Viele Jahre lang war sich die Branche einig: Die beste Begründung für hohe Brillenglaspreise sind viele Funktionen. Also packte man alle denkbaren Sehaufgaben in eine einzige, scheinbar universelle Brille: Fern- und Nahsicht, Sport, Autofahren, Sonnenschutz, Arbeit und Freizeit. Das Ergebnis ist bekannt: Viele Konsumenten sagten „wenn die Brille so teuer ist, muss sie auch möglichst lange halten!“. Entsprechend lange Wiederbeschaffungszeiträume waren (und sind) die Folge.
Mittlerweile beweist der Zulauf zu Discountern und Online-Anbietern, dass viele Kunden nicht mehr bereit sind, die höheren Preise für solche „eine für alles“-Brillen zu bezahlen. Die Umsatz-Chancen für mittelständische Augenoptiker liegen deshalb vor allem dort, wo Discounter und Onliner aufgrund ihrer Strukturen nicht punkten können: Bei Speziallösungen für bestimmte Kundengruppen und Sehaufgaben – wie eben Sport, Autofahren, Bildschirmarbeit und andere.
Eine von Zeiss beim Marktforschungsunternehmen YouGov in Auftrag gegebene repräsentative Online-Umfrage unter 2.006 deutschen Autofahrern ergab: 79% der befragten Autofahrer fühlen sich von entgegenkommenden Scheinwerfern immer, häufig oder zumindest manchmal geblendet. Ein Grund hierfür sind die Reflexionen und Spiegelungen auf nasser Fahrbahn. 88% der Befragten zeigten „grundsätzlich“ oder zumindest „vielleicht“ an einem Produkt, das die Blendungsempfindlichkeit bei Autofahrern reduziert, Interesse. Weitere Zahlen von Rupp + Hubrach untermauern die Notwendigkeit von Speziallösungen für Autofahrer. „Etwa jeder vierte Autofahrer zweifelt an seiner Sehleistung und jeder fünfte wünscht sich eine Zweitbrille nur fürs Autofahren.“
Es gibt drei entscheidende Sehanforderungen beim Autofahren:
Zeiss: Zeiss hat in Zusammenarbeit mit dem renommierten Forschungsinstitut „Drive-Safe“ entwickelt; ein Brillenglas, das für die speziellen Sehanforderungen von Autofahrern konzipiert wurde. Die DriveSafe-Brillengläser verfügen im Wesentlichen über drei besondere Merkmale:
Rupp + Hubrach: Mit EyeDrive bietet Rupp + Hubrach Brillengläser in einem speziellen Design und mit einer Veredelung, die Blendungen um bis zu 90% reduziert. Reflect Control ist die richtungsweisende Technologie dahinter, die in Bamberg entwickelt wurde und die Glasdesign und Beschichtung effizient miteinander vereinigt. Die Veredelung gleicht Lichtüberreizungen aus und lässt Kontraste deutlicher hervortreten. Das Sehen bei Dunkelheit und Gegenlicht wird dadurch deutlich angenehmer und strengt die Augen weniger an. Der „Reflexionsgrad Nacht“ von EyeDrive-Gläsern liegt um bis zu 90% unter dem herkömmlicher, unentspiegelter Brillengläser aus Kunststoff 1.6 und 57% unter dem der handelsüblichen vollveredelten Variante. Oder andersherum: Messtechnisch sind EyeDrive-Brillengläser tagsüber genauso leistungsstark wie gebräuchliche vollveredelte Brillengläser, aber bei Nacht doppelt so gut.
Ein Großteil des Arbeitslebens spielt sich vor Bildschirmen ab. Jedoch hat kaum ein Brillenträger eine Bildschirmbrille, die die besonderen Gegebenheiten der damit zusammenhängenden Sehaufgaben berücksichtigt. Brillenträger, die eine Nahkomfortbrille nutzen, sind meist (sehr) zufrieden damit, wie unlängst Marktforschende wie Elke Dobisch attestieren. Diese Zufriedenheit basiert auf der guten Leistung der Brillen im Nah- und Arbeitsbereich sowie der damit verbundene Entlastung der Augen und der Linderung von weiteren gesundheitlichen Beschwerden wie beispielsweise Nacken- und Kopfschmerzen. Doch spielen auch die Auswirkungen von blauem Licht, wie es von Energiespar- und LED-Leuchtmitteln sowie von Bildschirmen abgegebene wird, eine immer wichtigere Rolle hinsichtlich unserer Augengesundheit. Neben der nichtsichtbaren UV-Strahlung stellt die Exposition mit blauem kurzwelligem Licht ein Faktor für Augenkrankheiten dar. Wie die Hersteller auf die Herausforderungen reagieren, die mit Bildschirmarbeitsplatzbrillen einhergehen und welche Besonderheiten die neuste Generation der Brillengläser bieten, können Sie auf unserer Seite zum Thema Bildschrimarbeitsplatzbrillen nachlesen. Unter anderem haben wir mit 15 Herstellern über die Vorteile der von ihnen angebotenen Gläsern gesprochen.
Parallel zur Gesellschaft unterliegen auch die Sehanforderungen einem stetigen Wandel. Tatsächlich stellt die Alterssichtigkeit heute Betroffene sowie die Augenoptiker vor besondere Herausforderungen. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Sehanforderungen im Armlängenbereich stark zugenommen haben. Zudem müssen Brillenträger von heute multitaskingfähig sein. Kennzeichnend für diese unterschiedlichen Aufgaben ist, dass mehrere Nahseh-Abstände ins Spiel kommen. Genauere Informationen wie einzelne Hersteller diesen neuen Herausforderungen begegnen und welche Besonderheiten die Gleitsichtgläser verschiedener Hersteller aufweisen, finden Sie auf unserer Themenseite.
Das Potenzial von Brillenglasmaterialien scheint ziemlich ausgereizt zu sein; fast alles, was man in Sachen Indexerhöhung oder Oberflächenveredelung erfinden kann, scheint mittlerweile auf dem Markt zu sein. Aber bei den Kombinationen guter Glaseigenschaften gibt es noch Möglichkeiten. Die untenstehende Tabelle bietet einen Überblick über die wichtigsten Werte unterschiedlicher Brillenglasmaterialien.