Spectaris-Trendforum als Mutmacher und Feuerstelle
von Ingo Rütten,
Am 4. November hat sich ein Teil der Augenoptik-Branche wieder in Berlin zum Spectaris-Trendforum getroffen. Dieses Mal gab es schon vorab die Möglichkeit, sich zu bilden, zumindest zum Thema Screening. Der Workshop leitete den Branchentreff am Sonntag ein oder beendete wahlweise das Freizeitprogramm in der Hauptstadt. Für Spectaris-Geschäftsführer Jörg Mayer stiftet er vor allem zusätzlichen Nutzen.
„Mit Mut und Vision: Ärmel hoch!“ titelte das 23. Trendforum, das sich selbst als Lagerfeuer der Branche bezeichnet. Da setzt unsere erste Frage an Spectaris-Geschäftsführer Jörg Mayer an, mit dem wir wegen des Druckbeginns dieser Ausgabe schon vor dem Event gesprochen haben.
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eyebizz: Herr Mayer, wenn das Spectaris-Trendforum das Lagerfeuer der Branche ist, welche Rolle nimmt dann Spectaris ein: die des Holzes, des Anzünders oder des Feuers?
Jörg Mayer: Die des Campingplatzes rund um die Feuerstelle. Spectaris vertritt die Augenoptiker nur indirekt über die Hersteller, unsere Mitglieder. Die Metapher mit dem Lagerfeuer ist richtig, denn die Augenoptik ist eine emotionale Branche, die wir als ausgesprochen netzwerk-affin empfinden.
Gibt es denn genügend Romantiker, die sich über einen Abend am Lagerfeuer freuen? Anders gefragt, wird es schwieriger, die Leute nach Berlin zu locken?
Ja, es ist schwieriger geworden, das sieht man auch bei vielen anderen Veranstaltungen. Die Teilnehmerzahlen steigen nicht. Für den alten Schlag der Netzwerker sind solche Treffen nach wie vor Pflicht, auch wenn ein gewisser Spardruck ein anderes Netzwerk-Verhalten nach sich zieht.
„Für den alten Schlag der Netzwerker sind solche Treffen nach wie vor Pflicht.“
Auch die Zeit der Corona-Pandemie zeigt noch Wirkung. Grundsätzlich hat auch die nachwachsende Generation eine leicht veränderte Haltung dazu. Will heißen, auch wenn unsere Teilnehmerzahlen stabil sind, müssen wir uns modernisieren und für die jungen Leute attraktiv machen.
Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang die Trendforum-Party am Vorabend?
Sie ist wichtig! Schon deswegen, um einen anderen Auftakt ins Trendforum und die Augenoptik-Community zu ermöglichen, einen zwanglosen, bei dem man schnell mit neuen und alten Kontakten ins Gespräch kommt.
Und sie dient dazu, den Besuch in Berlin auszudehnen. Verfolgt der neue Workshop am Sonntagmittag dasselbe Ziel?
Wir möchten für den Aufwand, nach Berlin zu kommen, einen mehrfachen Nutzen bieten. Der Deep Dive am Sonntag bietet knapp drei Stunden ein rein fachliches Programm, das ist mehr als wir in den Vorjahren am Montag auf der Bühne präsentiert haben.
Das Konzept ist demnach für die Zukunft gedacht?
Ja, mit dem Workshop bieten wir zukünftig einen Mehrwert, der das Berlin-Wochenende rund macht.
Das Thema Screening aber ist eher eins, das in der Vergangenheit schon für einen Workshop und für eine Podiumsdiskussion getaugt hätte, so wie es für dieses Jahr im Programm stand.
Deswegen haben wir es in der Vergangenheit auch bereits ausführlich behandelt. Es ist seit Jahren eins strittiges Thema, dauerhaft aktuell, aber die Versorgungslage ändert sich, das Angebot muss erweitert werden.
„Die Vision ist klar, wir wissen, was zu tun ist!“
Wir als Spectaris möchten uns nicht zwischen Augenärzten und Augenoptikern positionieren, aber der Fachkräftemangel bei den Ärzten und das bekannte Stadt-Land-Problem machen umsetzbare Vorsorge-Modelle dringlicher.
Sie haben schon gesagt, Spectaris-Mitglieder sind die Hersteller. Geben sie auch die Themen fürs Trendforum vor?
Nein, die Themen kommen von uns, auch die fachlichen. Aber natürlich diskutieren wir das ein oder andere Thema in unseren Verbandsgremien – zumal dann, wenn wir unsicher sind.
Es gibt immer wieder Besucher, die fachfremde Vorträge kritisch nach dem Nutzen für sich hinterfragen. Wie wichtig sind sie für das Gelingen der Veranstaltung?
Wir überprüfen regelmäßig durch Umfragen, ob die Vorträge der Haupt-Anziehungspunkt für das Trendforum sind. Aktuelle Themen und bekannte Persönlichkeiten auf der Bühne als Key-Note-Speaker ziehen an.
„Mit Mut und Vision: Ärmel hoch!“ titeln Sie in diesem Jahr. Auf welchen Vortrag haben Sie sich im Vorfeld am meisten gefreut, welcher macht den meisten Mut?
Bei dem hochkarätigen Programm ist es kaum möglich, einen Favoriten zu nennen. Aber tatsächlich habe ich mich vorab am meisten auf Wolfgang Thierse gefreut. Wir haben in diesem Jahr das Grundgesetz gefeiert und noch vor Kurzem den Tag der Einheit. Und das in einer Zeit einer Vielzahl von Krisen, die es emotional zu bewältigen gilt. Thierse war immer jemand, der den klaren Durchblick vermittelt hat und einen Kompass hatte. Aus seinen Worten konnte man immer schon Mut und Kraft schöpfen.
Was ist denn dabei wichtiger in unseren Zeiten: Mut oder Vision?
Sowohl in der Augenoptik als auch gesamtgesellschaftlich der Mut, das ist das größere Thema. Die Vision ist klar, wir wissen, was zu tun ist. Für die Augenoptik als Beispiele nennen möchte ich die Nutzung von Künstlicher Intelligenz oder von Social Media etwa beim Recruiting. Rezepte und Ideen sind bekannt, aber es braucht Mut für die Umsetzung. Unser Ziel ist es, dabei zu helfen und Mut zu machen, diese Visionen für den Betrieb und die Mitarbeitenden positiv zu gestalten und umzusetzen.
/// Die Fragen stellte Ingo Rütten.
Artikel aus der eyebizz 6.2024 (November/Dezember)