Trendforum zum Thema Mut: Drei Fragen an Wolfgang Bosbach
von Redaktion,
Das diesjährige Spectaris-Trendforum am 11. November im Meilenwerk in Berlin beschäftigt sich mit dem Thema Mut in allen seinen Facetten – sei es mit Blick auf die Gesellschaft, sei es mit dem Fokus auf Augenoptik. Als ein Höhepunkt wird der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach die weltpolitische Lage beleuchten. Innerhalb seiner Partei gilt der in Bergisch Gladbach geborene Rechtsexperte als unabhängiger Geist und „konservativer Rebell“. Für die Bild-Zeitung ist Bosbach sogar der „Kanzler der Herzen.“
Herr Bosbach, Sie haben oft Ansichten vertreten, die innerhalb der CDU nicht von der Mehrheit geteilt wurden. Wie hält man das aus?
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Tatsächlich hatte ich mehr als einmal das Gefühl, im Politikbetrieb in Berlin in der Union Außenseiter zu werden. An der Parteibasis hatte ich dieses Gefühl jedoch nie. In der Politik habe ich immer mehr positive als negative Erfahrungen gemacht.
Zu den positiven zählt, dass man über Parteigrenzen hinweg viel Respekt erfährt, wenn man bei seinen Überzeugungen bleibt, auch wenn man in den eigenen Reihen einmal Ärger bekommt. Menschen merken, ob jemand wirklich das sagt, was er denkt oder nur eine Rolle spielt.
Was bedeutet es heute, ein mutiger Politiker zu sein?
Mut in dem Sinne, dass man ein persönliches Lebensrisiko trägt, wenn man politisch tätig ist, braucht man in Deutschland nicht. Das ist in Diktaturen anders. Allerdings gilt es heute schon als mutig, wenn man bei seiner Überzeugung bleibt, auch wenn es Gegenwind gibt.
„Respekt bekommt, wer bei seinen Überzeugungen bleibt.“
Und das genau vermisse ich bei vielen Politikern, die sich bewusst unscharf ausdrücken, in der Hoffnung, sich unangreifbar zu machen. Doch darf man die Bürgerinnen und Bürger nicht unterschätzen: Sie haben ein feines Gespür dafür, ob jemand im Ungefähren bleibt oder ob sich jemand so klar ausdrückt, dass seine politische Haltung auch nachzuvollziehen ist.
Welche Person bewundern Sie wegen ihres Mutes?
Mahatma Gandhi: Er hat der Welt gezeigt, dass man ohne Einsatz von Gewalt und Waffen ein Land verändern kann. Das gilt auch für die Bürgerinnen und Bürger bei den Montagsdemonstrationen, die für den Fall der Mauer ein großes persönliches Risiko eingegangen sind.