2021 eine virtuelle Messe, 2022 dann endlich wieder live: Mit großem Engagement und spürbarem Glauben an die Branche hat die Mido die Corona-Jahre weitgehend gut überstanden. Natürlich mussten die Mailänder zum Restart Ende April – nur zwei Wochen vor der opti – Federn lassen. Die rund 660 Aussteller (halb so viele wie 2019) trafen auf rund 22.000 Besucher (ein Drittel weniger als vor der Pandemie), doch die Stimmung war alles andere als getrübt: Es war die 50. Mido – ein Jubiläum.
Wie gewohnt fand die Messe auf der Rho Fiera in Mailand statt, diesmal mit fünf Pavillons und acht Ausstellungsbereichen. Bei der Eröffnung erklangen unveröffentlichte Musikkompositionen von Maestro Ennio Morricone, die Italiener verstehen sich auf Show und Glamour, Besucher und Aussteller schätzen das.
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Letztere waren vielfach mit der Messe zufrieden, zum Beispiel Lars Flyvholm, CEO der Design Eyewear Group: „Ich habe mich dieses Jahr für die Mido entschieden und werde nicht auf der opti sein,“ sagte er in Mailand, „in Deutschland sind wir mit dem Außendienst gut präsent, daher war es mir wichtiger, die internationalen Kontakte zu pflegen. Unsere Umsatzerwartungen wurden hier weit übertroffen.“
Was die Mido von anderen Messen unterscheidet
Im Unterschied zu allen anderen internationalen Augenoptik-Messen sei die Mido von Beginn an von Unternehmern der italienischen Brillen-Industrie geleitet worden, erklärte Präsident Giovanni Vitaloni im Gespräch mit eyebizz: „Alle meine Vorgänger waren Schlüsselakteure, die Geschichte geschrieben haben.“
Die Liste ist lang: Mario Lozza, der damalige Präsident der ANFAO (Italienischer Verband der Hersteller optischer Erzeugnisse), der die Messe 1970 überhaupt erst ins Leben rief, illustre Namen wie Leonardo Del Vecchio, Francesco Caporossi, Ennio De Martin, Paolo Cannicci und Cirillo Marcolin folgten. Sie waren in führenden Positionen und Unternehmen der italienischen Eyewear-Industrie beschäftigt, sicherlich auch ein Grund, warum Italien bis heute führend auf dem Brillen-Weltmarkt ist.
Verbeugung vor den Ausstellern
Auf der diesjährigen Mido wurden auch die zehn Unternehmen gefeiert, die seit 1970 ohne Unterbrechung der Messe die Treue hielten, darunter Fedon 1919, Lozza, Marcolin, Mazzucchelli 1849, Neostyle, Ottica Italiana, Safilo oder auch Franco Sordelli, 1921 gegründet. Das Familienunternehmen aus Varese vertreibt die Labels Snob Milano, Touch und Sun’s Good. Besonders die von Kreativdirektor Tommaso Bossetti entworfene Kollektion Snob Milano war ein Highlight der Messe.
Zu sehen sind klassische und nachhaltige Brillen mit wenig Wechsel in den Modellen und einer Besonderheit: mittels Magnetclips wird daraus eine vollwertige Sonnenbrille. Die Sunlens Solargläser kommen von Zeiss. Der in Mailand lebende, argentinische Schauspieler Federico Aldave ist das Gesicht zur Kampagne.
Im kommenden Jahr findet die Mido voraussichtlich von 4. bis 6. Februar statt, wieder in der Fiera Milano Rho. Die Mailänder sind vorausschauend, alle Termine bis Jahr 2026 stehen schon fest.
/// DS/JUEB
Comeback einer armenischen Seele
„Ich bin Designer, das ist meine Art zu leben.“
Alain Miklitarian kann’s nicht lassen. 2012 verkaufte die französisch-armenische Designlegende 100 Prozent der Anteile der alain mikli Gruppe an Luxottica und schien auf dem Rückzug. Doch jetzt das Comeback: „Mikli“ besann sich auf seine Wurzeln und entwarf für das japanisch-italienische Label Danshari Eyewear eine Brillenkollektion: Dansharian. Dagmar Schwall traf den 67-Jährigen in Mailand zum Interview.
eyebizz: Monsieur Mikli, hadern Sie noch damit, Ihr Unternehmen verkauft zu haben?
Alain Mikli: Nein, ich fühle mich entspannt. Ich bereue es nicht, an Luxottica verkauft zu haben. Das ist für mich vorbei. Luxottica ist ein sehr gutes, großes Unternehmen. Wenn ich es heute noch einmal entscheiden müsste, würde ich es wieder so machen. Auch wenn ich über die aktuellen Entwicklungen etwas enttäuscht sein könnte, kann ich nur das Beste über Luxottica sagen.
Nun sind Sie als Designer zurück. Wie kam es dazu?
Danshari ist das Unternehmen von Guiseppe La Boria. Ich habe mit ihm noch bei Mikli zusammengearbeitet. Er war mein letzter Verkaufsleiter und hat immer davon geträumt, mit mir zusammen eine Kollektion zu machen. Wir haben einige Anläufe gebraucht, doch jetzt haben wir es geschafft. Ich musste dabei auch Neues lernen. Inzwischen ist es für mich schneller und einfacher geworden, meine kreativen Ideen umzusetzen. Herangehensweise und konzeptionelles Denken sind aber gleichgeblieben. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es nun, die authentische armenische Marke Dansharian zu etablieren und ihr eine stabile Zukunft zu geben.
Was bedeutet Ihnen Ihre Herkunft?
Meine Eltern sind aus Armenien und mein Blut ist armenisch. Mit diesem Projekt ergreife ich die Gelegenheit, zwei Leidenschaften zu kombinieren. Meine Leidenschaft für Design und Eyewear mit der für die armenische Kultur. Ich möchte der Ambassador für dieses Land sein. Gleichwohl bin ich stolz, dies als Franzose tun zu können.
Sie sind nun zurück in der Branche. Wie geht’s weiter?
Ich möchte nicht mehr in Organisation und Vertrieb involviert sein. Aber ich werde jedes Jahr ein oder zwei Kollektionen entwerfen. Ich bin Designer, das ist meine Art zu leben. Damit habe ich zehn Jahre lang aufgehört. Ich habe in dieser Zeit nicht mehr von Designs geträumt. Das hat mir gefehlt.
Was mir auffällt: Designs werden heute oftmals ohne Herz entworfen. Es fehlt der Spirit und die Geschichte dahinter wird vergessen. Warum wird etwas designt? Und warum sollte ich genau diese Brille tragen? Das sind Fragen, die ich mir stelle.