“Fünf Jahre, eine Ära“ – Micha Siebenhandl über seinen Abschied von Pro Optik und neue Horizonte
von Redaktion,
Micha Siebenhandl, CEO pro optik 03/2020 bis 03/2025
Nach fünf intensiven Jahren verlässt Micha Siebenhandl Pro Optik – eine Zeit voller Herausforderungen, Transformation und Erfolge. Im exklusiven Interview mit eyebizz spricht der ehemalige CEO über seine bewegende Reise, prägende Begegnungen und warum der Abschied kein Ende, sondern der Beginn einer neuen Evolution ist.
Micha, warum jetzt so schnell weg von Pro Optik?
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Fünf Jahre sind keineswegs ein flüchtiger Moment – sie sind eine ganze Ära. Wenn man bedenkt, dass politische Führungen oft nur vier Jahre haben, dann sind fünf Jahre in der Welt des Unternehmertums eine Reise voller Höhen und Herausforderungen. Doch es liegt in der Natur meines Tuns, dass nach einer gewissen Zeit – nun sind es diese fünf Jahre – der Moment für eine neue Evolution gekommen ist. Ich erinnere mich noch mit einer tiefen Mischung aus Nostalgie und Stolz an den März 2020: Der Beginn des Lockdowns, ein ungewisser Markt, und genau in diesem Moment übernahm ich die Verantwortung für Pro Optik. Damals hätte niemand ahnen können, welchen Weg wir gemeinsam gehen würden. Und wenn ich heute, mit etwas Distanz, auf diese Jahre zurückblicke, dann spüre ich nicht nur Stolz, sondern eine tiefe Dankbarkeit. Dankbarkeit für das Vertrauen, für die Menschen, für die unzähligen Momente, in denen wir zusammen gewachsen sind.
Ein Moment, der mich besonders berührte in den letzten Jahren als Herr Schnerr von Luxottica mich kontaktierte. „Leonardo Del Vecchio möchte Sie in Mailand treffen. Er will verstehen, wie Sie es schaffen, ein Unternehmen so radikal zu transformieren und auf eine neue Stufe zu heben.“ Das war einer dieser Augenblicke, die dich sprachlos machen. Ein Ritterschlag, ein Zeichen, dass wir Großes erreicht haben.
Fünf Jahre – insbesondere mit einem Private-Equity-Investor
Diese fünf Jahre waren ein Kraftakt. Eine Pandemie, weltweite Krisen, Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die größte Rezession der Nachkriegszeit – und trotzdem haben wir es Jahr für Jahr geschafft, nicht nur zu bestehen, sondern zu wachsen. Mehr Umsatz, mehr Gewinn, mehr Filialen.
Das war kein Zufall. Das war Leidenschaft. Das war das Feuer, das uns jeden Tag angetrieben hat. Und genau dieses Feuer ist es, das auch ein Private-Equity-Investor erkennt. Die besten PEs verstehen, dass wahre Transformation nur durch Unternehmerblut gelingt. Sie geben den Raum, um zu gestalten, zu bewegen, zu erschaffen. Am Ende des Tages wollen alle dasselbe: Ein Unternehmen akquirieren, es mit der richtigen Vision aufbauen, es profitabel und professionell weiterentwickeln – und dann in neue Hände geben.
Es gibt Menschen, für die ist dieses Leben zu intensiv, zu schnell, zu kompromisslos. Und ich sage es, wie ich es immer sage: Wer das als zu stressig empfindet, sollte lieber Briefmarken verkaufen.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Auf Menschen. Auf Veränderung. Auf das, was bleibt. Natürlich könnte ich von Zahlen sprechen. Von der Einführung von Pro Glas by Rodenstock, von der Implementierung des First-Class-Service in der gesamten Augenoptikbranche. Von Prozessen, von digitalen Transformationen. Aber was mich wirklich bewegt, sind die Menschen. Es ist das 24-köpfige Führungsteam, mit dem wir jedes Jahr aufs Neue unsere Vision formuliert haben. Es sind die Mitarbeiter, die aus Ideen Erfolge gemacht haben. Es sind die Franchise-Partner, die mir sagten: „Durch Sie bin ich Millionär geworden – danke.“
Und es sind die Talente, die ich fördern durfte. Anja Fujan. Timo Kümmerer. Lukas Hahne. Menschen, die heute in Top-Positionen sind, die Verantwortung tragen, die wachsen. Menschen, deren Mentor ich sein durfte – so wie es Al Berg damals für mich getan hat. In jedem Unternehmen kannst du Spuren hinterlassen. Und wenn du es richtig machst, dann bleiben diese Spuren nicht nur in der Firma, sondern in den Herzen der Menschen. Ich denke an Caroline Strehle und Tina Bergner bei Rodenstock. An Lauren Makofske, die heute als Vice President Global Brands bei Marchon brilliert. Das sind nicht nur Namen. Das sind Geschichten. Das ist mein wahres Vermächtnis.
Aber nicht alle mochten Sie, oder?
Natürlich nicht. Wenn du an der Spitze stehst, triffst du Entscheidungen. Und nicht jede Entscheidung macht dich beliebt. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, sie richtig zu treffen. Mein Prinzip war immer: Kommunikation. Erklärung. Menschen mitnehmen. Doch egal, wie sehr du dich bemühst – es wird immer Stimmen geben, die kritisch bleiben. Aber weißt du was? Am Ende zählt nicht, ob dich jeder mag. Am Ende zählt, ob du Spuren hinterlassen hast. Und wenn ich heute Nachrichten bekomme von Menschen, die sagen: „Ich vermisse Sie als Mensch, als Ratgeber“ – dann weiß ich, dass ich nicht alles falsch gemacht habe.
Gibt es etwas, das Sie rückblickend anders gemacht hätten?
Oh ja. Ich hätte verdammt nochmal eine Niederlassung auf Sylt eröffnet! (Lacht.)
Wie haben Sie sich von Ihren Pro-Optikern verabschiedet?
So, wie ich es immer getan habe: Echt. Direkt. Ohne viel Aufhebens. Wer mich kennt, weiß: Kommunikation ist bei mir keine Einbahnstraße. Jeder – vom Lagerarbeiter bis zum Geschäftsführer – hatte meine Nummer. Und jeder bekam eine Antwort, oft innerhalb von Minuten, maximal zwei Stunden.
Chapeau vor so einer Persönlichkeit. Vielleicht sollte er nach 5 Jahren erfolgreicher Tätigkeit nun mal in die Politik wechseln und dort als Berater tätig werden? Oder er wird nun “Briefmarken” Verkäufer.
Chapeau vor so einer Persönlichkeit. Vielleicht sollte er nach 5 Jahren erfolgreicher Tätigkeit nun mal in die Politik wechseln und dort als Berater tätig werden? Oder er wird nun “Briefmarken” Verkäufer.