Start-ups in der Augenoptik: Erfolgsrezepte auf dem Prüfstand
von Christine Höckmann,
Es herrscht ein Klimawandel bei den Start-ups, denn es werden immer weniger: Waren es 2016 noch 672.000 Neugründer, die den Sprung in die Selbstständigkeit wagten, so sank deren Zahl 2018 auf 547.000. Vier Gäste diskutierten auf dem opti-Forum mit eyebizz-Redakteur Jürgen Bräunlein darüber, was es braucht, um erfolgreich in der Augenoptik zu gründen. Heiß diskutiert wurde der Auftritt von Kilian Wagner schon im Vorfeld der Messe, weil sich unabhängige Augenoptiker über die mangelnde Meisterpräsenz des Unternehmens beschwerten.
Allem voran braucht es Mut – und natürlich eine gute Idee. Entsprechend lautete der Titel der Diskussion „Der Geist, der aus der Flasche will“. Rund 90 Zuhörer verfolgten die Diskussion am Freitagmittag gebannt. Schließlich konnten sie einige Impulse mitnehmen, ob als Gründer oder wacher Unternehmer.
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Zu den interessanten Aspekten gehörte die Erkenntnis, dass abweichend von der Vorstellung, dass man eine Gründer-Idee in jedem Fall konsequent verfolgen muss – im Gegenteil – auch Flexibilität vonnöten ist. Der Markt muss genau beobachtet und mitunter auch schnell und beherzt reagiert werden.
Dabei sehen vier Augen mehr als zwei. Also gründet man am besten im Team. Nur jeder vierte Gründer hat übrigens Investoren an Bord. Diese stammen meist aus der illustren Runde der „drei F“: Freunde, Familie, Fools (Verrückte). Mit Rat und Tat stehen ansonsten auch einschlägige Stellen der Industrie und Handelskammern zur Seite. Und Netzwerke sind wichtig für Neugründer – im wahren Leben genau wie im Web.
Statements vom Podium:
Michael Menig:„Ich kann nur empfehlen, im Team zu gründen, am besten mit Menschen, die sich gegenseitig ergänzen. Im Übrigen darf man nicht vor viel Arbeit zurückschrecken, man muss durchhalten.“
Benedict Rodenstock:„Am wichtigsten für Investoren sind die Personen in ihrer Wirkung. Energetische Typen überzeugen am ehesten.“ „Für Investoren spielt die Musik beim Exit.“ (Anm. der Red.: Wenn die Teilhabe weiterverkauft wird.)
Hülya Yig-Özgen:„Gestartet bin ich mit der Vorstellung, Menschen im Seniorenheim mit Brillen zu versorgen. Meine Zielgruppe sind jetzt aber vor allem Menschen, die wenig Zeit haben und die ich nach Büroschluss mit Brillen versorge: zum Beispiel Mütter mit Karriere und deren ganze Familie. Zum Start-up gehört Mut, man darf sich nicht von anderen beirren lassen und muss mit ganzem Herzen dabei sein.“
Kilian Wagner:„Es braucht eine klare Vision, trotzdem darf man sich nicht festbeißen. Sich selbst immer wieder zu hinterfragen, ist enorm wichtig, gegebenenfalls zu reagieren, gegenzusteuern. Das Wissen um den Kunden ist zentral für den Erfolg. Die Zielgruppe sollte im Auge behalten, nicht ständig gewechselt werden. Wenn sich die Kundenzufriedenheit verschlechtert, muss sofort reagiert werden. Omnichannel ist die Lösung für die Augenoptik. Für die Zusammenarbeit mit Influencern gilt: Sie darf nicht übertrieben werden – wie es einige Uhrenmarken tun. Denn eine Marke kann nicht durch die Influencer gebildet werden.“