Die Lage ist schwer zu überschauen. Das Thema heikel. „Da sich die Fälle mehren, in denen es Übertragungen des Coronavirus gab, möchten wir dieses zum Anlass nehmen, Sie auf die Informationen des RKI zu Erkrankungen durch ein neuartiges Coronavirus (2019-nCoV) vom 30.1.2020 hinzuweisen.“ So reagiert der Industrieverband Spectaris für seine Mitglieder und versorgt sie u.a. mit Handlungsanweisungen für Messebesuche. Auf die Anfragen der eyebizz-Redaktion bei verschiedenen Herstellern blieben die Rückläufe bisher indes meist aus. Die Messe SIOF in Shanghai wurde bereits vor einer Woche abgesagt.
China ist auch in der Augenoptik Top-1-Ursprungsland. Mit einem Volumen im Wert von 411 Mio. Euro in 2018 (weit vor der Nummer 2, Italien, mit 203 Mio. Euro). 23,9 Prozent aller deutschen Augenoptik-Importe kommen aus China (Quelle: Spectaris, 2020). Beim Thema Coronavirus ist die Verunsicherung auch außerhalb der augenoptischen Branche groß. Je nachdem, wie viele chinesische Mitbürger in den jeweiligen Kommunen leben, klagen Asiaten bereits über Ausgrenzung. So beispielsweise in Düsseldorf, wo Chinesen mit Mundschutz rund um die Europa Zentrale von Huawei zum Straßenbild gehören.
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MIDO reagiert mit einer digitalen Plattform
Wie gehen Messeveranstalter und -besucher mit dem Phänomen um? Die Abteilung Außenwirtschaft bei Spectaris hatte dazu bereits vorletzte Woche das angehängte Papier verfasst. Für die augenoptische Messe SIOF in Shanghai kam die Absage des Messetermins Ende Februar in der vergangenen Woche. Wie sich die Ansteckungsgefahr auf die Mido Ende Februar auswirkt, wird sich zeigen. Die Messe reagierte bereits mit Hinweisen auf zusätzliche Präventivmaßnahmen und einer digitalen Plattform für chinesische Aussteller, die nicht nach Mailand kommen können.
Seitens der augenoptischen Industrie sei die Lage bei aller Anspannung gefasst, heißt es aus informierten Kreisen. Das 15 Tage andauernde Chinese New Year lasse in dieser Zeit die Produktion ohnehin temporär runterfahren. Die Sorge scheint indes berechtigt, dass produzierte Ware aus China nicht mehr komplett eintrifft. Erste Signale aus der Fernoptik deuten darauf hin, heißt es. Import- und Export-Volumina der Unternehmen bzw. vor allem ihre Segmentierung bezüglich Sonnenbrillen, Korrektionsfassungen und Brillengläser sind Firmengeheimnisse, haben als China-Importe allerdings relevante Größe.
Auswirkungen auf Produktion
Eins der betroffenen Unternehmen schrieb auf die eyebizz-Anfrage: „Die Produktion in China läuft. Um die Kollegen dort zu entlasten, produzieren andere Werke derzeit mehr (auch in Deutschland). Niemand weiß, wie die Situation sich entwickelt. Daher haben wir Vorsorge getroffen für den Fall, dass sich die Situation in China ändert und wir die Teams dort stärker unterstützen müssen.“