Die International Association of Contact Lens Educators (IACLE) aus Kanada ehrt jedes Jahr die besten Kontaktlinsen-Ausbilder aus ihren internationalen Reihen. Diesmal ist mit Dr. Stefan Bandlitz, Direktor der Höheren Fachschule für Augenoptik und Optometrie in Köln (HFAK), ein Mitglied aus Deutschland unter den Preisträgern.
IACLE (iacle.org) vergibt den Award für herausragende Beiträge zur Kontaktlinsen-Ausbildung in drei Haupt-Regionen: Während Dr. Bandlitz als Gewinner für das Gebiet EMEA (Europa/ Afrika/ Naher Osten) ermittelt wurde, geht die Auszeichnung für den Kontinent Amerika an Dr. Aldo Ortiz, Universidad Galileo Quetzaltenango in Quetzaltenango, Guatemala, und für den Bereich Asien-Pazifik an Madhumathi Subramanian, Sankara Nethralaya in Chennai, Indien.
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Überreicht wurden die Preise beim Event der Academy 2024 in Indianapolis (Indiana, USA) von 6. bis 9. November, während des internationalen Empfangs von Sponsor CooperVision. Der Präsident der IACLE, Prof. Philip Morgan, freute sich: „Diese Auszeichnungen sind eine enorme Leistung für die Gewinner und spiegeln ihr Engagement und ihren Enthusiasmus für die Kontaktlinsen-Ausbildung wider.“
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Interview mit Dr. Stefan Bandlitz
„Harmonisierung und Optimierung der Kontaktlinsen-Ausbildung haben einen bedeutenden Einfluss auf die Qualität.“
Er promovierte (PhD) an der School of Optometry and Vision Sciences (Cardiff University, UK), ist Master of Science in Clinical Optometry (Salus University, Philadelphia, USA) sowie Staatlich geprüfter Augenoptiker (HFAK) und Augenoptikermeister: In der Branche ist Dr. Stefan Bandlitz weithin bekannt für seine Kontaktlinsen-Expertise und als Gutachter, Berater und Mitglied in zahlreichen Gremien vertreten. Bereits vor dem IACLE Award erhielt der 56-jährige gebürtige Pfälzer zahlreiche internationale Ehrungen. Seit mehr als 20 Jahren gibt Bandlitz sein Fachwissen an den Branchen-Nachwuchs weiter als Dozent für Kontaktlinsen-Anpassung an der HFAK, seit März 2023 ist er dort Schulleiter.
eyebizz: Sie haben Ihren Abschluss „Staatlich geprüfter Augenoptiker“ an der HFAK 1996 gemacht. Wie war das, als Dozent dorthin zurückzukehren und nun zu lehren statt zu lernen?
Dr. Stefan Bandlitz: Nach meinem Anschluss ging es direkt weiter mit einem berufsbegleitenden Studiengang zum Master of Science in Clinical Optometry. Nach weiteren beruflichen Stationen als Filialleiter und in einem Kontaktlinsen-Institut kehrte ich dann 2003 als Dozent an die HFAK zurück. Vom gesamten Kollegium, das ich als Studierender kennengelernt hatte, wurde ich herzlich aufgenommen und in meine neue, anfänglich noch sehr ungewohnte Rolle eingearbeitet. Ich war auf das Lehren schon vorbereitet, da ich zuvor schon Schulungen für die Industrie gegeben habe und zwei Jahre am ZVA-Hauptkurs-Zentrum unterrichtet hatte.
Wie hat sich die KL-Ausbildung mit Ihnen als Dozent seitdem dort entwickelt? Gab es Veränderungen von Ihrer Seite?
Die umfangreiche Kontaktlinsen-Ausbildung an der HFAK hat eine lange Tradition und sie hat unter anderem mit Büchern wie zum Beispiel von Dr. Heinz Baron Standards in der Branche gesetzt. Nach wie vor legen wir in der Kontaktlinsen-Anpassung großen Wert auf einen hohen Praxisanteil mit intensiver Betreuung durch mehrere Lehrende. Neben dem großen Erfahrungsschatz der Dozentinnen und Dozenten war es mir in den letzten Jahren wichtig, auch für eine wissenschaftliche Untermauerung der Lehrinhalte zu sorgen. Evidenzbasiertes Lehren in der Kontaktlinsen-Ausbildung erscheint mir für eine erfolgreiche Versorgung unserer späteren Kunden und Patienten eine wichtige Grundvoraussetzung zu sein, für die ich mich an der HFAK einsetzte.
Seit März 2023 sind Sie Schulleiter der HFAK. Wie hat das Ihren Einfluss auf dieses Fach verändert?
Administrative sowie repräsentative Aufgaben stehen als Direktor einer Schule automatisch mehr im Vordergrund. Dies ermöglicht natürlich auch die Schaffung neuer Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel Lehrpläne oder Kooperationen mit anderen Bildungseinrichtungen. Momentan arbeiten wir daran, die optometrischen Lehr-Inhalte noch weiter auszubauen und durch unsere erfolgreich gestartete Kooperation mit der TH-Köln insbesondere bei der Versorgung mit speziellen Kontaktlinsen (Myopie-Management, Skleral-Linsen etc.) eine Intensivierung des bis dahin Erlernten zu ermöglichen.
Herr Dr. Bandlitz, Sie sind gerade als Kontaktlinsen-Ausbilder des Jahres von der IACLE für die Region Europa/ Afrika/ Naher Osten ausgezeichnet worden. Dazu nochmal herzlichen Glückwunsch! Seit wann sind Sie Mitglied in der IACLE und warum?
Herzlichen Dank für die Glückwünsche! Seit 2001 bin ich Mitglied in der IACLE und seit 2010 Fellow der IACLE. Die Prüfung zum Fellow der IACLE gehörte übrigens zu den schwierigsten und umfangreichsten Kontaktlinsen-Prüfungen, die ich bis dato abgelegt hatte. IACLE ist eine fabelhafte Ressource für die Lehre und die Weiterbildung im Bereich Kontaktlinse. Der IACLE-Kontaktlinsenkurs ist ein komplettes Kompendium, nach dem der Unterricht ausgerichtet werden kann. Es gibt darin mehrere gut gestaltete und informative PowerPoint-Folien, die ich in meine Kontaktlinsen-Vorlesungen integriert habe.
Darüber hinaus bietet die IACLE-Online-Plattform Fallstudien, Flashcards, Bildmaterialien, Newsletter, Forschungs-Updates und Vorträge in den verschiedensten Sprachen. IACLE ist eine Plattform, um andere Kontaktlinsen-Ausbilder aus der ganzen Welt zu treffen und Erfahrungen in der Ausbildung auszutauschen. Die Harmonisierung und Optimierung der Ausbildung in verschiedenen Ländern haben meiner Meinung nach einen bedeutenden Einfluss auf die Qualität der Kontaktlinsen-Anpassung und damit auch den Ruf von Kontaktlinsen.
In den Anforderungen zu diesem Preis heißt es: „Erfolgreiche Bewerber müssen zeigen, welchen Einfluss sie auf die Kontaktlinsen-Ausbildung in ihren Einrichtungen haben und wie sie ihre Studenten dazu inspirieren, zukünftige Kontaktlinsen-Anpasser zu werden“. Was waren Ihre überzeugenden – und letztlich siegreichen – Argumente aus Köln?
Was letztendlich den Ausschlag für die Jury gegeben hat, werde ich voraussichtlich erst bei der Laudatio in Indianapolis Anfang November erfahren. Seit 2022 bin ich Vertreter Deutschlands in der von Dr. Fabrizio Zeri organisierten „EAMA IACLE Leadership Group“. In dieser Gruppe haben wir bereits mehrere konstruktive Treffen abhalten können.
Zudem war ich in den letzten Jahren Teil der Autorenteams des „BCLA-Contact Lens Evidence-Based Academic Reports“ (CLEAR 2021) und des „IACLE Evidence-Based Teaching in Contact Lenses Education“ (EBT 2023). Beide wissenschaftliche Berichte konnten ihren Beitrag dazu leisten, die Kontaktlinsen-Ausbildung weltweit zu harmonisieren und evidenzbasiert zu gestalten. Neben meiner langjährigen Lehrtätigkeit an der HFAK und der Vortragstätigkeit auf internationalen Tagungen hat bestimmt auch meine Forschung an der Aston University in Birmingham und die daraus resultierten Publikationen einen Einfluss auf die Entscheidung der Jury gehabt.
Durch Ihre internationale Vernetzung können Sie den Ausbildungsstand weltweit gut vergleichen. Wo steht Deutschland da im Ranking und was sind die Gründe dafür?
Die Kontaktlinsen-Ausbildung in Deutschland wird international generell als gut angesehen, auch wenn man eine gewisse Heterogenität in der Ausbildungs-Landschaft wahrnimmt. Eine der Stärken im internationalen Vergleich liegt im Bereich der Ausbildung der Anpassung von formstabilen Kontaktlinsen. Bedauerlicherweise findet man wenige Zahlen zum globalen anteilsmäßigen Vergleich der Kontaktlinsen-Versorgung in Deutschland in internationalen Publikationen. Erfreulicherweise scheint mir in den letzten Jahren der Anteil deutscher Beiträge auf internationalen Kontaktlinsen-Tagungen und in wissenschaftlichen Kontaktlinsen-Publikationen zuzunehmen.
Was international immer wieder für Verwunderung sorgt, ist die Tatsache, dass trotz fundierter und solider Ausbildung der Anteil der Kontaktlinsen-Versorgungen in Deutschland auf einem recht niedrigen Niveau verharrt.
Was wären noch Ihre Wünsche an die Kontaktlinsen-Ausbildung hierzulande? Und gibt es etwas, das Sie gerne noch an der HFAK diesbezüglich anbieten möchten?
In diesem Jahr haben sich die deutschsprachigen Kontaktlinsen-Lehrkräfte zum zweiten Mal im Rahmen der Sicht.Kontakte in Essen getroffen, um ihre Erfahrungen rund um die Kontaktlinsen-Ausbildung bei Vorträgen und Diskussionen auszutauschen. Diesen Ansatz finde ich ausgesprochen erfreulich. In Großbritannien und Irland gibt es zum Beispiel die BUCCLE, in der pro Universität/College zwei Lehrkräfte vertreten sind. Ziel ist die Förderung der Zusammenarbeit und Verbreitung von Wissen und Informationen unter denjenigen, die an der nationalen Kontaktlinsen-Ausbildung beteiligt sind. Ein Austausch von Fachwissen, pädagogischem und fachdidaktischem Wissen auf nationaler sowie internationaler Ebene halte ich für bedeutsam für die Unterrichtsqualität und die Qualität der daraus resultierenden Kontaktlinsen-Versorgung.
Die moderne und umfangreiche Geräte-Ausstattung der HFAK bietet ein hervorragendes Umfeld für Forschungsaktivitäten. Im Curriculum der HFAK ist die Durchführung von Studien nicht zwingend vorgesehen und basiert auf dem freiwilligen Engagement einzelner Studierender sowie der betreuenden Lehrkraft. Stolz sind wir insbesondere darauf, dass wir unsere Studienprojekte in den vergangenen Jahren mehrfach auf nationalen und internationalen Tagungen präsentieren durften und diese dort auch prämiert wurden. Eine adäquate und den wissenschaftlichen Anforderungen genügende Forschung können wir auch deshalb durchführen, weil wir starke Kooperations-Partner haben. Diese Forschungs-Kooperationen möchte ich in Zukunft noch stärker ausbauen.
/// Die Fragen stellte Patricia Perlitschke.
Eine Kurzversion des Interviews erschien in der eyebizz 6.2024 (November/Dezember)