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100%Optical

Brexit: Do’nt worry, be British

100%Optical Modenschau(Bild: Rüdiger Oberschuer)Im Londoner Ausstellungszentrum ExCel bot die 100%Optical Mitte Januar auch den unabhängigen Labels der britischen Optikindustrie zum sechsten Mal eine optimale Bühne. Zentrale Themen der Independents für 2019 sind Nachhaltigkeit, innovative Materialen und Fassungs-Designs mit der typischen Note britischer Coolness. Dazu weiß man die eigene Hauptstadt gut für das Marketing zu nutzen. Die Turbulenzen rund um den Brexit sieht man erstaunlich gelassen.

Über 200 Aussteller mit 500 Brands im Gepäck haben auf der sechsten Ausgabe der 100%Optical ihre neuen Kollektionen vorgestellt. Der Fashion-Anteil lag auch diesmal wieder bei ungefähr 60 Prozent, wie Messedirektor Nathan Garnett gegenüber eyebizz erklärt. Der andere Teil des Ausstellerportfolios ist auf Korrektionsgläser & Co fokussiert. Flankiert wird die Messe stets von einer ganzen Reihe an wissenschaftlichen Vorträgen, aber auch von diversen Fashion-Shows sowie einem Design-Wettbewerb in Kooperation mit dem Royal College of Arts. So auch diesmal.

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„Brands and education“ nennt Messechef Garnett das. Zehn Prozent Erstaussteller konnte er diesmal verzeichnen. 20 Prozent der über 9.100 Fachbesucher im Januar kamen laut Garnett aus dem Ausland, davon viele aus Deutschland. Die Folgen eines Brexit sieht er für Branche wie Messe gelassen. „Die Leute werden weiter Brillen und Fassungen kaufen. Der Handel wird weitergehen“, gibt Garnett sich optimistisch.

Neben den großen Playern und Lizenznehmern wie International Eyewear, White Optics Continental Eyewear oder Safilo präsentierten sich auf der 100%Optical erneut die unabhängigen britischen Labels und Manufakturen. Bei Tom Davies, mittlerweile über 15 Jahre am Markt, stieß man auf Handwerkskunst. Der Stand beinhaltete eine Mini-Manufaktur, in der Azubi Hugh Prior die tägliche Arbeit live veranschaulichte. 3D-Drucker sind hier kein Thema. Die sind aus Sicht von COO Alistair Burroughs längst noch nicht so entwickelt, dass man sie vernünftig und zuverlässig in der Produktion einsetzen könne. Die Acetat-Fassungen von Tom Davies sind inspiriert von einer ganzen Bandbreite an Naturtönen. Dazu ist Büffelhorn ein zentrales Material bei den Modellen. Einerseits wegen seiner Leichtigkeit, andererseits lässt es sich gut verarbeiten und liegt dazu besonders angenehm auf der Haut.

Tom DaviesHandwerk trifft auf London-Image

Das Material sieht Burrough heute mehr denn je als wertvollen Rohstoff. Im Gespräch mit eyebizz erklärte er, wie man mittlerweile Reste aus der Rahmenproduktion nicht einfach entsorgt, sondern zurückgewinnt und wieder verarbeitet. So nachhaltig laufe das auch in der neuen Londoner Fabrik, die das Label  im November 2017 in Brentford nahe London in Betrieb genommen hat – auch um Teile der Produktion aus China zurückzuholen.

Von Brexit-Sorgen ist auch bei Burrough nichts zu spüren. „Wir handeln schon jetzt mit Nicht-EU-Staaten wie der Schweiz. Auf unser Pricing wird der Brexit keinen Einfluss haben. Wir würden uns wünschen, die Leute würden sich weniger Sorgen darum machen“, so Burrough. Stattdessen setzt er auch mit der neuen Londoner Fabrik auf ein klares Bekenntnis zum heimischen Standort und dem weltläufigen Image der Hauptstadt.

Das wissen auch andere britische Independent-Label gezielt für sich nutzen. So etwa William Morris. Am Stand des Labels erklärte Marketing-Managerin Charley Wright, wie man aktuell vor allem den Spirit und die kreative Kraft der Metropole in die Kollektionen übersetzen will. Das sah man auch am Messestand sofort, in den sogar rote Telefonzellen integriert waren. Neben den eigenen Kollektionen hat Wiliam Morris auf der 100% Optical auch erstmals die Brillenkollektion in Kooperation mit dem Papeterie-Spezialisten Moleskine vorgestellt.

Besonders ausgeprägt war das Metropolen-Image bei Hook Ldn, die es schafften, die herausragende Popkultur aus dem pulsierenden „East London“ in Kollektion und Messestand zu bringen. Musikmanager Zak Biddu hat Hook Ldn 2017 gegründet. Durch seine internationalen Kontakte braucht er keine großen Werbebudgets. Seine Kumpels und Kollegen, von David Guetta und Nicole Scherzinger bis Raleigh Ritchie, spielen freiwillig die Markenbotschafter und lassen sich rund um den Globus mit den Modellen ablichten. Die Fotos dazu waren gleich dutzendfach und ordentlich gerahmt an den Wänden des Messetands zu sehen.

Pala eyewearExzentrik trifft auf Nachhaltigkeit

Ebenso britisch im Sinne im exzentrischen Sinne ging es am kleinen Stand von Kirk&Kirk zu. Warum seine Fassungen in so knalligen Neonfarben leuchten? Sie sind nicht aus Acetat, sondern aus Acryl, erklärte Managing Director Jason Kirk gegenüber Newcomern. Nur auf Acryl ließen sich so kräftige Farben aufbringen. Dazu sind die Fassungen leicht, wirken dennoch enorm stabil.

Beim 2016 gestarteten britischen Label Pala Eyewear steht, trotz einiger nicht minder exzentrischer Designs aus breiten Modellen in Beerentönen oder Leo-Optiken, das Thema Nachhaltigkeit im Vordergrund. Gründer John Pritchard verfolgt einen philanthropischen Ansatz: Armut zu beenden, den Planeten zu schützen und Menschen zu befähigen, in Frieden und Wohlstand zu leben. Damit die Mission ihr Ziel erreicht, spendet Pala bei jedem Sonnenbrillenverkauf eine Sehbrille an Menschen in Afrika, die sich selbst keine Sehhilfe leisten können.

Dazu kommen Umweltaspekte: Bisher wurde Acetat und Edelstahl eingesetzt, bei der neuen Kollektion wurde auf recyceltes Acetat und Bio-Acetat zurückgegriffen. Der Anteil der nachhaltigen Materialien soll bis zu 100 Prozent ausgebaut werden. Die aktuellen Brillenetuis sind aus recyceltem Plastik und werden in kleinen Webereien in Ghana hergestellt. „Wear, love, give“ lautet das passende Label-Motto.

Gleich im Anschluss an die 100% Optical ging es für Pritchard auch erstmals auf die Eco-Fashion-Messe Innatex im hessischen Hofheim-Wallau, um künftig auch auf dem deutschen Markt Follower für seine Eyewear-Mission zu gewinnen.

Die nächste 100%Optical startet vom 25. bis 27. Januar 2020.

// Rüdiger Oberschür

  ID 7936

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