Die jährliche Mitglieder-Versammlung des ZVA: Der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen lud die Delegierten diesmal am 8./9. März nach Heidelberg. Auf der Agenda standen neben aktuellen Branchenzahlen und berufspolitischen Entwicklungen auch die Zukunft der beruflichen Bildung.
Nach der Begrüßung durch ZVA-Präsident Christian Müller hieß auch Matthias Müller, Vorsitzender des SWAV (Südwestdeutscher Augenoptiker- und Optometristen-Verband) als diesjähriger Gastgeber, die Delegierten herzlich willkommen.
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Ein besonderer Programmpunkt war die Verleihung des Goldenen ZVA-Ehrenzeichens an Volker Scheel für seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit. Christian Müller betonte in seiner Laudatio die Bedeutung der Zusammenarbeit mit den Schulen und die Vernetzung der Branche, die Volker Scheel stets ein Anliegen war.
In seiner Dankesrede betonte dieser die gemeinsame Arbeit im Verband und den stets offenen Umgang miteinander: „Wenn man mich fragt, was mir fehlen wird – das hier: das gemeinsame Gestalten, egal, welche Herausforderungen kommen mögen“. Mit der Wahl von Antje Tauchert zur neuen Obermeisterin könne er zudem auf eine starke Nachfolgerin setzen.
Einheitliche Fortbildung stärkt Berufskompetenz
In seinem Bericht zur aktuellen Situation hob Christian Müller die positiven Entwicklungen der vergangenen Monate hervor: „Es ist ein gutes Jahr, wenn man schafft, was man sich vorgenommen hat – und wir haben einiges erreicht. Wir sind stolz, dass wir eine gemeinsame Fortbildungs-Bewertung mit allen Verbänden der Augenoptik erreicht haben“, betonte der ZVA-Präsident mit Blick auf das COE-Bewertungs-System für einheitliche Standards in der augenoptischen Fortbildung.
Vizepräsident Kai Jaeger stellte im Verlauf der Mitglieder-Versammlung das COE-Bewertungs-System detailliert vor. Hiermit seien nicht nur Kriterien für die ZVA-Spezialisierungen und die GOL-Mitgliedschaft festgelegt worden; transparente Bewertungs-Kriterien für alle Fortbildungen in der Augenoptik und Optometrie für akademische und berufliche Abschlüsse unterstützten und vereinfachten die stetige Weiterqualifikation. Christoph Baum berichtete im Anschluss über den Status Quo bei der E-Learning-Plattform COE-Campus, die Fortbildungs-Angebote unterschiedlichster Formate bündelt und zugänglich macht.
Christian Müller unterstrich schließlich die Bedeutung einer zeitgemäßen Aus- und Fortbildung: „Wir brauchen moderne Berufsbilder für Gesellen und Meister. Sie helfen, den Beruf attraktiver zu machen und die Politik davon zu überzeugen, dass wir für Präventions-Angebote eingesetzt werden können.“ Der ZVA fordert demnach die Einführung eines optometrischen Screenings als Kassenleistung, um langfristige Gesundheitskosten zu reduzieren.
Fahrtauglichkeit mit Ortho-K belegt
Ein weiterer Erfolg sei laut ZVA die aktuell im Fachmagazin „Contact Lens and Anterior Eye“ veröffentlichte Studie zur Fahrtauglichkeit unter Verwendung von Orthokeratologie-Kontaktlinsen, die Dr. Stefan Bandlitz, Leiter der HFAK (Höheren Fachschule für Augenoptik und Optometrie in Köln) den Delegierten vorstellte.
Auf dieser Basis werde der Verband in den kommenden Monaten einen neuen Anlauf nehmen, damit Ortho-K-Linsen auch beim Autofahren rechtssicher eingesetzt werden können: „Die Veröffentlichung dieser Studie in einer internationalen Peer-Review-Zeitschrift veranlasst hoffentlich zur Zerstreuung der Bedenken, dass eine Korrektion mittels Ortho-K nicht straßenverkehrs-tauglich ist. Wir konnten nun belegen, dass der Visus auch spät am Abend stabil und vergleichbar mit Brille oder Kontaktlinsen ist und alle Sehanforderungen für die Fahr-Erlaubnis international erfüllt, genauso wie das Kontrast- und Dämmerungssehen“, so Christian Müller.
Meisterpräsenz unverzichtbar
Klaus Schmitz, Justiziar beim ZDH (Zentralverband des Deutschen Handwerks), behandelte in seinem Vortrag Rechtsfragen zur Meisterpräsenz. Er stellte klar, dass die Meister-Qualifikation in der Augenoptik essenziell sei und widmete sich der Fortbildungspflicht. ZVA-Geschäftsführer Dr. Jan Wetzel und Verbandsjustiziar Carsten Schmitt informierten über das umstrittene Betriebskonzept von Brillen.de, das einige Ordnungsämter als nicht rechtskonform angesehen und deshalb die Schließung von Standorten angeordnet haben.
„Der Erhalt der Meisterpflicht ist für unseren Berufsstand unverzichtbar und wir werden mit aller Kraft dafür kämpfen“, sagte Christian Müller. In Bezug auf den Online-Händler Amazon, der nun auch Korrektionsbrillen anbietet, könnten hingegen die Anforderungen des Medizinprodukte-Rechts interessant werden.
Der Vorsitzende des Berufsbildungs-Ausschusses, Rainer Hankiewicz, berichtete über Fortschritte bei der neuen Meisterverordnung. Die optometrischen Inhalte sollen gestärkt werden, während gleichzeitig ein erhöhter Stellenwert auf die Verantwortung des Meisters für das Medizinprodukt Brille gelegt wird. Aufgrund kritisierter Formulierungen der Ärzteschaft hat der ZVA eine Stellungnahme eingereicht, ohne dabei von den bestehenden Berufsrechten Abstand zu nehmen.
Berufspolitische Herausforderungen
Die Unsicherheiten in der politischen Landschaft durch den Bruch der Regierung hätten dafür gesorgt, dass die geplante Reform der Hilfsmittel-Versorgung stockt, wodurch das Gesetzgebungs-Verfahren neu aufgenommen werden muss. „Für uns bedeutet dies, neue Kontakte zu knüpfen, Gespräche mit den Abgeordneten der neuen Regierung zu führen und die Belange unseres Berufs neu zu erläutern“, fasste Christian Müller zusammen.
Auch eine bessere Beteiligung der Gesundheits-Handwerke an den Entscheidungen, die die einzelnen Berufe betreffen, werde eine der Kernforderungen an die Politik sein. In Bezug auf die Festbeträge der Krankenkassen für Sehhilfen, die am 1. März abgeschafft wurden, sei es nun Aufgabe des Verbandes, in neue Preisverhandlungen mit den Krankenkassen zu treten. ZVA-Vizepräsident Armin Ameloh nahm das Thema in der Folge auf und berichtete über den aktuellen Stand hinsichtlich der Versorgungsverträge im GKV-System.
Markt-Entwicklung und Branchenzahlen
Thomas Heimbach, Vorsitzender des Betriebswirtschaftlichen Ausschusses beim ZVA, skizzierte die strukturellen Veränderungen der Branche, insbesondere den Betriebsrückgang und die zunehmende Filialisierung. Insgesamt sei der Branchen-Umsatz stationär um drei Prozent gestiegen, der Online-Handel bleibe weiter marginal.
Der Anteil der Kontaktlinsen-Träger in Deutschland liege mit 6,2 Prozent im europäischen Vergleich weiter auf den hinteren Rängen. Die größte Hemmschwelle gebe es im Kopf der Augenoptiker – wenn Kunden Kontaktlinsen aktiv angeboten würden, sei eine hohe Wertschöpfung möglich, erklärte Heimbach.
Michael Sommer vom Institut für Demoskopie Allensbach stellte Erkenntnisse aus der 26. Brillenstudie 2024/25 vor. Die daraus gewonnenen Daten fließen in den ZVA-Branchenbericht ein, der Ende April veröffentlicht wird.
ZVA-Kommunikation und Imagekampagne
Giovanni Di Noto, Vorsitzender des ZVA-Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, informierte über die Projekte der Verbands-Kommunikation wie den erfolgreichen Relaunch der Websites zva.de und innungsoptiker.de. Die intensivierte Öffentlichkeits-Arbeit des Verbandes habe sich in einer höheren Zahl an Presse- und TV-Anfragen niedergeschlagen. Ole Puls, Kreativdirektor der Agentur komm.passion, stellte die neue Ausrichtung der Imagekampagne „Ihre Innungsoptiker“ vor, die im Mai startet.
„Mit zahlreichen Fachdiskussionen und Beschlüssen setzte die Mitglieder-Versammlung 2025 wichtige Impulse für die Zukunft der Augenoptik. Der ZVA wird die Interessen der Branche weiterhin mit Nachdruck vertreten.“