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Podiumsdiskussion auf der opti

Start-ups in der Augenoptik: Erfolgsrezepte auf dem Prüfstand

Es herrscht ein Klimawandel bei den Start-ups, denn es werden immer weniger: Waren es 2016 noch 672.000 Neugründer, die den Sprung in die Selbstständigkeit wagten, so sank deren Zahl 2018 auf 547.000. Vier Gäste diskutierten auf dem opti-Forum mit eyebizz-Redakteur Jürgen Bräunlein darüber, was es braucht, um erfolgreich in der Augenoptik zu gründen. Heiß diskutiert wurde der Auftritt von Kilian Wagner schon im Vorfeld der Messe, weil sich unabhängige Augenoptiker über die mangelnde Meisterpräsenz des Unternehmens beschwerten.

eyebizz - opti-Forum 2020 - Start-ups Augenoptik - Podium
Viel Interesse für Dr. Jürgen Bräunlein von eyebizz (Podium Mitte) und die Diskussion zum Thema „Der Geist der aus der Flasche will“ beim opti-Forum. Die Runde war bunt gemixt mit prominenten Namen und Newcomern, die man sich merken sollte. (Bild: Dagmar V. Schwall)

Allem voran braucht es Mut – und natürlich eine gute Idee. Entsprechend lautete der Titel der Diskussion „Der Geist, der aus der Flasche will“. Rund 90 Zuhörer verfolgten die Diskussion am Freitagmittag gebannt. Schließlich konnten sie einige Impulse mitnehmen, ob als Gründer oder wacher Unternehmer.

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Zu den interessanten Aspekten gehörte die Erkenntnis, dass abweichend von der Vorstellung, dass man eine Gründer-Idee in jedem Fall konsequent verfolgen muss – im Gegenteil – auch Flexibilität vonnöten ist. Der Markt muss genau beobachtet und mitunter auch schnell und beherzt reagiert werden.

Dabei sehen vier Augen mehr als zwei. Also gründet man am besten im Team. Nur jeder vierte Gründer hat übrigens Investoren an Bord. Diese stammen meist aus der illustren Runde der „drei F“: Freunde, Familie, Fools (Verrückte). Mit Rat und Tat stehen ansonsten auch einschlägige Stellen der Industrie und Handelskammern zur Seite. Und Netzwerke sind wichtig für Neugründer – im wahren Leben genau wie im Web.

eyebizz - opti-Forum 2020 - Start-ups Augenoptik - Michael Menig - Benedict Rodenstock
Michael Menig (links): Der Nürnberger Augenoptiker gründete gemeinsam mit Iddo Zimmermann 2016 die Marke Annu Eyewear, die 3D-Druck mit Titan kombiniert: www.weareannu.comBenedict Rodenstock (rechts): Der Experte für Start-ups und digitale Transformation gründete 2006 Astutia und arbeitet hauptberuflich als Investor. Er investierte 2010 in Mister Spex, weil ihn Dirk Graber mit seiner Idee, online Brillen zu verkaufen, überzeugt hat: www.astutia.de (Bild: Dagmar V. Schwall)

Statements vom Podium:

Michael Menig: „Ich kann nur empfehlen, im Team zu gründen, am besten mit Menschen, die sich gegenseitig ergänzen. Im Übrigen darf man nicht vor viel Arbeit zurückschrecken, man muss durchhalten.“

Benedict Rodenstock: „Am wichtigsten für Investoren sind die Personen in ihrer Wirkung. Energetische Typen überzeugen am ehesten.“ „Für Investoren spielt die Musik beim Exit.“ (Anm. der Red.: Wenn die Teilhabe weiterverkauft wird.)

eyebizz - opti-Forum 2020 - Start-ups Augenoptik - Kilian Wagner - Hülya Yig-Özgen - Jürgen Bräunlein
Hülya Yig-Özgen (Mitte): Die Augenoptikermeisterin ist seit 2017 mit „Brille auf Rädern“ ohne stationäres Geschäft selbstständig und kam damit ins Halbfinale des Hessischen Gründerpreises. Unterwegs mit drei Koffern, 250 Fassungen und Refraktions-Gerätschaft denkt sie an Expansion: www.brille-auf-rädern.comKilian Wagner (links): Als Co-Founder und CEO von Viu gelang ihm mit vier Mitstreitern eine der erfolgreichsten Neugründungen in der deutschsprachigen Augenoptik der jüngsten Dekade. 2012 als Onlineshop gestartet, will die mittelständische Kette im Omnichannel mit derzeit 48 Stores in Deutschland und Europa weiterwachsen. Anhängig ist zur Zeit ein Verfahren gegen die Meisterpräsenz in Hamburg, das 2017 allerdings in Revision gegangen ist: www.shopviu.com (Bild: Dagmar V. Schwall)

Hülya Yig-Özgen: „Gestartet bin ich mit der Vorstellung, Menschen im Seniorenheim mit Brillen zu versorgen. Meine Zielgruppe sind jetzt aber vor allem Menschen, die wenig Zeit haben und die ich nach Büroschluss mit Brillen versorge: zum Beispiel Mütter mit Karriere und deren ganze Familie. Zum Start-up gehört Mut, man darf sich nicht von anderen beirren lassen und muss mit ganzem Herzen dabei sein.“

Kilian Wagner: „Es braucht eine klare Vision, trotzdem darf man sich nicht festbeißen. Sich selbst immer wieder zu hinterfragen, ist enorm wichtig, gegebenenfalls zu reagieren, gegenzusteuern. Das Wissen um den Kunden ist zentral für den Erfolg. Die Zielgruppe sollte im Auge behalten, nicht ständig gewechselt werden. Wenn sich die Kundenzufriedenheit verschlechtert, muss sofort reagiert werden. Omnichannel ist die Lösung für die Augenoptik. Für die Zusammenarbeit mit Influencern gilt: Sie darf nicht übertrieben werden – wie es einige Uhrenmarken tun. Denn eine Marke kann nicht durch die Influencer gebildet werden.“

 

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