Zahlreiche Betriebs-Inhaber planen demnächst, ihr Geschäft zu übergeben. Ein „Wegweiser“ fehle häufig während des Prozesses. Tamara Beil beschäftigte sich in ihrer Bachelor-Arbeit mit diesem Thema. Die Augenoptik/ Optometrie-Studentin wurde dafür Anfang November mit dem Hochschulpreis der Binder Optik GmbH geehrt.
2023 gab es in Deutschland insgesamt rund 11.000 augenoptische Fachgeschäfte. Davon wollen 31 Prozent in den nächsten ein bis fünf Jahren ihren Betrieb übergeben, 25 Prozent in den nächsten sechs bis zehn Jahren. Zu wenig eingeplante Zeit, psychische und emotionale Faktoren, mangelnde Planung, fehlende Kommunikation, überhöhte Kaufpreis-Vorstellung und vieles mehr – es sind viele Aspekte, die ein Scheitern bei der Übergabe traditioneller augenoptischer Fachgeschäfte begünstigten, so die Preisträgerin.
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Vor allem kleinere Betriebe verlieren im Prozess häufig die Hoffnung auf eine Übergabe, weshalb mehr als die Hälfte der Inhaber an eine Schließung denkt. Diese Betriebe seien für die Versorgung in der Region jedoch elementar. Deshalb beschäftigte sich die 23-jährige Studentin Tamara Beil in ihrer Bachelorarbeit mit den Erfolgsfaktoren der Übernahme traditioneller augenoptischer Fachgeschäfte.
Hierfür führte sie Experten-Interviews mit den Nachfolgerinnen und Nachfolgern. Für ihre umfangreiche Recherche und die qualitativ hohe Evaluation der Interviews wurde sie nun mit dem Binder Optik Preis 2024 ausgezeichnet. Übereicht wurde der mit 3.000 Euro dotierte Preis von Dr. Helmut Baur, Honorargeneralkonsul von Malaysia und Geschäftsführender Gesellschafter der Binder Optik GmbH sowie Ehrensenator der Hochschule Aalen.
Binder: Thema Betriebs-Übergaben immer drängender
Hochschulrektor Prof. Dr. Harald Riegel bei der Begrüßung zur Preisverleihung: „Seit 40 Jahren bieten wir das Augenoptik-Studium in Aalen an, davon wird seit 30 Jahren der Binderpreis verliehen. Damit fördert die Binder Optik GmbH die Anerkennung der Leistung unserer Graduierten, ist Teil des Hochschullebens und zeigt, dass der enge Schulterschluss mit der Wirtschaft funktioniert. Unsere Preisträgerin zeichnete sich während ihres Studiums durch herausragendes Fachwissen aus, ebenso durch Engagement und Fleiß sowie abschließend durch ihre Beschäftigung mit drängenden Themen aus der Berufspraxis.“
Das Thema der Betriebs-Übergaben wird vor dem Hintergrund der immer älter werdenden Betriebs-Inhaber und der zum Teil angespannten wirtschaftlichen Situation sowie des Fachkräfte-Mangels immer drängender. Egal, ob externer Käufer oder Familien-Unternehmens-Nachfolge – den Übergebenden sowie Übernehmenden fehle eine Art „Wegweiser“ im Prozess über die nächsten Schritte.
„Tamara Beil hat eine intensive Untersuchung durchgeführt und Aspekte herausgearbeitet, welche eine wertvolle Informationsquelle darstellen. Ihre Arbeit liefert spannende Einblicke und gleichzeitig praktische Handlungs-Empfehlungen. Sie beleuchtet Perspektiven und Herausforderungen“, sind sich die Betreuer Prof. Dr. Anna Nagl und Dozent Volker Meyer einig.
Dabei gibt es jedoch kein „best practice“, denn jede Betriebs-Übergabe sei individuell und ein Zusammenspiel aus mehreren Erfolgsfaktoren, beispielsweise die frühe Auseinandersetzung mit dem Thema, objektive Unternehmenswert-Ermittlung, Imagewert, Kundenstamm, Lage des Unternehmens und vieles mehr.
Tamara Beil, welche unter anderem auch als Semestersprecherin im Studiengang engagiert war und drei Monate ihres Praxissemesters in Uganda (Afrika) absolvierte, freut sich über den Preis: „Ich habe mich dem Thema gewidmet, weil es ein aktuelles und sehr brisantes Thema der Branche ist. Ich freue mich, wenn die Ergebnisse einen hilfreichen Beitrag zu künftigen Unternehmens-Übergaben beitragen und damit Betriebsschließungen verhindert werden.“
Beil hat sich für den Studiengang Augenoptik/ Optometrie entschieden, da sie in diesem die ideale Verbindung aus Sozialem, Handwerk, Medizin und Management sah. Ihre berufliche Zukunft sieht sie im klinischen Bereich: „Menschen mit seinem Beruf zu helfen, ist das Schönste.“
Die Binder Optik GmbH, welche es seit knapp 50 Jahren gibt, stiftet den Preis seit 30 Jahren als Zeichen ihrer Verbundenheit mit der Hochschule Aalen und als Anerkennung für junge Absolvierende, die hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf ihrem Gebiet geleistet haben. Der Preis wird in einem zweijährigen Rhythmus für Abschluss-Arbeiten mit hoher Innovationskraft und praktischer Verwendbarkeit für die Wirtschaft verliehen.