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Auf der opti präsentiert

Velia Dietz: Kunst aus Kontaktlinsen-Blistern

Auf der opti stellte Velia Dietz Kunstobjekte aus Kontaktlinsen-Blistern aus. Ein Material, mit dem die Künstlerin noch einiges vor hat, zumal der Vorrat (leider) unerschöpflich erscheint. Wie sie dazu kam, diese Kunst zu entwerfen, erläuterte sie auf dem Sustainability Hub der opti und anschließend exklusiv im Gespräch mit eyebizz.

opti 2024 Kunst Kontaktlinsen Blister Velia Dietz
opti 2024: 16 Meter Kunst aus Kontaktlinsen-Blistern von Velia Dietz

Das Thema Nachhaltigkeit spielt nicht erst seit diesem Januar eine Rolle für die opti und deren Veranstalter, die GHM (Gesellschaft für Handwerksmessen). Aber es nimmt zunehmend Fahrt auf, nicht nur, aber auch durch die Zusammenarbeit des opti-Teams mit der IG Nachhaltigkeit. Die opti ist Mitglied bei der IG und als solches in das Stützscheiben-Projekt (siehe eyebizz 6.2023) eingebunden und über das Thema Kontaktlinsen-Blister informiert.

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„Materialien dürfen auch gerne erst beim zweiten oder dritten Hinsehen richtig erkannt werden.“

Velia Dietz

 

Im Gegensatz zu den Stützscheiben kommt das Projekt „Blister“ nicht richtig von der Stelle. Carina Freytag-Hafen sammelt zwar fleißig Blister von ihrer Kundschaft ein, doch seitdem sie beim Spectaris-Trendforum in Berlin vor knapp fünf Jahren darauf aufmerksam machen konnte, zeugten nur die Plastiksäcke in ihrer Garage abseits der Öffentlichkeit vom Engagement der Augenoptikerin aus München (Optik Marx). Jetzt aber haben zumindest diese Blister einen neuen Verwendungszweck gefunden, was bei der opti zu bestaunen war.

Velia Dietz Kunst Kontaktlinsen Blister opti 2024
Velia Dietz auf dem Sustainability Hub: Festgehalten in der Präsentation ist der Moment, als Carina Freytag-Hafen knapp einhundert Kilogramm Blister vorbei bringt

Die Künstlerin Velia Dietz hat an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studiert und im Anschluss das Landesgraduierten-Stipendium erhalten. Seit geraumer Zeit setzt sie sich kritisch mit der Flut an ausgemusterten und weggeworfenen Materialien auseinander. „Die Verwendung außergewöhnlicher Materialien und das Ausloten der Grenzen zwischen Design und Kunst charakterisieren meine Arbeiten“, sagt die Textildesignerin.

/// IR

 


 

Velia Dietz: „Lust bekommen, mit den Blistern weiter zu arbeiten“

eyebizz: Frau Dietz, wie ist Ihr Kontakt zur opti beziehungsweise zu Frau Freytag-Hafen zustande gekommen. Anders gefragt, wie sind Sie auf die Idee gekommen, aus Blistern ein Kunstwerk zu erschaffen?

Velia Dietz: Das war nicht meine Idee. Ich bin bei einer meiner Ausstellungen in Rottweil von Bernd Angst angesprochen worden, er ist Augenoptiker und Mitglied der IG Nachhaltigkeit und kennt daher auch Carina und das Problem der Blister. Ich habe ihm erzählt, dass ich gerne mit fachfremdem Material arbeite.

Welche Materialien verwenden Sie allgemein für Ihre Kunstwerke und was machen Sie dann daraus?

Dinge, die im Alltag keine Beachtung finden. Flaschenringe, Luftpolster-Material oder Plastikfolien. Ich habe auch schon mit Brillen- und Lupengläsern gearbeitet, die ich von Fielmann bekommen habe. Es soll dann als Kunstobjekt immer nach Textil aussehen, und die verwendeten Materialien dürfen dabei auch erst beim zweiten oder dritten Hinschauen richtig erkannt werden.

Wie ging es mit den Blistern weiter?

Velia Dietz opti 2024 Kunst Kontaktlinsen Blister
Velia Dietz vor ihren Kunstwerken, die zukünftig in neuer Form ausgestellt werden

Schlag auf Schlag. Bernd hat mich mit Carina in Kontakt gebracht und sie stand dann eines Abends mit dem vollgepackten Auto bei mir vor der Tür. Ich habe gerne viel Material, aber dass ein einziger Augenoptiker so viele Blister sammeln kann, ist erstaunlich. Knapp einhundert Kilogramm Blister, das sind einige Säcke voll!

Durch den zwischenzeitlichen Kontakt zur opti hatte ich auch einen Termin, wann das Werk fertig sein sollte, aber zunächst habe ich die Säcke liegen gelassen und überlegt, was ich damit anstelle. Ich wollte die Blister erkennbar lassen, und das Objekt sollte wieder in die Einzelbestandteile zerlegt werden können, weil ich gehört habe, das der verwendete Kunststoff sehr wertvoll ist. Da möchte ich ihn gegebenenfalls zur Verfügung stellen können, wenn er wieder verwertet werden kann.

Welche besonderen Herausforderungen stellen Blister an eine Künstlerin?

Die Blister waren nicht das Problem, da habe ich einige Sachen ausprobiert und bin nach und nach auf Ideen gekommen. Die Rahmenbedingungen waren besonders. Es durfte kein Objekt zum Hängen sein, deswegen habe ich mich für Einzelobjekte entschieden. Die Messe hat mir dann 16 Meter zur Verfügung gestellt, sozusagen im luftleeren Raum ohne Stellwände oder ähnliches.

opti 2024 Kunst Kontaktlinsen Blister Velia Dietz Detail
Velia Dietz: „Ich wollte die Blister erkennbar lassen, und das Objekt sollte wieder in die Einzelbestandteile zerlegt werden können.“

Normalerweise kenne ich die Galerie, in der ich ausstelle, dieses Mal aber hatte ich keine genauen Angaben. Also habe ich die Objekte so gestaltet, dass sie bei der nächsten Ausstellung völlig anders drapiert werden und damit auch in der Zukunft beständig weiter wachsen können.

Sie verwenden die Blister also weiter?

Ja, unbedingt, das Objekt soll wachsen, ich habe richtig Lust bekommen, mit den Blistern weiter zu arbeiten. Bisher habe ich nur acht Kilogramm von den insgesamt 96 Kilogramm verwendet, ohne die Aludeckel, mit denen ich ein anderes Objekt gestalten werde. Die Verarbeitung ist recht langwierig, ich habe also noch etwas vor mir.

Und haben Sie bei der Messe noch anderes Material entdeckt, das Sie reizen könnte?

Ich möchte gerne wieder mit Lupen oder Brillengläsern etwas machen, weil ich hier mit einer entsprechenden Beleuchtung tolle Objekte ausstellen kann. Auch die Stützscheiben sind interessant, ich habe gehört, dass nicht sämtliches verwendete Material zurückgeführt werden kann. Schleifreste wären gut, und nicht zuletzt fällt bei einer Messe unfassbar viel Material an, das ich am liebsten alles eingepackt hätte. Von Silhouette habe ich dieses Mal bereits einen Banner mitgenommen.

Wann werden wir das Objekt in neuer Form bewundern können, wo stellen Sie demnächst aus?

Vom 20. April bis 16. Juni habe ich eine Einzelausstellung in Engen, im Städtischen Museum + Galerie, dort werde ich das Blister-Objekt in einer neuen Form ausstellen, ob der Banner dann schon dabei ist, weiß ich noch nicht. Auf die Blister-Skulptur darf man sich aber schon freuen, das Objekt soll ja wachsen und dann noch einmal ganz anders in Erscheinung treten.

/// Das Gespräch führte Ingo Rütten.


www.veliadietz.de

 

Alle Bilder: Velia Dietz

Artikel aus der eyebizz 2.2024 (Februar/März)

 

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