1992 gegründet, 1993 die erste Kollektion, 2006 die eigene Brillenmanufaktur plus Optik Stores in Berlin, München und Kinsau – FUNK eyewear und sein 52-jähriger Gründer Dieter Funk sind ein Phänomen unter den Unabhängigen. Hier gehen individuelles Design und wirtschaftlicher Erfolg problemlos zusammen. Der jüngste Streich: Der Laden in Berlin Mitte bekam ein Untergeschoss, das die Idee von der individuellen Brille huldigt. In Kooperation mit der SILMO feierte man jetzt die Eröffnung und sang dabei auch das Loblied auf Independent eyewear.
Verkatert ist Dieter Funk gar nicht, im Gegenteil, auch noch gut gelaunt am Tag nach der Party mit rund 300 Gästen anlässlich der Neueröffnung seines FUNKy Underground(s) in seinem Eyewear Shop in Berlin Mitte. Ein bisschen wundert sich der Kinsauer noch über den Polizeieinsatz vom Vortag, als ein Anwohner gegen 21 Uhr wegen Ruhestörung zum Beschwerdetelefon griff. Und das in Berlin?, fragt er verdutzt. Allerdings befindet sich der Store in einem dieser charismatischen ruhigen Hinterhöfe der Hauptstadt, die dem unvermeidlichen Metropolentrubel eine nahezu meditative Stille-Oase entgegensetzen. Und da erwarten die Nachbarn eben keine nachhaltige Beschallung mit wummernden Bässen.
Anzeige
Vom Weinlager zur Brillenwerkstatt für Zuschauer
Relaxt führt der Hausherr ins 160 qm große Untergeschoss des Ladens, um dessen Nutzung er sich schon seit vielen Jahren bemüht hat. Neun Monate hat es dann nochmals gedauert, um die Genehmigung zu bekommen. Zuvor lagerten hier die edlen Flaschen eines Weinhändlers. Jetzt ist daraus eine Werkstatt für individuell gefertigte Brillen geworden, in der sich Brillenmacher und Kunden auf Augenhöhe begegnen.
Wer möchte, hat die Möglichkeit, mit dabei zu sein, wenn seine maßgeschneiderte Fassung per Hand gefertigt wird. Er kann vorbeikommen und zugucken, und wird natürlich feststellen, wie viele kleine Arbeitsschritte nötig sind, um jene Hochwertigkeit und jenen Tragekomfort zu erzielen, die er dann hoffentlich zu schätzen weiß. Dabei ist der Raum des Geschehens einfach und schlicht gehalten mit seinen Steinwänden noch aus dem Kaiserreich und den eingesetzten, mindestens genauso alten, handgeschlagenen Holzbalken, die Funk aus Kinsau mitgebracht hat.
Handwerk gewinnt akustische Präsenz
„Hier geht es auch um Entschleunigung“, sagt der Selfmade-Unternehmer, der mittlerweile 50 Mitarbeiter hat. Eine Botschaft heißt auch: Gutes Handwerk, das hochwertige, individuelle Produkte hervorbringen soll, braucht seine Zeit. Hier im funky Underground ist es auffallend leise, fast schon schalldicht, da gewinnen das Feilen, Polieren und auch das Schleifen eine ganz eigene akustische Präsenz. Man sieht auch viel weniger Maschinen als in der Manufaktur im Stammhaus in Kinsau, denn dort wird seriell produziert.
Brillendesign, das auf gelerntem hochwertigen Handwerk ruht, plus die Freiheit unternehmerischer Unabhängigkeit – das sind auch die Gemeinsamkeiten, die Funk Eyewear mit der SILMO verbindet sagt Dieter Funk. Deshalb erscheint ihm die Kooperation stimmig, sprich die wechselseitige Promotion.
Die individuelle Brille zur Fliege
Tatsächlich wurde die SILMO, bzw. deren Vorläufer von unabhängigen Brillenmachern gegründet. Und dieser Geist schwingt auch noch mit, wenn man sieht, dass die derzeitige Präsidentin Amélie Morel, als Marketing Direktorin der 1880 gegründeten Firma Morel, in mittlerweile dritter Generation im Handwerk der Augenoptik verwurzelt ist. Vier Prozent neue Aussteller wird es auf der Pariser Messe geben, wie zu erfahren ist. Dieter Funk kehrt nach zwei Jahren Pause zurück und wird neue Fassungen aus einem Materialmix von Titan und Acetat präsentieren. Mehr verrät er nicht, dafür kann er dem Besucher eine andere Novität vorstellen, die frisch in der Vitrine liegt: eine Brillenfassung, die das raffinierte Muster von hochwertigem Schleifendesign aufgreift. Denn neuerdings arbeitet das Unternehmen mit der Berliner Krawattenmanufaktur Auerbach zusammen. „Wir haben festgestellt“, sagt Funk, „dass wir ganz ähnliche Zielgruppen haben.“ //JUEB