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60.000 Quadratmeter Augenoptik

opti 2020: Marathon durch sechs Hallen

60.000 Quadratmeter Augenoptik, repräsentiert durch 605 (Vorjahr: 631, 2018: 668) Aussteller aus 39 (38) Ländern. Die Zahlen sprechen für sich. Mehr Fläche – weniger Aussteller, im Vergleich zum Vorjahr mit rund 28.000 gleichbleibend viele Besucher (2018: 28.430). Ob dies auch im kommenden Jahr so sein wird, wenn die opti zum ersten Mal in Stuttgart stattfindet, ist offen. Wer kommt nach Stuttgart? Das Thema wurde an beinahe allen Ständen von Besuchern und Ausstellern heiß diskutiert. Es gibt Befürworter, aber auch zahlreiche Bedenkenträger in Bezug auf den neuen Standort.

opti 2020 - Akrobatik bei Zeiss
Zeiss punktete in Halle C5 mit der atemberaubenden Performance von Zwillingsschwestern, die abwechselnd in schwindelnder Höhe am Drahtseil gehalten die Dynamik unseres neuen Lebensstils in die Hallen brachten (Bild: Carl Zeiss Vision)

Doch zunächst zur aktuellen Messe: Das neue Entree Nordost sowie der Eingang Nordwest haben sich von der Besucherführung bewährt. 28.294 Fachleute legten lange Wege zurück, davon sollen 45 Prozent aus dem Ausland gekommen sein. Allein die Strecke von Halle 1 bis 6 umfasste rund 600 Meter. Da wurde der Messebesuch zum strategischen Marathon, sonst blieben Aussteller im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke.

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opti: Blick zurück – Blick nach vorn

Traditionell luden der Industrieverband Spectaris und der ZVA zum Messebeginn zur Pressekonferenz. Diesmal nicht mehr in einen räumlich abgeschlossenen Pressebereich. Vielmehr im Eingangsbereich der Halle C6 in einem partiell verhangenem „Präsentier-Aquarium“, der Außenstehenden den Blick auf das Geschehen ermöglichte. Transparenz gut und schön, eine Möglichkeit für ruhige, diskrete Hintergrundgespräche war für Journalisten damit aber nicht mehr gegeben.

opti 2020 - hier bei Cazal
opti 2020 – hier bei Cazal (Bild: CH)

Die dort präsentierten aktuellen Branchenzahlen sind zufriedenstellend: Die deutsche Augenoptikindustrie blickt laut Industrieverband Spectaris mit einem Umsatzwachstum von 5,4 Prozent und 4,7 Mrd. Euro auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück und verzeichnet einen ungebrochenen Wachstumstrend seit 2011. Im Inland waren es 3,9, im Ausland sogar sieben Prozent Umsatzzuwachs. Knapp zwei Drittel der Aussteller schrieben auch auf der Messe Abschlüsse, Order oder Bestellungen, so die Veranstalter.

Für den Inlandsmarkt erwartet die deutsche augenoptische Industrie für 2020 ein Umsatzplus von rund 2,5 Prozent, für das Exportgeschäft trotz aller Unwägbarkeiten eine Steigerung um circa 3,5 Prozent. Spectaris-Vorsitzender Josef May: „Die demografische Entwicklung in Deutschland, eine wachsende Weltbevölkerung sowie die Vielfalt an unterschiedlichen Sehlösungen bieten für die augenoptische Industrie viel Potenzial.“ Den ungedeckten Bedarf bei Sonnen- und Sportbrillen bezifferte er beispielsweise auf 600 Brillen pro Geschäft und Jahr, die zusätzlich verkauft werden könnten.

ZVA-Präsident Thomas Truckenbrod erläuterte, dass 60 Prozent der vom Verband für eine Trendstudie Befragten (747 Betriebe ohne Großfilialisten) 2019 eine Umsatzsteigerung verzeichneten. Das heißt aber auch, dass 40 Prozent stagnierten oder sich auf absteigendem Pfad bewegen. Bei über 40 Prozent lagen die Nachfolger bei diesen Betrieben fest – bei über der Hälfte allerdings nicht. Auch wenn Truckenbrod versuchte, die positive Seite der Medaille in den Vordergrund zu rücken, bleibt es dabei: Der Markt durchläuft gerade eine sehr dynamische Phase.

Brillengläser der Superlative

Innovationen beleben das Geschäft. Dazu überboten sich die Brillenglashersteller mit Neuerungen und Superlativen. Angefangen hatte alles schon mit einem Essilor-Event vor der Messe. Thema war AVA. Mit den drei Buchstaben will das französische Unternehmen neue Maßstäbe innerhalb der Refraktion setzen. Hauseigene Forschungen zeigen, dass 95 Prozent aller Menschen feinere Abstufungen als die üblichen Korrekturschritte von 0,25 Dioptrien wahrnehmen. Nach fünf Jahren Forschung soll dies auch bei der Justierung von Brillengläsern möglich sein.

opti 2020 -Brillengäser bei Transitions
opti 2020: Brillengäser bei Transitions (Bild: CH)

Die Neuentwicklung basiert auf zwei Säulen: Einer präziseren subjektiven Refraktion in 0,01-Dioptrien-Abstufungen mit dem Phoropter Vision-R 800 und der Integration dieser Messergebnisse in die hauseigenen Premium-Brillengläser. Außerdem startet die nächste Generation Transitionsgläser, die wieder schneller dunkel und schneller hell werden. Für die Kunden in neuen Präsentationstools im Schaufenster oder Geschäft nachzuvollziehen.

Das neue Gleitsichtglas von Leica aus dem Hause Novacel war bereits durch einen Silmo-Award ausgezeichnet. Eigentlich will es gar nicht mehr als Gleiter wahrgenommen werden, weil es keine Randunschärfen mehr gibt. Aufgrund des großen Interesses will Divisional Director Gunter Fink das Außendienstteam von derzeit sieben auf bis zu zehn erweitern, hieß es.

Unter dem Motto „Area der Zusammenarbeit“ – gemeint ist das produktive Miteinander mit den Partneroptikern – präsentierte Hoya Lens Deutschland das neue Premium-Gleitsichtglas Hoyalux iD MySelf. Versprochen wird „das subjektiv bestmögliche Binokularsehen in einer dynamischen und digitalen Welt.“ Seiko machte es spannend. Ein emotionaler Imagefilm kündigte eine neue Generation von Gleitsichtgläsern an, die im Frühjahr den weltweiten Launch erleben. Immerhin der Name der angekündigten Gleitsicht-Innovation ist schon bekannt: Brillanz.

Mit dem Superlativ „B.I.G.“, lesbar als „biometric intelligent glasses“, kündigte auch Rodenstock einen „Paradigmenwechsel bei individuellen Gleitsichtgläsern“ an. Eine mittels DNEye Scanner möglich gewordene umfassenden Biometrie des Auges mit Augenlänge, Vorderkammer und mehreren tausend Datenpunkten bilden die Grundlage für – so das Unternehmen – „die präzisesten Brillengläser der Welt“. Auf der Messe stellte sich zudem der seit 1. Februar 2019 amtierende, neue CEO von Rodenstock, der Däne Anders Hedegaard, gut aufgelegt den Fragen der Journalisten. Vor Rodenstock war der 59-jährige Däne und Vater von fünf Kindern Chef des dänischen Hörgerätherstellers GN Hearing: Der medizinische Bereich soll an Bedeutung gewinnen.

opti 2020 - Impressionen
Impressionen von der opti 2020 (Bild: CH)

Zeiss punktete in Halle C5 mit der atemberaubenden Performance von Zwillingsschwestern, die abwechselnd in schwindelnder Höhe am Drahtseil gehalten die Dynamik unseres neuen Lebensstils in die Hallen brachten. Unter dem Motto Smartlife wird derweil das gesamte Glasportfolio überarbeitet, um ebenfalls dem Sehen in einer digitalen Welt gerecht zu werden. Unser Sehen verlagert sich immer mehr in die Nähe. Dazu gehören weniger Kopfbewegungen, aber mehr Blickwechsel – und das womöglich in Bewegung. Die Abnahme der Akkommodationsfähigkeit bei zunehmender Verkleinerung des Pupillendurchmessers bringen im Alter weitere Herausforderungen mit sich.

Marketingleiter Matthias Wehrle: „Alles in allem vereinfacht sich die Kommunikation zum Endverbraucher.“ Ob im Verkaufsalltag auf Termini wie „Einstärkenglas“, „Bildschirm-“ oder „Gleitsichtglas“ verzichtet werden kann, bleibt abzuwarten (mehr dazu in der eyebizz 2.2020).

Neuer Hype Myopie-Management

Myopie-Management ist in aller Munde. Hoya informierte über die zukünftige Markteinführung von MiYosmart in Europa, einem innovativen Brillenglas, mit dem bei Schulkindern das Fortschreiten einer Myopie im Anfangsstadium gebremst wird. In Asien wird das Glas bereits mit Erfolg eingesetzt. Wann die Markteinführung hierzulande sein wird, ist offen. Unzweifelhaft ist, dass die Entwicklung der Myopie mit multifokalen Kontaktlinsen oder auch Orthokeratologie positiv beeinflusst werden kann.

CooperVision bringt noch in diesem Jahr eine Einmalkontaktlinse für ein Myopie-Management auf den Markt, jedoch nur in den USA. Der Kontaktlinsenhersteller Menicon steht hingegen schon in Deutschland den Startlöchern: Ellen Fries, Leiterin Marketing und Professional Service, kündigte das sogenannte MeniconBloom für das zweite Quartal 2020 an. Dabei handelt es sich um ein umfassendes Konzept zur Myopiekontrolle, zu dem neben Kontaktlinsen, Pflegemittel und Anpassprogramm auch eine spezielle App gehört, mit der Eltern bzw. Kinder via Smartphone mit dem Anpasser kommunizieren können.

Allheilmittel Teleoptometrie?

opti 2020 - Forum: Podiumsdiskussion zum Thema Teleoptometrie
opti 2020: Diskussion Teleoptometrie (Bild: PE)

Gute Resonanz verbuchte das opti-Forum: Welche Chancen und Risiken die Teleoptometrie birgt, diskutierten Augenoptikermeister Peter Haubold-Kretschmer und Dr. Anne Wildeck (vom Augenzentrum Eisenhüttenstadt), ZVA-Vizepräsident Christian Müller, Dr. Ludger Wollring vom Berufsverband der Augenärzte und Dr. Amir Movahed Parasta (Software-Anbieter epitop) unter der Moderation von Dirk Schäfermeyer (ZVA-Abteilungsleiter Aus- und Fortbildung).

Die Aufteilung in fundierte Beratung und optometerisches Screening beim Augenoptiker und bei Auffälligkeiten dann Diagnostik beim Augenarzt fand bei allen Podiums-Teilnehmern Zustimmung. Man sah hier Chancen und Vorteile für beide Berufsgruppen. Denn die Termin-Not bei Augenärzten – je nach Region gefühlt oder reell – sei eben auch eine Folge der Erwartungshaltung vieler Patienten, die bei ersten Anzeichen schlechteren Sehens nicht den Augenoptiker als erste Anlaufstelle wählen. Ein teurer Geräte-Park allein reiche für Augenoptiker allerdings nicht aus, um hier zu punkten. Gefragt sind fundierte Ausbildung, Erfahrung sowie Vernetzung für eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit den Ophthalmologen zum Wohle des Kunden. Spannend bleibt zudem, wie Künstliche Intelligenz jetzt und in naher Zukunft im Rahmen der Refraktion unterstützt.

Next Stop: Stuttgart

92 Prozent der Fachbesucher gaben laut Messeveranstalter der opti in diesem Jahr Bestnoten. Dazu Josef May, Vorstandsvorsitzender des Industrieverbandes Spectaris: „Wir stehen vor der gemeinsamen Herausforderung, den neuen Standort Stuttgart kommunikativ und emotional aufzuladen, da ein Umzug in den ungeraden Jahren aufgrund der zukünftigen Messesituation am Standort München unausweichlich ist. Wir haben dabei aber Vertrauen in die Marke, das Team der opti sowie in die zentrale Messe in der DACH-Region für die Welt.“

// CH// JUEB// PE

ID [11757]

 


Stuttgart und München: Eine Messe, zwei Standorte

Landesmesse Stuttgart
Die Landesmesse Stuttgart (Bild: Messe Stuttgart)

Ab 2021 wechselt die opti den Standort und findet in ungeraden Jahren in Stuttgart statt, erstmals vom 8. bis 10. Januar 2021. Hintergrund ist, dass der Standort München der opti seitens der Messe München zu dem gewohnten Zeitpunkt nicht mehr zur Verfügung stand. Die Weltleitmesse BAU und eine strategische Veränderung des Messeportfolios der Messe München in den ungeraden Jahren sind die Gründe.

Dazu Dieter Dohr, Vorsitzender der Geschäftsführung der Gesellschaft für Handwerksmessen mbH: „Die Nachricht, dass der Messestandort München nicht mehr zum gewünschten Zeitpunkt angeboten werden kann, war zunächst eine große Enttäuschung für uns alle, denn die Branche fühlt sich hier heimisch. Ein Branchentreff ist nicht zwingend standortgebunden, wobei einige Kriterien für den Erfolg unserer Branche doch unverzichtbar sind und bei der Suche nach einem neuen Standort im Fokus standen: Der frühe Januartermin, die Tagefolge Freitag bis Sonntag, tragbare Auf- und Abbauzeiten, eine exzellente Logistik sowie die Ansprache der für die opti gewohnt starken Aussteller- und Besuchermärkte. All diese unverzichtbaren opti-Kriterien bietet neben München allein der Messestandort Stuttgart.“

Bettina Reiter, seit über 20 Jahren im Messegeschäft und Projektleiterin der opti, ergänzt: „Das erfahrene Team der opti kennt die Branche, kennt die Messe und organisiert diese seit vielen Jahren auf höchstem Niveau. Die opti bleibt auch an diesem Standort die opti.“ Stefan Lohnert, derzeit Leiter der Gastveranstaltungen und künftiger Geschäftsführer der Landesmesse Stuttgart dazu: „Wir wissen es sehr zu schätzen, dass die opti als zweiten Standort Stuttgart gewählt hat, und freuen uns schon heute, die Branche alle zwei Jahre im Januar in Stuttgart begrüßen zu dürfen.“

Nach ersten Ergebnissen der Aussteller-Befragung werden über 90 Prozent der Austeller auch in Stuttgart die opti-Familie bilden. Nach aktuellem Stand können sich allerdings sieben Prozent nicht für die opti committen. Dazu gehört unter anderem der Glashersteller Hoya.

// opti// CH


Was halten Sie vom Messestandort Stuttgart der opti? – Wir freuen uns auf Ihre Meinung unter redaktion@eyebizz.de

 

CH: Christine Höckmann

PE: Patricia Perlitschke

 

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Sensationeller Termin in Stuttgart )-:
    am Mittwoch ist Feiertag und Baden Württemberg, Bayern, Bremen, Hessen und Niedersachsen haben noch Weihnachtsferien.
    Wir werden unseren Stand deutlich verkleinern!

    Auf diesen Kommentar antworten
  2. Ich bin gespannt auf Stuttgart, ist ja oft nicht verkehrt so eine Veränderung!
    Bei dem Thema Garderobe/ Schliessfächer war in München noch Verbesserungsbedarf!

    Auf diesen Kommentar antworten

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