Unter dem Motto #notdoneyet und #strongertogether zog es rund 100 Top-Managerinnen und Unternehmerinnen aus unterschiedlichsten Branchen zum Leadership-Event X-Change nach Hamburg. Sie alle sehen im zielgerichteten Empowerment eine Chance, für Frauen in Wirtschaft, Medien, Politik und Gesellschaft Veränderungen zu bewirken. Mit dabei auch Annette Kluger, Head of Marketing bei Eschenbach und vielfach engagiert im Netzwerk von Mission Female.
Die Location ist vielen aus der Augenoptik bekannt. 2017 legte hier die „Schiffsmesse“ des Hamburger Brillenkontors GbR, Wolfgang Kampf und Christian Eydam an. In der Speicherstadt Hamburgs, dem ehemaligen Zollamt (Alter Wandrahm 19) trafen sich nun am 29. Juni einflussreiche Powerfrauen aus ganz Deutschland, darunter Douglas-CEO Tina Müller, Dagmar Wörl, Politikerin und Investorin von Höhle der Löwen, und Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der DB Cargo.
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Nicht ablenken lassen
Aber auch Laura-Marie Geissler. Die 24-Jährige ist Profi-Rennfahrerin und kämpft dafür, die Präsenz von Frauen im Motorsport zu etablieren. Wie wird man Rennfahrerin? „Mit Vollgas rein, und einfach nicht ablenken lassen,“ meinte sie. 2010 startete sie mit ihrem eigenen Kart und holte sich 2021 in der ersten GT4 Porsche Sprint Challenge Central Europe den Klassensieg.
Im Gespräch mit Verena Gründel, Chefredakteurin W&V, dachte Geissler über die Gründe ihres Erfolgs nach: „Ich habe es geschafft, mich von Sponsoren unabhängig zu machen, die über mich bestimmen.“ Dafür gründete sie 2021 die LMG GmbH und stieg in das Crowd-Funding über NFTs ein. „Ich habe jetzt viele kleine Sponsoren, die mein Team finanzieren. Es ist eine fantastische Community. Doch ich bin nun auch Unternehmerin und muss meinen Weg auf unbekanntem Terrain finden.“
Denn für Crowdfunding im Renngeschäft gäbe es noch keine Vorbilder. Da komme der Sport auch mal zu kurz, so Geissler. Doch der Zeitaufwand sei gut investiert: „Mein Beispiel wird das bisherige Sport-Sponsoring aufbrechen und Sportlerinnen und Sportlern neue Möglichkeiten eröffnen.“ Ein NFT-basiertes Sponsoring-Modell reduziere externe Einflüsse, die das Renngeschäft bestimmen. Demokratisierung im Rennsport – eine Frau stößt es an.
Unternehmenskultur beginnt oben
„Hat es in deiner Karriere eine Rolle gespielt, dass du eine Frau bist?“ fragte Moderator Thomas Range, Redakteur bei brand eins, im Talk „Wie wir unsere Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig enkelfähig machen“ Tina Müller, CEO Douglas. „Ich wage zu behaupten, dass bei meiner Karriere das Geschlecht keine Rolle gespielt hat. Ich wurde in einem genderneutralen Umfeld sozialisiert“, so ihre Antwort. Frauen rät sie, sich ein Unternehmen zu suchen, das ihr ein solches Umfeld biete. „Es fängt immer von oben an. Was oben gedacht oder auch gefühlt wird, repetiert die Organisation, und das schafft die Kultur und das Klima.“ Tina Müller ist ein Mission Female Member der ersten Stunde.
Manches nicht delegierbar
Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstandsvorsitzende von DB Cargo, ist promovierte Psychologin. Unter ihrer Führung schrieben die Berliner Verkehrsbetriebe erstmals schwarze Zahlen. Für sie besteht die Aufgabe im Management darin, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fordern und zu fördern und Veränderungsprozesse zu managen, allerdings ohne sie zu diktieren. Führung müsse Motivation und Energie in die Teams geben. „Das sind für mich Dinge, die nicht delegierbar sind.“
Stolz mache sie, dass die Deutsche Bahn sehr divers ist, viele Nationen, Religionen, sexuelle Orientierungen seien dort vertreten. „Spannend ist für mich, wenn ich bemerke, wie sehr wir die Welt durch unsere eigene Brille sehen. Wie sehr wir Ziele durch unseren individuellen Erfahrungshintergrund definieren.“
Mission Female Award 2022
Höhepunkt der X-Change war die Verleihung des Mission Female Award in zehn verschiedenen Kategorien wie z. B. Consulting, Mobilität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Start-Ups. Vorausgegangen war ein Online-Voting, bei dem pro Kategorie zwischen fünf und zwölf Mitglieder des Netzwerks nominiert wurden.
Motsi Mabuse, TV-Moderatorin und Unternehmerin, war eigens zur Übergabe der Trophäe angereist. Frederike Probert fragte sie nach ihren Erfahrungen im Showbizz. „Das Fernsehen ist immer noch voller Klischees und Schubladen.“ Den Frauen stünden dort noch lange nicht alle Türen offen. Nach 15 Jahren sieht sie jedoch auch dort leichte Veränderungen.
And the winner is
Mit dem Slogan „Von Frauen, für Frauen“ passt die Brillenmarke Brendel zu dem solidarischen Empowerment-Gedanken von Mission Female wie der Schlüssel zum Schloss. Annette Kluger, Head of Marketing bei Eschenbach, verkörpert die Botschaft ihrer Marke wie keine zweite. Anspruchsvoll im Ausdruck von seriös-sachlich über feminin-verspielt bis betont mondän – ihre Stilsicherheit und ihre Kommunikation als @rebellionette auf Instagram machen sie zum Vorbild für selbstbewusste, Fashion orientierte Frauen.
Das sahen die Teilnehmerinnen im Online-Voting für den Award offensichtlich genauso. Bei der X-Change, die bei strahlendem Sonnenschein begann und mit einem Konfetti-Regen und glücklichen Gesichtern endete, gehörte auch sie zu den Gewinnerinnen. Präsentiert von Bunte.de und übergeben von Motsi Mabuse gewann Annette Kluger den Mission Female Award 2022 in der Kategorie Lifestyle.
3 Fragen an Annette Kluger, Head of Marketing bei Eschenbach
Das Mission Female Netzwerk dient zum Empowerment von Frauen. Wie und warum förderst du Frauen?
Die Manager-Positionen in meinem Marketing-Team habe ich mehrheitlich mit Frauen besetzt. Ich will sie stärken und auf Management-Ebene sichtbarer machen.
Meiner Erfahrung nach haben Managerinnen bei kreativen Prozessen eine differenziertere Herangehensweise. Zudem bringen sie einen facettenreicheren Blickwinkel ein. Mir geht es um Self Empowerment, Diversität und Inklusion. Menschen, die mit mir zusammenarbeiten, sollen genderneutral und vorurteilsfrei sein und wachsen wollen, egal welcher Generation sie angehören.
Welche Speakerinnen haben dich auf der X-Change besonders beeindruckt?
Eigentlich alle! Wenn ich drei starke Frauen auswählen müsste, würde ich zunächst die Opening-Speakerin Linda Vivian Kurz, Audi Head of Marketing Germany, nennen. Sie hat eine beeindruckende Karriere in einer klassischen Männer-Branche hingelegt und supportet ihre weiblichen Team-Member. Mit ihrer Audi-Kollegin Dr. Felicitas Nogly, Head of Marketing Communication, pflegt sie eine wertschätzende, vertrauensvolle Partnerschaft.
Außerdem Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn, im Panel „Wie wir unsere Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig zukunftsfähig machen“. Imposant fand ich auch Tatjana Kiel von Klitschko Ventures. Sie managte einst die Boxkämpfe der Klitschko-Brüder, heute organisiert sie mit Wirtschaftsgrößen wie eben Sigrid Nikutta den Transport von Hilfsgütern in die Ukraine.
Was ziehst du persönlich aus dem Netzwerk?
Für mich haben vor allem die Frauen aus der digitalen Welt und dem High-Tech-Umfeld einen besonderen Appeal. Zum einen, weil sie Persönlichkeiten sind, die sich in einer von Männern dominierten Branche zu behaupten verstehen. Zum anderen ergeben sich inhaltlich interessante Gesprächsthemen, wenn die Lifestyle-Welt auf die High-Tech-Branche trifft. Das befeuert die Kreativität, hebt uns digital auf ein neues Level.
Demnächst treffe ich mich mit einer Mission Female Member, der Kontakt ergab sich auf der X-Change. Vielleicht entsteht daraus die Idee für eine Zusammenarbeit oder gar eine Capsule Collection. Dann würde die Kooperation erstmals nicht in die Fashion, sondern in den Tech-Bereich gehen. Ich bin selbst gespannt!
Es gibt noch viel zu tun
Noch immer ist die Gleichstellung von Frauen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft nicht erreicht. Ein paar Zahlen (Quellen: statista, ZVA)
Frauen in der Politik (Mitglieder in Prozent)
… bei den Grünen: 41 %
… in der CSU: 21,3 %
… im nationalen Parlament in Schweden (2021): 47,6 %
Frauen in Dax-Unternehmen
Anteil in den Vorständen der DAX-40-Unternehmen: 17,5 %
Anteil in den Aufsichtsräten der MDAX-Unternehmen: 33 %
Anteil in den Vorständen von Unternehmen der DAX-Gruppen: 14,1 %
Anteil von DAX-30-Unternehmen mit 30 % Frauenanteil in Aufsichtsräten: 93,1 %
Frauenanteil nach Berufsgruppen in Deutschland
Medizinische Gesundheitsberufe: 81,4 %
Hoch- und Tiefbau: 1,8 %
Lehrstühle an Hochschulen: 26,3 %
Start-ups: 42,0 %
Frauenanteil in der Augenoptik
Mitarbeiterinnen insgesamt: 61,0 %
Geschäftsinhaberinnen: 26,0 %
Mit Mission Female hat Frederike Probert 2019 ein Netzwerk für Frauen ins Leben gerufen, das durch ihre persönlichen Erfahrungen aus 20 Jahren in Führungs-Positionen entstanden ist. Frauen sind, was Karriere-Möglichkeiten und Bezahlung betrifft, immer noch benachteiligt – so ihr Antrieb. Sie will das Mindset auf den Führungsetagen, aber auch das der Frauen verändern. X-Change ist das große Netzwerk-Event von Mission Female.