SILMO 2023: Neue Ideen, neue Gewinner

Die SILMO 2023 bot viele neue Kollektionen und Ideen, aber auch Zeit für Pfannkuchen. Augenkleid konnte sich über den eyebuzz Award freuen. Und es wurde großer Zirkus geboten bei der Verleihung des SILMO d’Or.

Die SILMO in Paris präsentierte den rund 900 Ausstellern aus 42 Ländern und den 27.000 Besuchern eine neue Anordnung in den Hallen 6 und 7 des Messegeländes Villepinte. Und sogleich erinnerte sich mancher wehmütig an die besondere Atmosphäre der Halle 5, die dieses Mal nicht genutzt wurde. Und manche Aussteller zweifelten aufgrund ihrer eigenen Platzierung am Erfolg der Neuerung, die den Besuchern einen echten Rundgang durch alle Angebote ermöglichen sollte.

So ist das bei Neuerungen! Und deshalb gab es an vier Messetagen auch viel Gewohntes: Der Bereich SILMO Next zum Beispiel, der der Zukunftsforschung gewidmet wurde. Oder die SILMO Academy, deren Motto lautete: „Von der Planung der Performance bis zum Erfolg – der Weg zur Elite in der Augenversorgung“.

Auch die gute Stimmung der vergangenen Jahre blieb bestehen. Die Aussteller freuten sich, ihre Neuigkeiten und Ideen zur Schau stellen zu können. Auch wenn die Frequenz an den einzelnen Ständen manchmal nicht das gewohnte SILMO-Niveau erreichen konnte.

SILMO: Künstliche Intelligenz als Designer

So freute sich zum Beispiel Petzer Friedfeld als Vize-Präsident von Clear Vision und vor allem Co-Gründer von Tech Print Industries (TPI) darüber, den Soft-Launch der neuen Kollektion aus dem 3D-Drucker präsentieren zu können. Die Fassungen zeichnet zudem die Tatsache aus, dass sich hier Künstliche Intelligenz als Designer versucht hat. Das Feedback menschlicher Designer dazu steht noch aus, so wie der echte Launch im kommenden Jahr.

Was alles mit der hauseigenen Software möglich ist, zeigte die Kollektion direkt daneben. Die Software lässt zum Beispiel Fassungen mit Maserungen aus dem Drucker kommen, die man bislang nur von Holz kennt. Für Designer gibt es fortan offensichtlich kaum mehr Grenzen.

Viel Neues hatte Monika Ligeza zu berichten. Die Sales Managerin von Gigi Studios berichtete über ein nun komplettes und neues Salesteam, über neue Büroräume in Barcelona, ein neues Logo und nicht zuletzt über neue Fassungs-Kollektionen. So begeisterte die Messebesucher beispielsweise die „Black & White“-Kollektion, die Premiere feierte und dafür entsprechend in Szene gesetzt wurde.

Die Design Eyewear Group stellte ihre Labels mit unterschiedlichen Ausrichtungen vor und launchte wie gewohnt bei der SILMO eine neue Linie der französischen Marke Face a Face. Dabei nahm das Designteam für die neue Kollektion „Japan Now“ die Idee aus dem Vorjahr auf: Memphis Movement war eine künstlerische Reise in die Welt der italienischen Memphis-Gruppe, nun wird diese Reise kulturell fortgesetzt. Hierzu knüpft die Gestaltung der Fassungen an ein zeitgenössisches japanisches Design an.

Es wundert nicht, dass sich im Designteam Japaner befinden. Die vielen in den Fassungen berücksichtigten Details und die passenden Storys und Kenntnisse drumherum werden bei der Kundschaft Eindruck schinden, sie unterstreichen das Besondere der Linie.

Die Elemente der Erde

ProDesign lässt sich bei der neuen Sonnenbrillen-Kollektion „Bridge“ noch mehr von der Natur inspirieren. Die fünf Fassungen in vier natürlichen Farben nehmen die Kontur der „abgebrochenen“ Stein-Kristalle (die auch für den Namen Pate stehen) auf und verkörpern die Elemente der Erde.

Antonio Jove, Head of EMEA, stellte für Marcolin nicht nur ein starkes Wachstum auf dem deutschen Markt vor, sondern auch in Aussicht, dass das italienische Unternehmen zukünftig noch näher am Markt und damit noch präsenter für die deutschen Augenoptiker agieren werde. Für die zukünftige „360-Grad-Versorgung“ sind aus neun Einheiten in Europa drei geworden, die stringenter und schneller handeln sollen. Jove: „Wir bringen unsere Kraft auf die Straße.“

Für die SILMO brachten die Italiener unter anderem die neue „Performance-Vollrandbrille“ von Adidas Sport Eyewear mit. Aber auch die Sonnenbrille aus biobasiertem Material von Guess Eyewear fand großes Interesse bei den Besucherinnen und Besuchern.

Der deutsche Designer Markus Temming präsentierte neben neuen ultradünnen gelaserten Titanfassungen mit schraubenlosen Scharnier aus der „Dot Mono-Serie“ von Markus T auch zwei Sondermodelle der Kollektion. „Für einen unaufdringlich luxuriösen Look mit dezentem Glow“.

Die exklusive PVD 24-Karat-Edelmetall-Beschichtung der Titanoberfläche in Gold oder Roségold „betonen die filigrane Formsprache der Fassungen“, wie es am Stand der Gütersloher hieß, an dem der Chef selbst leckere Pfannkuchen zubereitete. Die Zeit nahm er sich, und er hatte sie auf der SILMO 2023.

Augenkleid: „Bereicherung für die Augenoptik“

Aufregung, Freude und auch ein bisschen Stolz standen Joana und Uli Gregori ins Gesicht geschrieben, als die Silmo- und eyebizz-Delegation zur Verleihung des eyebuzz Newcomer Award an den Messestand D 306 in Halle 7 der SILMO in Paris kamen. „Augenkleid“ hatte die Jury überzeugt und so konnten die Gregoris ihre ausgefallenen Brillenfassungen einem internationalen Publikum präsentieren, ohne sich als Start-Up Gedanken über die Standgebühren machen zu müssen.

Gemeinsam mit eyebizz fördert die Silmo bereits im vierten Jahr junge vielversprechende Unternehmen und überzeugende Talente mit dem eyebuzz Newcomer Award. Die Messe vergibt an den Sieger einen kostenfreien Stand, die eyebizz sorgt für eine umfassende Medienpräsenz zum Start. Zudem erhielten die Gregoris eine exklusive Einladung zum Gala-Abend des Silmo d’Or.

Augenkleid reiht sich in eine illustre Reihe ein, die nach ihren Ehrungen mit den eyebuzz Award bereits weiter von sich reden gemacht haben. Kerl Eyewear machte 2019 den Anfang, Herzblut Eyewear (2021) und Wallenfels Eyewear folgten.

Nun also Augenkleid, eine erst im vergangenen Jahr realisierte, seit 2016 keimende Idee, der SILMO-Director Eric Lenoir gute Chancen am Mark attestiert: „Mit der vierten Auflage des eyebuzz Newcomer Awards bereichern wir die Augenoptik wieder um ein interessantes Unternehmen.“ Ein Unternehmen, derzeit aus einem Augenoptiker-Ehepaar bestehend, das sich nicht nur um das Label, sondern auch um den eigenen Betrieb „Augenkleid-Sehstudio“ in Gelnhausen kümmern darf.

Die Brillenfassungen zeichnet der ausgeklügelte Verschluss-Mechanismus und eine Bügelhalterung aus, die ohne Schrauben auskommt. Das Brillenglas wird mittels eines Hakens fest verankert. Die Produktion „Made in Germany“ verwendet ausschließlich PVD-Beschichtungen für die Fassungen aus Edelstahl. Diese sind widerstandsfähig und für die extravaganten Farbeffekte verantwortlich: Je nach Blickwinkel verändert sich bei einigen Modellen die Farbe der Fassung, besser gesagt die des metallischen Glanzes von Grün über Gold bis Bronze.

Weiblichkeit und deutscher Pragmatismus

„Großes Kino“ wurde den geladenen Gästen bei der 30. Verleihung des SILMO d’Or geboten, besser gesagt, großer Zirkus. Die Gala ging in der Manege des „les Folies Gruss“ über die Bühne, wo sich Artistinnen und Artisten mit ihren Stuten und Hengsten im Pferde-Showzelt einen Schlagabtausch mit den Preisträgern boten, die mit dem SILMO d’Or eine Anerkennung für ihre Innovation und Kreativität verliehen bekamen.

Unter dem Vorsitz von Designer Nicolas Fafiotte hatte die Jury am Vormittag aus mehr als 330 Bewerbungen die Sieger ermittelt, die von SILMO-Präsidentin Amélie Morel und deren Kommunikations-Direktorin Isabel Beutzen in einem feierlichen Rahmen in Szene gesetzt wurden.

Sechsmal bleibt der SILMO d’Or dieses Jahr in Frankreich, genauso oft wurden Ideen aus anderen Ländern ausgezeichnet (alle Gewinner). Veronika Wildgruber darf sich bald als traditionelle SILMO-d’Or-Gewinnerin vorstellen. Die deutsche Designerin wurde in der Kategorie „Premiere Classe“ für ihre Sonnenbrillen-Kreation „Lane“ ausgezeichnet. Schon die Beschreibung der Brille ist preiswürdig: „Eine feminine Cat-Eye-Form, mit soft-getönten Gläsern. Elegant und nonchalant: Wie gemacht für eine Fahrt in den Sonnenuntergang oder die Umarmung des ersten Lichtstrahls nach einer durchtanzten Nacht.“

Inspiriert von Wildblumenwiese

Mit „Blossom“ errang Andy Wolf mit einer weiteren Sonnenbrille den Preis in der Kategorie „Eyewear Designer“. Blossom sei inspiriert von der Wildblumenwiese, die den Firmensitz umgibt. Die ausgezeichnete Brille wird aus dem Acetate Renew handgefertigt und ist mit einem herausnehmbaren Acetat-Innenring in Form eines dreidimensionalen Blütenblattes ausgestattet. Die Pastelltöne des dreifachen Farbverlaufs sollen dabei die Weiblichkeit unterstreichen.

„Blossom“ und „Lane“ sind nur zwei Beispiele ausgefallener Designs. Begonnen hatte die ausschweifende Preisverleihung im Showzelt aber weniger mit weiblicher Extravaganz, vielmehr mit männlich deutschem Pragmatismus. Der Leipziger Thomas Truckenbrod wurde für seine Verdienste in der Augenoptik und Optometrie und damit für seine mehr als 13-jährige Amtszeit als Präsident des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen mit einem Ehrenpreis geehrt.

Truckenbrod verzichtete auf eine Dankesrede, auch viele der anderen Preisträger hielten sich wohlwollend kurz, denn zum Ende des Programms in der Manege wartete schließlich noch die Party auf die Gäste, von denen nicht wenige sich auf das üppige Buffet und die kalten Getränke freuten. So endete der Abend nicht nur für die Preisträger in bester Stimmung – einige werden nach der „Umarmung des ersten Lichtstrahls nach einer durchtanzten Nacht“ vielleicht direkt nach ihrer Sonnenbrille gegriffen haben.

/// IR

 

Fotohinweise: eyebizz | Dagmar Schwall / SILMO

Artikel aus der eyebizz 6.2023 (Oktober/November)