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Zum Welttag der Menschen mit Behinderungen

CBM fordert mehr Tempo bei internationaler Inklusion

Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit haben eine Behinderung, 80 % leben in den ärmsten Regionen, so die Christoffel-Blindenmission. Meist blieben diese Menschen unsichtbar, werden vergessen. Internationale Inklusion müsse schneller gehen, fordert die CBM zum Welttag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember.

CBM Inklusion TGO Bentele Ablavi
Bei einem Projektbesuch in Togo hat CBM-Botschafterin Verena Bentele Frauen mit Behinderungen getroffen, die sich mit Hilfe der CBM eine eigene Existenz aufbauen konnten – eine davon ist Ablavi, die Taschen herstellt und sie auf dem Markt verkauft (© CBM/Happuc)

Egal, ob in der Schule, im Arbeitsleben oder in der Gesundheitsversorgung – gerade in den ärmsten Ländern der Welt ist Ausgrenzung für Menschen mit Behinderungen trauriger Alltag, so die CBM und belegt das mit Zahlen: Im globalen Süden könnten 46 % von ihnen weder lesen noch schreiben. 50 % haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Und 80 % bekommen keinerlei Sozialleistungen.

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Das liege auch daran, dass Menschen mit Behinderungen in Entwicklungs-Projekten nicht mitgedacht werden: Schulen werden gebaut, doch schon die Treppen sind ein unüberwindbares Hindernis. Bücher werden oft nicht in Brailleschrift gedruckt, und der Unterricht findet nicht in Gebärdensprache statt. Hinzu komme, so die Organisation, dass Behinderung im globalen Süden oft stigmatisiert ist und als Fluch gilt.

All diese Barrieren tragen dazu bei, dass Menschen mit Behinderungen in armen Ländern immer weiter zurückfallen. Dabei hat Deutschland sich 2009 mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechts-Konvention ausdrücklich dazu verpflichtet, Inklusion international zu fördern. Doch so schleppend wie bisher kann es nicht weitergehen. „Inklusion darf nicht länger im Schneckentempo vorankommen“, mahnt Dr. Rainer Brockhaus, Vorstand der CBM. „Kein Entwicklungsprojekt darf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen außer Acht lassen“, so Brockhaus.

Bentele: Hilfe nicht Zufall überlassen

Eine Forderung, der sich auch Verena Bentele anschließt. Von Geburt an blind, kann die 40-Jährige nur hell und dunkel erkennen. Seit Jahren unterstützt die 12-fache Paralympic-Siegerin die CBM als Botschafterin. Bentele selbst hat erlebt, wie schwer es Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt haben.

Bei einem Besuch in einem CBM-Projekt in Togo ist sie vor einigen Monaten Frauen begegnet, die aufgrund ihrer Behinderungen ausgeschlossen waren von der Gesellschaft. Mit Unterstützung der CBM haben sich diese Frauen eine eigene Existenz aufbauen können. Sie lernen in Workshops, etwa Taschen herzustellen. Und sie erhalten die Möglichkeit, in Spargruppen kleine Kredite zu bekommen.

„Ich habe zum Beispiel Ablavi kennengelernt“, berichtet Bentele: „Eine sehr engagierte Frau, die durch den Mikrokredit ihr eigenes Geschäft starten konnte. Ablavi hat einen Sohn, den sie allein unterstützt und der jetzt einen Schulabschluss geschafft hat.“ Das hat Bentele beeindruckt. Gleichzeitig aber hat es sie schockiert, wie wenig selbstverständlich es für Menschen mit Behinderungen in einem Land wie Togo ist, zur Schule zu gehen, eine Arbeit zu haben und für sich selbst zu sorgen. „Oft hängt es vom Zufall ab, ob sie Unterstützung bekommen oder nicht – das muss sich ändern“, so Bentele.

Wie Inklusion Tempo aufnimmt

Was Bentele genauso wie Brockhaus fordert, sei ein Perspektivwechsel: „Es geht nicht darum, einige besondere Projekte für Menschen mit Behinderungen zu entwickeln“, sagt der CBM-Vorstand. „Jedes Projekt muss inklusiv sein. Und Menschen mit Behinderungen müssen schon bei der Planung als Experten in eigener Sache eingebunden werden“, so Brockhaus. Erst wenn das gelingt, nimmt Inklusion wirklich Tempo auf – davon sind Bentele und die CBM überzeugt.

In einer besonderen Kunst-Aktion vor dem Berliner Reichstagsgebäude fordert die CBM am 2. Dezember zum Welttag der Menschen mit Behinderungen: „Internationale Inklusion im Schneckentempo? Nicht mit uns!“

 

Die Christoffel-Blindenmission (CBM) mit Sitz in Bensheim zählt zu den international führenden Organisationen für inklusive Entwicklungs-Zusammenarbeit. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt – und das seit mehr als 110 Jahren. Im vergangenen Jahr förderte die CBM 492 Projekte in 46 Ländern.

 

 

Mehr zum Thema Inklusion:

eyebizz-Serie „Inklusion in der Augenoptik“ (Teil 4)

 

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