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Der DBSV mit Tipps zur Unterstützung

Wie Sehbehinderte die Corona-Krise erleben

Wer sehbehindert oder blind ist, steht seit dem März 2020 vor ganz neuen Problemen im Alltag. Der DBSV und seine Landesorganisationen thematisierten deshalb aus Anlass des Sehbehindertentages am 6. Juni 2020, wie man sehbehinderte und blinde Menschen unterstützen kann. Unter anderem hat der Verband eine Liste mit zehn konkreten Tipps für sehende Mitmenschen veröffentlicht.

DBSV - Sehbehinderte in Corona-Zeiten - Markierung
Sehbehinderte in Corona-Zeiten – Abstands-Markierungen am Boden sind schwierig bis gar nicht zu erfassen (Bild: DBSV / Ziebe)

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) hat dafür im Zeitraum 12. bis 26. Mai 2020 eine Umfrage gestartet: Welche Unterstützung wünschen Sie sich in Corona-Zeiten von Ihren sehenden Mitmenschen? Mehr als 200 Betroffene haben daraufhin ihre Wünsche und Tipps eingesandt, die am häufigsten genannten wurden anlässlich des Sehbehindertentages 2020 veröffentlicht. „Zwei Informationen nehme ich aus den Antworten mit“, sagt DBSV-Präsident Klaus Hahn. „Viele Menschen mit Seheinschränkung leiden ganz enorm unter der neuen Situation – und oft wäre die Lösung verblüffend einfach.“

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Navi für Sehbehinderte

Das absolute Top-Thema bei den Einsendungen wird für viele eine Überraschung sein: Es geht ums Busfahren. Seit der vordere Bereich in Bussen abgesperrt ist, können sehbehinderte und blinde Menschen nicht mehr wie gewohnt beim Fahrer einsteigen, ihn fragen, auf welcher Linie er fährt, und sich dann auf die vorderen Plätze für schwerbehinderte Menschen setzen. Deshalb ist es hilfreich für Sehbehinderte, wenn jemand anbietet, die an der Haltestelle ankommenden Buslinien anzusagen und bei der Suche nach Bustür und Sitzplatz als „Navi“ zu dienen.

DBSV - Sehbehinderte in Corona-Zeiten - im Bus
Sehbehinderte in Corona-Zeiten: Im Bus fehlt der Linien- und Haltestellen-Navi durch den Busfahrer (Bild: DBSV / Ziebe)

Problem Corona-Schlange

Ein weiteres oft genanntes Problem sind für Sehbehinderte die neuartigen „Corona-Schlangen“ mit Abstand zwischen den Wartenden – für viele sehbehinderte und blinde Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Sie würden sich freuen zu erfahren, dass es eine Schlange gibt, ob sie zur Post oder zum Bäcker führt, wo man das Ende der Schlange findet und wann man vorrücken soll.

Schweigen ist Silber, Reden ist Gold

Vielen Betroffenen macht es zu schaffen, dass im öffentlichen Raum seit Beginn der Kontaktbeschränkungen mehr geschwiegen wird als vorher. Dabei sind sehbehinderte und blinde Menschen in Zeiten des Abstandhaltens noch mehr als sonst darauf angewiesen, dass man mit ihnen spricht. „Ich sag Ihnen gern Bescheid, wenn Sie dran sind.“ „Einen Meter rechts von Ihnen ist ein Spender für Desinfektionsmittel.“ „Wenn Sie einen Schritt zurückgehen, stehen Sie hinter der Markierung.“ Ein Großteil der Befragten kann gar nicht genug von freundlichen Hinweisen dieser Art bekommen.

Bitte einfach Hilfe anbieten, bitte mehr Gelassenheit im Supermarkt, bitte Fußbodenmarkierungen mit mehr Kontrast … Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Aber Hilfe anzubieten, ist niemals falsch und auch aus sicherer Entfernung möglich. Ein Satz wie „Die Dame mit dem weißen Stock – kann ich Ihnen helfen?“ ist völlig in Ordnung.

 

Die am häufigsten genannten Wünsche sehbehinderter und blinder Menschen in Corona-Zeiten finden Sie unter www.dbsv.org/corona-tipps

 

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