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Fielmann-Kolloquium beleuchtete die unterschiedlichen Aspekte

Spaltlampe: Tipps und Tricks für die beste Anwendung

Ende April fand das 44. Kolloquium der Fielmann Akademie Schloss Plön statt: Die Veranstaltung beleuchtete kompakt die unterschiedlichen Aspekte der Spaltlampentechnik. Neben Tipps und Tricks zur alltäglichen Spaltlampenanwendung erwarteten die Besucher eine spannende Zeitreise über die technische Entwicklung der Spaltlampe sowie ein Einblick in die Möglichkeiten und Limitierungen der Befunddigitalisierung. Prof. Dr. Hans-Jürgen Grein, wissenschaftlicher Leiter der Fielmann Akademie Schloss Plön, leitete durch den Abend.

Fielmann Kolloquium 2019 - Spaltlampe - Referenten
Schwerpunktthema des Fielmann-Kolloquiums Ende April war die Spaltlampe – it ausgesuchten Referenten (von links): Svenja Hennschen, Olaf Schmidt-Kiy, Sylvia Wulf, Ralf Cordes und Akademie-Leiter Hans-Jürgen Grein

Beleuchtung . . .

„Die erste Spaltlampe wurde 1910 von der Firma Zeiss gebaut, im Wesentlichen nach den Ideen von Alvar Gullstrand“, leitete Grein den Eröffnungsvortrag ein. Spaltlampen, wie wir sie heute kennen, mit gemeinsamer Schwenkachse für Beobachtung und Beleuchtung und dem Vergrößerungswechsler gibt es seit etwa 1950. Was sich seit diesen ersten Entwicklungen bis heute getan hat, stellte Ralf Cordes, Dozent an der Fielmann Akademie Schloss Plön vor. „Mit Spaltlampen ist es fast wie mit Kraftfahrzeugen. Es gibt Bauteile, die sich bewährt haben, beim Auto zum Beispiel die Reifen. Anderes ist neu, wie beispielsweise die Reifendruckanzeige.“

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An der Spaltlampe bewährt habe sich das Beleuchtungsprinzip, erklärte Cordes. Dieses präge auch den Namen des optischen Instrumentes „Lampe, die einen Spalt erzeugt“. Vereinfacht bestehe die Beleuchtungseinheit einer Spaltlampe aus einer Lichtquelle, einem Kollektor mit Größen verstellbarer Spaltblende und einem Objektiv. Ziel sei es, das Kundenauge gleichmäßig auszuleuchten. Dies gelinge, weil die Lichtquelle in das Objektiv abgebildet werde und dieses den Spalt auf das Auge abbilde.

Fielmann Kolloquium 2019 - Spaltlampe - Ralf Cordes
Ralf Cordes befasste sich mit der Beleuchtung und dem Beobachtungsstrahlengang in der Spaltlampe, hier mit Vergrößerungswechsler

. . . und Beobachtungsstrahlengang

Ebenso bewährt habe sich der Aufbau der Beobachtungseinheit. Diese bestehe grundsätzlich aus einem Objektiv und einem Fernrohrsystem. Das Objektiv müsse in der Beobachtungseinheit so positioniert sein, dass sich das beleuchtete Kundenauge in dessen Brennpunkt befinde. In diesem Fall komme paralleles Licht aus dem Objektiv, was einer Abbildung nach Unendlich entspreche. „Das Gute ist, damit kann das Fernrohr viel anfangen. Dann kommt am Ende auch paralleles Licht aus dem Fernrohr, aber unter einem größeren Winkel.“ Deshalb habe eine Spaltlampe ohne weitere Einstellungen eine Vergrößerung von etwa 16-fach.

In der Praxis habe es sich bewährt, für verschiedene Anwendungen unterschiedliche Vergrößerungen zur Verfügung zu haben. Daher seien Spaltlampen zusätzlich mit einem Vergrößerungswechsler ausgestattet. Dieser werde zwischen Objektiv und Fernrohr eingebaut. Zur Realisierung von Fotodokumentationen könne darüber hinaus eine Kamera in den Strahlengang montiert werden. Der Einbau der Kamera müsse sehr präzise erfolgen. Nur wenn sich die Kamera im Zwischenbild des Fernrohrobjektivs befinde, sei die Bildinformation beim Blick durch die Okulare mit der auf dem Kamerabildschirm identisch.

Die Kameratechnik

Kameras gehören heute für viele bereits zur Standardausstattung. Welche Eigenschaften sollte eine gute Kamera mitbringen? Sind Autofokus, Autoaufnahme oder viele Megapixel der Garant für gute Aufnahmen? Diesen Fragen ging Olaf Schmidt-Kiy, Dipl.-Ing. (FH), Leiter der Meisterschule der Fielmann Akademie Schloss Plön, auf den Grund.

Fielmann Kolloquium 2019 - Spaltlampe - Olaf Schmidt
Olaf Schmidt-Kiy zur Kameratechnik der Spaltlampe

Die Anforderungen an die Aufnahmetechnik seien wegen der geringen Helligkeitsausbeute sehr hoch. Automatisch einstellenden Kamerasystemen gelinge es häufig nicht, die interessierenden Details zeitlich und räumlich angemessen aufzulösen. Niedrigen Helligkeiten werde entweder mit langen Belichtungszeiten oder hohen Empfängerempfindlichkeiten begegnet. Lange Belichtungszeiten führen dazu, dass bewegte Objekte unscharf abgebildet werden, die elektronische Erhöhung der Empfindlichkeit des Sensors hingegen äußere sich in einem höheren Bildrauschen.

Viele Megapixel = gutes Bild?

Viele Megapixel, so Schmidt-Kiy seinen nicht immer der Schlüssel zu guten Bildern. „Eine hohe Kamera-Auflösung ist meist gar nicht notwendig.“ Vielmehr müssen Kamera-Auflösung und die Auflösung des Ausgabemediums, zum Beispiel ein Monitor, zusammenpassen. Handelsübliche HD-Monitore haben eine Auflösung von 1920×1080 Pixeln, „das sind etwa zwei Megapixel“.

Werde nun die Aufnahme mit einer Kamera gemacht, deren Auflösung 24 Megapixel beträgt, müssen diese zur Abbildung auf dem Monitor auf zwei Megapixel heruntergerechnet werden. Dies sei zwangsläufig mit Informationsverlust und damit mit Einbußen in der Bildqualität verbunden. „Perfekt wäre es, wenn Kamera und Monitor die gleiche Auflösung hätten.“

Innovationen

Um die fehlende Helligkeitsinformation, durch eine Kamera zu kompensieren, bieten einzelne Hersteller Xenon-Blitzlichter an, die an der Aufnahmeeinheit angebracht werden. Eine weitere Innovation, die Cordes vorstellte, waren die sogenannten „History Trigger“. „Sie kennen die Situation: Sie wollen ein Foto machen und sagen dem Kunden, er soll nicht blinzeln, und was passiert? Er blinzelt.“ Ein „History Trigger“ mache nach dem Auslösen nicht nur ein Foto, sondern eine Bildserie. Das beste Foto dieser Serie könne anschließend zu Dokumentationszwecken gespeichert werden.

Gerade wenn es um digitale Fotografie gehe, müsse inzwischen nicht mehr nur an klassische Kameras gedacht werden. Immer häufiger kommen Smartphones zum Einsatz. Auch hier habe die Industrie bereits Lösungen: Smartphone-Adapter. Werden diese vor den Okularen angebracht, können tolle Fotos gemacht werden, sie versperren dem Beobachter selbst jedoch den Blick durch die Okulare. Mit großer Begeisterung stellte Cordes einen Adapter mit eigener Optik vor, der so in den Strahlengang integriert werden könne, dass die Okulare weiterhin nutzbar seien.

Transparenz entdecken

Exakte Linsenpositionierung, Kamerasysteme, schwenkbare Objektive, all das führt nur dann zu guten und aussagekräftigen Bildern, wenn die Spaltlampe richtig bedient wird. Es reiche nicht aus, nur das Licht einzuschalten und durch die Okulare zu blicken. Jede Struktur des vorderen Augenabschnittes weise Besonderheiten aus, die es durch gezielte Beleuchtungs- und Beobachtungstechniken hervorzuheben gelte.

Ein tolles Beispiel an dieser Stelle sei die transparente Hornhaut des Auges. Wie ist es möglich, ein transparentes Medium in der Spaltlampe darzustellen? „Ganz einfach“, ermunterte Svenja Hennschen, Augenoptikermeisterin, Dozentin der Fielmann Akademie Schloss Plön, die Zuhörer. Das Hornhautgewebe bestehe aus Zellen und Kollagenfasern, deren Organisation der Hornhaut ihre Transparenz verleihe, die Hornhaut jedoch nicht zu einem optisch leeren Gewebe machen. Durch gezielte Beleuchtung könne das Licht an diesen Zellen gestreut und das Gewebe beurteilt werden. „Dieser Effekt beruht auf den Beobachtungen des Naturwissenschaftlers John Tyndall, der die Lichtstreuung in kolloiden Lösungen zuerst untersucht und beschrieben hat.“

Unterschiedliche Beleuchtungsarten

Die bekannteste und am häufigsten gebrauchte Beleuchtungsart sei sicher die diffuse Beleuchtung. Mit ihr starte jede Spaltlampeninspektion. Um die Transparenz der Hornhaut zu beurteilen, eigne sich die direkt fokale Beleuchtung mit dem mittelbreiten Spalt. Streuzentren, die auf eine Gewebsverdichtung oder Gewebsunregelmäßigkeiten hinweisen, streuen das Licht der Spaltlampe stärker und können so entdeckt werden.

Fielmann Kolloquium 2019 - Spaltlampe - Svenja Hennschen
Svenja Hennschen zu den verschiedenen Beobachtungen an der Spaltlampe

Der mittelbreite Spalt lasse jedoch keinen Rückschluss darauf zu, in welcher Schicht der Hornhaut die Veränderung lokalisiert sei. Dies gelinge nur mittels optischem Schnitt. Ablagerungen auf einer Kontaktlinse lassen sich am besten mit der regredienten Beleuchtung darstellen.

„Die Einstellungen sind ähnlich wie bei der direkt fokalen Beleuchtung. Allerdings kommt für die regrediente Beleuchtung hinzu, dass die Beleuchtung entkoppelt wird. Beobachtung und Beleuchtung finden sich jetzt nicht im gleichen Schnittpunkt, und wir nutzen das von der Iris zurückgeworfene Licht für die Beobachtung“, erläuterte Hennschen das Vorgehen.

Das von der Iris zurückgeworfene Licht werde aufgrund seiner Reflexfarbe auch als Gelbfeld bezeichnet. Abzugrenzen davon seien das Rotfeld, reflektiertes Licht der Netzhaut und das Weißfeld, welches der Linse entstamme.

Farbstoffe am vorderen Auge

In der Augenoptik kommen je nach Fragestellung verschiedene Farbstoffe zum Einsatz. Bengalrosa und Lissamingrün färben Mucine und abgestorbene Zellen an und finden Anwendung in der Diagnostik des Trockenen Auges. Der in der Augenoptik am häufigsten eingesetzte und bekannteste Farbstoff sei jedoch sicher Di-Natrium-Fluoreszein. Dieses Natriumsalz sei geruchlos und geschmacklos, darüber hinaus chemisch inaktiv, sodass es keine Bindung mit dem Tränenfilm eingehe.

Der Einsatz von Fluoreszein sei obligat in der Kontaktlinsenanpassung, sowohl zur Sitzkontrolle bei formstabilen Linsen als auch zur Nachkontrolle nach Absetzen einer formstabilen oder weichen Kontaktlinse. Fluoreszein gebe es beispielsweise als Lösung in Einmal-Ampulle oder als Streifen. Welche Darreichungsform verwendet werde und wie die Gabe erfolge sei individuell verschieden.

„Wichtig ist jedoch, dass Fluoreszein immer gleich gegeben wird, um vergleichbare Bilder zu erhalten. Wir verwenden Fluostreifen. Die festen Salze werden mit ein oder zwei Tropfen Kochsalzlösung angelöst. Dabei zeigt der Streifen immer nach unten, damit sich der Tropfen, den man auf das Auge gibt, auch unten befindet. Wir lassen dann Kunden nach nasal unten schauen, während wir das Fluo von oben außen auf das Auge geben“, erklärte Hennschen das standardisierte Vorgehen, wie es an der Meisterschule der Fielmann Akademie in Plön unterrichtet werde.

Einsatzgebiete der Spaltlampe

„Ich komme aus dem Gebiet der Kontaktoptik. Ich möchte aber ganz bewusst darauf hinweisen, dass die Spaltlampe nicht nur der Kontaktoptik gehört. Sie ist ein Instrument für die Untersuchung des vorderen Augenabschnittes, das viel häufiger zum Einsatz kommen sollte“, zum Beispiel bei der Suche nach der Ursache eines reduzierten Visus. Mit diesem Aufruf für die Anwendung der Spaltlampe startete Sylvia Wulf, M.Sc. Clinical Optometry, Dozentin der Fielmann Akademie Schloss Plön ihren Vortrag und nahm die Zuhörer mit auf eine Reise durch den vorderen Augenabschnitt.

Störungen des Tränenfilms seien häufige Ursachen dafür, dass die Augen brennen oder der Visus reduziert sei. Eine Benetzungslösung könne dafür sorgen, dass der Kunde auch mit Brille wieder komfortableres und besseres Sehen erreiche. Sehr häufig erlebe Wulf Kunden mit Lidrandentzündungen. Viele der Kunden seien symptomlos, in der Spaltlampe zeigen sich jedoch bereits Rötungen, Schuppen an den Lidern sowie veränderte Meibomdrüsen. Diese Veränderungen führen unweigerlich irgendwann zu Symptomen, frühes Erkennen und gute Beratung können dem vorbeugen. Unregelmäßigkeiten der Hornhaut wie sie zum Beispiel bei der Map-Dot-Fingerprint-Dystrophie auftreten, können Ursache für eine schlechte Sehleistung bei bester Brillenkorrektion sein. Mit Hilfe der Fluoroskopie seien diese gut zu erkennen, so Wulf.

Bei jeder Kontaktlinsenerstanpassung, so Wulf, sei eine Inspektion der Bindehaut – auch der tarsalen – unerlässlich. Nur so könne später beurteilt werden, ob die Bindehaut des Kunden physiologisch etwas grobkörniger sei oder ob das Tragen von Kontaktlinsen die Schuld daran habe.

Und zum Abschluss Keratokonus

Ein sehr anspruchsvolles und gleichzeitig sehr spannendes Gebiet der Kontaktoptik sei die Versorgung von Keratokonus-Patienten mit formstabilen Kontaktlinsen. Die Dankbarkeit der Kunden über die zurückgewonnene Sehschärfe, bestätige Wulf immer wieder in der Entscheidung für ihre Tätigkeit.

Fielmann Kolloquium 2019 - Spaltlampe - Sylvia Wulf
Sylvia Wulf demonstrierte live mit einer Kundin, wie sich ein Keratokonus in der Spaltlampe zeigt

Wie sich ein Keratokonus in der Spaltlampe zeigt, verdeutlichte Wulf in einer Live-Demonstration mit einer Kundin, die von ihr versorgt wurde. In Folge degenerativer Erkrankungen der Hornhaut könne es im Epithel zu Eisenablagerungen kommen. Bei einem Keratokonus lagern sich diese typischerweise zirkulär um die Konusbasis an.

In ihrer Demonstration zeigte Wulf, dass diese durch Zuschalten eines Blaufilters noch kontrastreicher hervorgehoben werden können. Im Stroma waren vertikale Spannungslinien, sogenannte Vogt-Linien zu erkennen. Die für den Keratokonus charakteristische Vorwölbung der Hornhaut sowie die Gewebeverdünnung am Apex seien mit dem optischen Schnitt darstellbar. Ausgeprägte Defekte im Epithel können im Gelbfeld der regredienten Beleuchtung detektiert werden, erläuterte Wulf, während sie die Einstellung an der Spaltlampe vornahm.

 

Alle Fotos: Fielmann Akademie

Das nächste Kolloquium der Fielmann Akademie findet am 26. Juni 2019 zum Thema „Katarakt“ statt.

 

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