben. Dabei lockt nicht nur die Jahreszeit die Leute nach draußen. Es sind auch technologische Entwicklungen wie beispielsweise das E-Bike, die einen vermehrten Wunsch – zumindest ein größeres Bedürfnis – nach Augenschutz mit sich bringen.
Auf die durchaus interessanten, weil für die Augenoptik (hoffentlich) nicht unerheblichen Entwicklungen auf dem Fahrrad-Markt gehen wir in der Folge ein. Zunächst aber noch einmal die bereits bekannten Zahlen, die alleine schon daran erinnern, das Thema Sport im Betriebsalltag nicht zu vergessen. Noch immer tragen die wenigsten fehlsichtigen Hobbysportler (fünf Prozent) laut den aktuellsten Zahlen des Instituts für Demoskopie Allensbach eine entsprechende Sportbrille beim Ausüben ihrer Sportart. Doppelt so viele, gerade einmal zehn Prozent, tragen zumindest eine Sonnenbrille – wohl insbesondere die Läufer und Radfahrer. 37 Prozent der Brillenträger sagen von sich, dass sie beim Sport keine Brille tragen. Nun mag man hoffen, dieses gute Drittel und alle anderen statteten sich mit Kontaktlinsen aus. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
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Dabei gibt es gute Argumente fürs das Tragen einer besonderen Brille bei besonderen Aktivitäten; das muss an dieser Stelle für Niemanden extra erwähnt werden, aber es muss in die Kundenberatung einfließen. Denn die Alltagsbrille wird auf dem Fahrrad kaum alle Fliegen vom Auge fernhalten können, und sie wird gewiss auch keinen optimalen Schutz in Sachen Zugluft darstellen. Und dann haben wir über einen Blendschutz noch gar nicht gesprochen. Einen Kunden davon zu überzeugen, dass kleine Insekten und zu viel Wind in den Augen weder Spaß beim Joggen noch Sicherheit auf dem Fahrrad bringen, sollte kein allzu großes Problem sein. Die Zahlen aus dem Fahrradhandel sind diesbezüglich für uns Augenoptiker und für unsere Kundenberatung doppelt interessant: Denn hier könnte auch leicht das Thema Sicherheit im Straßenverkehr angebracht werden.
Mehr verkaufte E-Bikes als Fahrräder
Als der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) vor Kurzem die Marktzahlen für 2023 präsentierte, wurde deutlich, dass trotz der allgemeinen Konsumzurückhaltung vor allem E-Bikes weiterhin vielfach gekauft werden. Insgesamt wurden 2023 in Deutschland 2,1 Millionen Elektroräder verkauft. Da im gleichen Zeitraum 1,9 Millionen klassische Fahrräder abgesetzt wurden, war die Zahl der E-Bikes mit 53 Prozent der Gesamtmenge erstmals größer. Der ZIV prognostiziert, dass der E-Bike-Anteil in Zukunft noch weiter wachsen wird. Zur Wahrheit gehört indes auch, dass im Vergleich zu den Vorjahren die Stückzahl verkaufter Fahrräder weiter zurückging. Aber die Gesamtzahl für 2023 liegt noch immer bei vier Millionen verkaufter Fahrräder! Bedenkt man die Situation mit großer Konsumzurückhaltung und wirtschaftlichen Herausforderungen, ist das Ergebnis bemerkenswert positiv.
Jahr für Jahr geben die Menschen in Deutschland mehr als sieben Milliarden Euro für Fahrräder aus, und die Kategorie Bekleidung, Helme, Zubehör und Teile verzeichnete zuletzt regelmäßig ein Umsatzplus von fünf bis zehn Prozent. Der Durchschnittspreis für unmotorisierte Fahrräder lag 2023 bei rund 714 Euro brutto, der Durchschnittspreis für E-Bikes bei ca. 3.570 Euro brutto. Die Vermutung liegt einfach nahe: Zumindest die Käufer von E-Bikes werden kaum an einer zusätzlichen Brille fürs Fahren sparen! Sie müssen dann aber auch wissen, dass sie daran nicht sparen sollten und dass es etliche gute Lösungen dafür gibt.
Die Zahl der E-Biker wird weiter wachsen. Das hat zwar nichts damit zu tun, dass die älter werdende Bevölkerung umsteigt aufs E-Bike – auch wenn das ein interessanter Aspekt für unsere Branche sein könnte. In erster Linie wird der Absatz aber durch einfaches wie günstiges Leasing oder ähnlichen Finanzierungs-Möglichkeiten positiv beeinflusst. Außerdem tragen mehr Franchise-Systeme wie E-Motion Vitbikes, Veloland und die Branchenfilialisten (z.B. Stadler, Lucky Bike, Little John Bikes, B.O.C. und Fahrrad XXL) zum Wachstum der Branche bei. Gerade jetzt im Frühjahr stehen die Zeichen auf Fahrradkauf, Mai und Juni lieferten in der Vergangenheit die besten Zahlen im Jahr. Grundsätzlich sollten diese Zahlen ein Ansporn sein, zumindest die Brille fürs Fahrrad häufiger als Zusatzverkauf platzieren zu können.
„Die Verbraucher wünschen sich einen besseren Schutz“
Ein Plus an Fahrrädern – noch dazu elektrischen – auf der Straße sollte auch eine zumindest stabile Nachfrage nach Fahrradhelmen nach sich ziehen. Hier gibt es seit vergangenem Jahr etwas Neues von Julbo, das möglicherweise für das Produktpotfolio des einen oder anderen Augenoptik-Betrieb interessant sein könnte. Leo Remonnay, Produkt-Manager Bikehelme, und Erhard Kappel, Key Account Manager, von Julbo gaben unseren Kollegen von der SAZbike ein Interview, aus dem eyebizz zitieren darf.
Remonnay benennt darin die Vorteile des noch recht neuen Produkts: „Unsere Helme zeichnen sich generell durch eine gute Passform, hohe Funktionalität und ihr geringes Gewicht aus. Darüber hinaus ist Julbo für seine photochromen Gläser mit Reactiv-Technologie bekannt. Unser Ziel war es, diese Technologie in die Visiere von urbanen Helmen zu integrieren. Heute sind wir das einzige Unternehmen, das diese Selbsttönungs-Technologie bei Fahrradhelmen mit Visier einsetzt.“
Der Helm bietet vielleicht auch die Chance, Kopf- und Augenschutz zu kombinieren, die Themen gemeinsam in der Beratung zu platzieren und vielleicht sogar, die passende Sport(sonnen)brille samt Helm zu verkaufen.
Fahrrad nimmt immer mehr Raum ein
Julbo hat für sich die Zeichen der Zeit erkannt, Remonnay erklärt: „Das Fahrrad nimmt im Straßenverkehr immer mehr Raum ein, und die Fahrradfahrer machen sich Sorgen um ihre Sicherheit und ihre Sichtbarkeit im Vergleich zu anderen Verkehrs-Teilnehmern. Die Verbraucher wünschen sich einen besseren Schutz und reagieren sensibel auf neue Helmschutznormen. So ist beispielsweise die Einführung der NTA-Norm ein echtes Plus für die Nutzer. Eine NTA-zertifizierte Helmschale bietet eine zehn Prozent größere Schutzfläche um die beiden sensibelsten Kopfbereiche, den Hinterkopf und die Schläfen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sichtbarkeit, mit der Integration von Lichtern und reflektierender Farbe auf dem Helm. In der Stadt nutzen immer mehr Menschen ihr Fahrrad das ganze Jahr über. Sie brauchen technische Lösungen, die ihnen das Fahren im Winter erleichtern. Wir haben uns dafür entschieden, unseren urbanen Helm auch mit einer Winter-Ausstattung anzubieten, die derjenigen von Skihelmen ähnelt: Sie bedeckt die Ohren und schließt die Lüftungs-Öffnungen, um mehr Wärme zu erzeugen.“
Besagter Helm hat ein verstellbares Visier, unter dem eine Brille getragen werden kann. Er ist mit der Reactiv-Glas-Technologie ausgestattet, die dafür sorgt, dass sich die Tönung des Glases automatisch an wechselnde Lichtverhältnisse anpasst. Außerdem verfügt er über viele Einstellmöglichkeiten und integrierte Belüftungs-Öffnungen. Integrierte LEDs auf der Rückseite und reflektierende Details ermöglichen, dass der Träger im Straßenverkehr gut sichtbar und sicher unterwegs ist. Vielleicht ist dieser Helm aber eher die Alternative zur Sonnenbrille und nicht das Zusatzprodukt. Erhard Kappel: „Ein Visierhelm mit integrierter Scheibe ist in der Regel günstiger als eine Kombi aus Helm und Sonnenbrille. Aber auch diese Kombinationen sollten im Handel und Online-Shops mehr gezeigt werden.“
Gezeigt werden, das könnte das Stichwort sein, denn der nachfolgende Tipp Kappels könnte sicher funktionieren, um auf das Thema Sehen auf dem Fahrrad und im Straßenverkehr aufmerksam zu machen – unabhängig davon, welchen Helm von welchem Hersteller man im Ladenlokal oder Schaufenster drapiert: „Es bietet sich an, die urbanen Helme im Laden auszustellen und auf das besonders gut ausgewogene Leistungsverhältnis im Hinblick auf Technik, Funktionalität, Gewicht und insbesondere auch auf den Preis hinzuweisen.“